… sagt Ali Ertan Toprak, der Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde in Deutschland.
Derweil bemüht sich die Alevitische Gemeinde in Deutschland, Vertreter der liberalen Glaubensrichtung des Islam, um Schadensbegrenzung. Ein Vertreter äußerte sich besorgt über die Stimmungsmache in den türkischen Medien und ruft zu Besonnenheit auf. „Der tragische Tod von Menschen eignet sich nicht für hetzerische Spekulationen durch die türkischen Medien. Die sind gut beraten, die Ergebnisse der polizeilichen Untersuchungen abzuwarten und von einer Spaltung der Gesellschaft in Täter- und Opfergemeinschaften abzusehen“, erklärt der Generalsekretär Ali Ertan Toprak in einer Presseerklärung.
Mit Unverständnis reagierte Toprak auf die Entsendung von türkischen Expertenteams nach Ludwigshafen: „Die türkischen Ermittler und Staatsminister sind gut beraten ihre Hausaufgaben zunächst in der Türkei zu machen. Die Brandanschläge auf Aleviten in der türkischen Stadt Sivas im Jahre 1993, bei der 37 Menschen ums leben kamen, warten bis heute noch auf Aufklärung.“ Die türkischen Experten sollten viel lieber ihre Energie für die Aufklärung der Tausenden politischen Morde in der Türkei stecken, so Toprak weiter. „Viel zu oft führen die Spuren in den türkischen Sicherheitsapparat. Ausgerechnet die wollen in Deutschland die Brandursache ermitteln?“
Die türkische Regierung schickt nun eigene Ermittler nach Deutschland. Neun Menschen sind am Rosenmontag in Ludwigshafen einem Hausbrand zum Opfer gefallen, darunter fünf Kinder und eine Schwangere, allesamt türkische Staatsbürger. Ministerpräsident Beck betont, es gebe keine Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Anschlag.
Beck hat sich damit sehr früh festgelegt, indem er einen xenophoben Hintergrund ausschloss, bevor irgendein Ermittler das Haus überhaupt betreten konnte. Hoffentlich beruht diese Festlegung auf Informationen der Sicherheitskräfte und nicht nur auf verständlichem Wunschdenken. Die „Rheinpfalz“ berichtet von Drohungen gegen die im Haus ansässige Familie Kaplan, nachdem dort ein türkisches Café eingerichtet worden sei.
Eine umgekehrte Festlegung zu der Aussage Becks kann man in der türkischen Presse beobachten, die seit Tagen schon suggeriert, ein Anschlag sei bereits erwiesen – mit teils unverantwortlichem Zungenschlag. Türkiye etwa schreibt heute mit Bezug auf Solingen: „Sie haben uns schon wieder verbrannt“. Die Polizei ermittelt derweil in alle Richtungen. Ein Kind will vor Ort »einen Knall« gehört, ein anderes einen Mann »mit einem Feuerzeug« im Flur gesehen haben. In Ankara hat Ministerpräsident Erdogan den deutschen Innenminister Schäuble darum gebeten, die türkischen Ermittler an der Untersuchung zu beteiligen. Ist das ein Misstrauensvotum gegen die deutschen Behörden?
Nein. Wolfgang Schäuble hat gut daran getan, den türkischen Wunsch freundlich aufzunehmen. Die Anwesenheit der Ermittler hilft zunächst einmal, das Aufkommen von Verschwörungstheorien zu verhindern, die im derzeitigen erregten Debattenklima gut gedeihen. In der türkischen Presse wird ja bereits über Neonazis als Brandstifter spekuliert. Wenn Erdoğan hofft, es werde »kein neues Solingen« geben, spricht er der deutschen Politik damit aus dem Herzen. In diesen Tagen wird er in Deutschland erwartet. Es wird zur Sachlichkeit beitragen, wenn der türkische Regierungschef sich ein Bild vom Schreckensort macht.
Die Ludwigshafener Tragödie weckt nicht nur Erinnerungen an den rassistischen Anschlag von Solingen, sondern auch an Berlin-Moabit, wo vor drei Jahren neun Menschen durch das Zündeln eines Zwölfjährigen starben.
Was auch immer die Experten finden werden, die türkische Beteiligung an den Ermittlungen kann einen Flächenbrand verhindern helfen.
Der deutsche Abenteurer und Menschenrechtsaktivist Rüdiger Nehberg hat mit seiner Organisation „Target“ einen bedeutenden Schritt zur Ächtung der Genitalverstümmelung getan.
Alle maßgeblichen ägyptischen islamischen Autoritäten unterstützen die Ächtung der FGM (female genital mutilation). Durch Nehbergs Initiative wurde jetzt ein Buch gegen FGM produziert, das in 90.000 Moscheen Ägyptens verteilt wird.
Siehe da: Der Islam trennt sich von einem Brauch, der vielerorts und lange Zeit als islamisch geboten dargestellt wurde. Die Kriterien der Menschlichkeit haben sich verändert – letztlich geht es hier um das Recht der Frau auf körperliche Unversehrtheit und eine eigene Sexualität – , und so verändert sich auch die Herleitung scheinbar unverrückbarer Sitten.
Ich sehe darin einen möglichen Anfang für ein anderes Frauenbild.
Der gesamte Text ist hier auf Deutsch zu lesen.
Ahmad Soleimani, ein iranischer Schauspieler, stellt Jesus in einem Film des iranischen Regisseurs Nader Talebzadeh dar. AFP berichtet:
„The bulk of „Jesus, the Spirit of God“, which won an award at the 2007 Religion Today Film Festival in Italy, faithfully follows the traditional tale of Jesus as recounted in the New Testament Gospels, a narrative reproduced in the Koran and accepted by Muslims.
