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Wer steckt hinter Nürnberg 2.0?

Die Pranger-Website Nürnberg 2.0 wird in den Vereinigten Staaten gehostet. Dahinter steckt ein selbst ernanntes „Netzwerk Demokratischer Widerstand“. Ich hatte bereits vermutet, dass dahinter wiederum die größte Krawallschachtel der Szene steckt: Michael Mannheimer, der mit seinem Aufruf zum gewaltsamen Widerstand gegen die „Islamisierung“ Aufsehen erregte.

Heute findet sich auf dessen Facebook-Seite folgende Anregung eines gewissen Bernd Lau (sic) von der Partei „Die Freiheit“ (Dank an R. Ambs):

Hallo Michael,ich denke in anbetracht des Bevorstehenden Rücktritts von Wulf,sollten wir nun daran gehen,dass Nürnberg 2.0 auszuformulieren. Diese Politerkerbande die unserem Volk soetwas angetan hat,kann ruhig erfahren,wass ihnen blüht.Anklagepunkte:Veruntreuung von Volksvermögen,Erlassen von Gesetzen zum Nachteil der Deutschen,Verschuldungsproblematik,Plünderung der Sozialsystheme durch Sozialabkommen mit dem Ausland,Bevölkerungsaustausch durch ungebremste Zuwanderung,Vernichtung unserer Kultur und Sprache und letztendlich Preisgabe unseres Territoriums. Bernd DIE FREIHEIT Marzahn-Hellersdorf

(Die Vernichtung „unserer Sprache“, werter Namensvetter, ist in der Tat weit vorangeschritten, „in Anbetracht des bevorstehenden Rücktritts von Wulff“ und der geplünderten „Sozialsysteme“.)

Was ich eigentlich sagen wollte: Da es doch angeblich so schwer ist herauszufinden, wer die Hetze auf Nürnberg 2.0 betreibt: Sollte man dieser Spur nicht mal nachgehen, lieber VS?

 

 

Islamistischer Kulturkampf in Ägypten?

Die Tatsache, dass das islamistische Lager bei den Wahlen in Ägypten einen Zweidrittelsieg davonzutragen scheint, ist für alle Beobachter (innen wie außen) frappierend. Mit einem so eindeutigen Ergebnis hatte kaum jemand gerechnet. Die Muslimbrüder würden sehr gut abschneiden, das war klar. Aber dass die Salafisten auch derartig abräumen würden, hatten die wenigsten auf der Rechnung.

Nun sind zwei wichtige Fragen zu klären: Gibt es ein islamistisches „Lager“ – und ist das Ergebnis tasächlich so eindeutig? Mit anderen Worten: Um welche Art von Mandat des Wählers handelt es sich? Beziehungsweise: Wie werden die siegreichen Parteien es auslegen?

Die Muslimbruderschaft steht vor einer Wahl, die sie sich so wohl auch nicht vorgestellt hatte. Man war darauf eingestellt, nun endlich den Lohn für Jahrzehnte der Untergrundarbeit einzuheimsen und den Sieg über die verhassten Säkularen einzufahren. Das ist zwar einerseits gelungen, aber die Freude ist getrübt durch das erfolgreiche Abschneiden der Salafisten, die die MB gesellschaftspolitisch locker in allen Belangen rechts überholen. Die MB wird also überhaupt keine Zeit haben, sich als konservativer Anker der islamischen ägyptischen Gesellschaft zu profilieren. Sie wird sich von Anfang an als Partei der Mitte profilieren müssen – analog zu den konservativen christlichen Parteien Europas.

Oder: Sie macht gemeinsame Sache mit den Salafisten und rückt entschieden nach extrem rechts. Das würde aber möglicherweise ihre Stellung als Partei der konservativen Aufsteiger gefährden (der Ärzte, Ingenieure und Studenten), die schon aus eigenem wirtschaftlichem Interesse keine Isolation Ägyptens im Zeichen der langen Bärte und Pumphosen wünschen.

Wie sich die MB entscheidet (und ob sie das tut), wird die eigentliche Zukunftsfrage Ägyptens werden. Das gute Abschneiden der Extremisten zu ihrer Rechten ist für die Muslimbrüder jedenfalls eine hoch ambivalente Angelegenheit. Einerseits bestätigt es das eigene Weltbild von Ägypten als einem zutiefst islamisch geprägten Land. Andererseits zwingt es die MB zur Präzisierung ihrer politischen Vorstellungen im Kontrast zum Salafismus – und nicht zu denen der säkularen Kräfte, wie man es gewohnt war. Das kann unangenehm werden, denn nichts scheut man unter islamistischen Brüdern so sehr wie eine offene Debatte über den rechten Weg.

Einen Vorgeschmack kommender Kulturkämpfe im islamistischen Lager liefern die Vorgänge um die selbst ernannte religiöse Sittenpolizei junger Salafisten. Diese Komitees, die sich an den saudischen Moralwächtern orientieren, haben begonnen, Inhaber von Geschäften zu terrorisieren. Natürlich geht es gegen den Verkauf von Alkohol, gegen Glücksspiel und dergleichen. Aber auch Schönheitssalons sind schon ins Visier der Bärtigen geraten. In der Stadt Benha im Nildelta ist eine Truppe von Sittenwächtern von den Frauen verprügelt worden, wie Bikyamasr berichtet:

„when they burst into a beauty salon in the Nile delta town of Benha this week and ordered the women inside to stop what they were doing or face physical punishment, the women struck back, whipping them with their own canes before kicking them out to the street in front of an astonished crowd of onlookers. (…)

In addition to invading shops, the ‚morality police‘ also smashed Christmas trees and decorations in front of stores and malls, declaring the celebration of Christmas ‚haram‘ or forbidden. Salafi sheiks have also banned the sending of Christmas greetings, prompting the more moderate Muslim Brotherhood to broadcast messages of Christmas cheer to their Christian brethren.“

Eine interessante Situation ergibt sich daraus auch für die Al-Azhar-Universität, die vom ägyptischen Staat kooptierte und kontrollierte, viel zitierte „höchste sunnitische Autorität“. Genau wie die MB muss sie nun eine Haltung zu den Salafisten finden, die sich anschicken, den reinen Islam nach ihrem Verständnis mit Straßenterror und Einschüchterung per Bambusrute durchzusetzen.

„Sunni sheiks from Cairo’s respected Al Azhar mosque and university called an emergency meeting January 4 to discuss the problem, and declared that the Salafi morality police had no legitimate or legal authority on the street, according to Ahramonline.

Two days later, Egyptian former mufti Nasr Farid who was once responsible for issuing religious edicts or fatwas based on Sharia law agreed, stating that the young vigilantes were usurping state authority and did not have the jurisdiction to impose their concept of religious law.

In response, the group pointed to the al Nour party’s recent election triumph in which they won nearly 30 percent of parliament seats, as giving them a mandate to enforce Sharia law. They claimed they not only had the backing of members of Al Nour’s leadership council, but that al Nour leadership had in fact provided the funding to mobilize young volunteers.

The Al Nour party’s Facebook page however denied financing the group.

In a desperate effort to gain control of their public message, Al Nour party officials have tried to control the actions of their followers and silence individual Salafi sheiks, like Abdel Moneim el Shahat in conservative Alexandria, who has suggested covering the “obscene” figures on Egypt’s ancient monuments with wax.

The young members of the morality police held their first meeting this week, according to a report in the Al Masry Al Youm newspaper, ‚to determine the tasks and geographical jurisdictions of the first volunteers, who would monitor people’s behavior in the street and assess whether they contradicted God’s laws. Volunteers would wear white cloaks and hold bamboo canes to beat violators and later would be provided with electric tasers‘.“

Wie auch immer der Machtkampf im islamischen Lager ausgeht, eines scheint fest zu stehen: Für Ägyptens Frauen, für religiöse Minderheiten und säkular gesinnte Bürger kommen harte Zeiten.

 

Mohammed als Vorbild?

Folgende Anmerkung des Mitbloggerns N. Neumann im vorigen Thread verdient es, nicht im Rauschen unterzugehen:

„Man kann sicher sagen, dass es absurde Züge hat, sich jemanden, der vor 1400 Jahren lebte, zum Vorbild zu nehmen. Wobei das nicht bedeuten muss, dass Intellektuelle, Feldherren und/oder Herrscher aus dem 19. oder 20. Jahrhundert zwingend bessere, oder sagen wir: allgemein sozialverträglichere Vorbilder sind, zumal deren Welt unserer heutigen mehr ähnelt als jener zu Mos Lebzeiten.

Und dann kommt es schon sehr darauf an, ob jemand so etwas wie ‚Du sollst nicht stehlen‘ auf ihn zurückführt und sich daran hält oder ob er dessen Vorbildhaftigkeit so interpretiert, dass er das ganze Jahr in Sandalen sowie Hosen mit Hochwasser herumläuft, sich die Zähne mit irgendeiner Rinde putzt und findet, dass sich der Rest der Menschheit genauso verhalten sollte.

Auch kann es als problematisch gelten, wenn ein Religionsstifter auch Feldherr und Herrscher war. Aber hier kommt es wieder darauf an, ob diese Praxis und wenn ja, was davon, als in die heutige Zeit übertragbar erachtet wird.

Wenn bestimmte ‚Islamkritiker‘ auf diesem Hintergrund nun meinen, dass alltägliche Kriminalität unter Jugendlichen mit ‚islamischem‘ Migrationshintergrund auf diese Person aus der Spätantike zurückzuführen sei oder gläubige Muslime, die den rustikalen Teil von Mohammeds politischer Praxis historisieren, Taqqiya betrieben, dann ist das intellektuell wirklich sehr dürftig. Letzteres ist im Prinzip nichts Anderes als Salafismus unter umgekehrten normativen Vorzeichen.“

 

„Nürnberg 2.0“: Lau bereitet islamische Gesinnungsdiktatur vor

Von einem Freund wurde ich darauf hingewiesen, dass ich es nun auch zu der zweifelhaften Ehre gebracht habe, an dem Internetpranger der rechtsextremen Islamhasserszene mit dem lachhaften Namen „Nürnberg 2.0“ gelistet zu sein. