Die Entscheidung der schwedischen Notenbank ist ein Hammer. Heute gab die Riksbank bekannt, dass sie ihre Devisenreserven kräftig umgeschichtet hat: Raus aus dem Dollar, rein in den Euro. Die Gemeinschaftswährung hat nun ein Gewicht von 50 Prozent an den Devisenreserven, der Dollar nur noch eines von 20 Prozent. Schweden ist das erste Industrieland, das sich so klar gegen den Dollar ausspricht. In den vergangenen drei Jahren haben vor allem Entwicklungsländer ihre Reserven in Richtung Euro umgeschichtet, wennglich der Dollar dort noch immer dominant ist. Die Industrieländer hielten still.
Table 1: Reallocation of currencies in the reserve
Currency 1) | Reallocation | Earlier allocation | Change |
EUR | 50% | 37% | +13% |
USD | 20% | 37% | -17% |
GBP | 10% | 11% | -1% |
NOK | 10% | 0% | +10% |
AUD | 5% | 3% | +2% |
CAD | 5% | 4% | +1% |
JPY | 0% | 8% | -8% |
Quelle: Sveriges Riksbank
1) EUR – euro; USD – US dollar; GBP – pounds sterling; NOK – Norwegian krona: AUD – Australian dollar; CAD – Canadian dollar and JPY – Japanese yen.
Natürlich spekuliert eine Notenbank nicht. „Wir wollten den Effekt der Wechselkursbewegungen auf unser Portfolio dämpfen, um das Risiko zu reduzieren“, sagte Christian Johansson, Chef des Anlagedepartements der Notenbank. Das hört sich vernünftig an. Und auch der Rauswurf des Yen und die Hereinnahme der norwegischen Krone sprechen für diese Art Motivation. Darüber hinaus ganz nebenbei ein großes Lob an die Schweden, die im Gegensatz zur Bundesbank wenigstens transparent erläutern, warum sie ihre Reserven wie strukturieren. Die Bundesbank hat bis heute dem Souverän noch keine Erklärung geliefert, warum sie stur an den riesigen Mengen Gold festhält.
Die entscheidende Erkenntnis aus dem Schritt der Riksbank lautet: Der Dollar wird irrelevant. Die Weltleitwährung verliert immer mehr Anziehungskraft. Das hierarchische Weltwährungssystem franst an der Spitze immer stärker aus. Eigentlich müssen alle Länder mit frei schwankenden Wechselkursen einen Großteil ihrer Reserven in der wichtigsten Währung halten, denn nur sie bedeutet echte Liquidität, nur sie ist im Fall von Krisen als Zahlungsmittel uneingeschränkt einsetzbar.
Es sieht ganz so aus, als ob der Dollar diese Rolle kaum mehr ausfüllt, oder eben nicht mehr besser ausfüllt als der Euro. Ein Wechsel in der Währungshierarchie ist noch nicht in Sicht. Aber die Leitwährungsprämie des Dollar schrumpft. Das ist mit Blick auf das große Leistungsbilanzdefizit und seine Finanzierung nicht unerheblich. Der Euro ist mit der heutigen Entscheidung noch ein Stück näher an den Doller gerückt. Der Euro hat einen weiteren Punktsieg errungen (vgl. einen älteren ZEIT-Artikel „Euro Superstar“).
Was heißt das alles für den Wechselkurs? Es hilft dem Euro, der seit ein paar Tagen am oberen Ende des Handelsbandes notiert, den Ausbruch über 2,24 1,24 Dollar jedoch noch nicht geschafft hat. JP Morgan schrieb in einer kleinen Research Note: „Die Riksbank ist die erste der großen Zentralbanken, die so explizit zwischen Dollar und Euro getauscht hat. Aber sie wird nicht die letzte sein.“