But in Talebzadeh’s movie, God saves Jesus, depicted as a fair-complexioned man with long hair and a beard, from crucifixion and takes him straight to heaven.
„It is frankly said in the Koran that the person who was crucified was not Jesus“ but Judas, one of the 12 Apostles and the one the Bible holds betrayed Jesus to the Romans, he said. In his film, it is Judas who is crucified.“
p.s.: So sieht die populäre iranische Vorstellung den verehrten Imam Ali. Wem die Ikongrafie irgendwie bekannt vorkommt, der ist sicher Orientalist.
Die Londoner Times hat eine sehr hilfreiche Liste erstellt: Die 20 wichtigsten Blasphemie-Skandale der jüngsten Zeit. Bewertet wurden die Ereignisse nach Vulgarität, kriminellem Charakter (entsprechend der jeweils geltenden Gesetze), nach politischer und religiöser Wirkung und nach der Zahl der Toten im Gefolge der Blasphemie.
20. Jesus Christ Superstar
19. Popetown (TV-Serie)
18. Chocolate Christ
17. Ecce Homo (Jesus auf Fotos mit Transsexuellen)
16. Hl. Maria mit Ratte (Cover der slowenischen Band Strelnikoff)
15. Jerry-Springer-Oper (in London, mit einem inkontinenten Jesus)
14. Das Leben des Brian
13. Rude Buddha
12. Gilbert & George – Ausstellung „Sonofagod“ („God loves fxxxing“)
11. Der Jack Hobbs-Fall (Muslime in Indien waren empört über Cartoons – im Jahr 1925)
10. „The Profit“ (Film über Scientology, verboten in USA)
9. Bezhti (ein Stück über Sikhs und Gewalt)
8. Der Koran auf Klopapier
7. Die Jungfrau Maria von Chris Ofili (mit pornographischen Bildern von Vaginen)
6. Penis am Kreuz von Danuta Nieznalska
5. Videospiel The Fall of Man (Ballern in der Manchester-Kathedrale)
4. Submission von Theo van Gogh
3. Piss Christ
2. Die satanischen Verse
1. Mohammed-Cartoons in Jyllands-Posten
Diese Liste ist natürlich nur eine Möglichkeit. Aus deutscher Perspektive würde natürlich Achternbuschs „Gespenst“ unbedingt hineingehören. Und noch viel dringender natürlich George Grosz mit seiner Zeichnung von 1928.
Deutlich ist jedoch, dass es sehr viel leichter ist, grob beleidigende, extrem vulgäre und pornographische Akte gegen das Christentum und seine Symbole zu finden, als im Fall aller anderen Weltreligionen.
Und übrigens: Was die Todesopfer durch die Beleidigten betrifft, führt der Islam mit 140:0, wenn man die obige Liste zugrunde legt.
Juan Cole schreibt über die jüngsten Attentate im Irak, bei denen Frauen beteiligt waren:
…the bombings suggest neither that „al-Qaeda“ is running out of men nor that it is desperate. Women were used because they would be less likely to be closely searched, in a society where gender segregation and female honor and chastity are important values. The story that the women had Downs syndrome seems unlikely to be true; you wouldn’t trust a sensitive terror plot to someone without their full faculties. Rather, the bombings show that the Sunni Arab guerrillas seeking to destabilize Iraq have not been defeated and are still capable of making a big strike right under the noses of the surge troops.
Ich denke, er hat Recht damit. Mich erinnerten die Attentate an den großartigen und erschreckenden Film „The Battle of Algiers“ von Gillo Pontecorvo. In diesen Film ist unser ganzes Verhängnis schon enthalten: Guerillakampf in den Städten, eine sich islamisierende Antikolonialguerilla, die Folter im Namen der Freiheit und der zivilisierenden Mission des Westens, und schließlich die Barbarei der Attentate des Widerstands gegen Zivilisten (wenn auch noch ohne „Märtyrertum“). Kein Wunder, daß man den Film 2003 im Pentagon vor höheren Chargen vorgeführt hat – er ist ein Mentekel für unsere Lage im Irak und in Afghanistan.
In Pontecorvos Film über den algerischen Freiheitskampf der mittfünfziger Jahre – 1965 entstanden – kann man auch schon sehen, wie der algerische Widerstand beginnt, die Frauen einzusetzen. In einer Szene überwindet eine verschleierte Frau die französische Straßensperre. „Rühr ihre Frauen nicht an“, sagt der eine Soldat zum anderen. Nachdem die Frau durch ist, reicht sie einem FLN-Mann eine Pistole, mit der er einen Soldaten erschießt.
Das Grausigste aber sind für mich die Frauen, die sich für eine Welle von Attentaten auf Cafés und Wartesäle zur Verfügung stellen. Ihre Camouflage besteht nicht in der Verschleierung, sondern im Gegenteil in der Übernahme eines westlichen Stils. Sie tragen die Haare offen, tragen Kleider mit Ausschnitt und bloßen Armen. Sie flirten mit den Soldaten und mit den Opfern ihrer Bomben in den Cafés. Dann gehen sie davon und sehen zu, wie Dutzende in Stücke gerissen werden. Der unterdrückerische Westen wird durch die Stadtguerilla in die Knie gezwungen.
Man ahnt schon die Meinhofs und die Ensslins – die unter anderem von diesem Konzept inspiriert wurden zu ihren Bombenkampagnen -, und man sieht durch diesen Film schon die heutigen „Märtyrerinnen“ aus dem Irak, die eine andere Camouflage benutzen, um den Schrecken in die Herzen der Besatzer und ihrer „Kollaborateure“ in der Bevölkerung zu sähen.
Den Film kann man genialer Weise vollständig auf Youtube sehen. Die beiden Segmente mit den Frauen, die sich dem Aufstand zur Verfügung stellen, sind hier und hier.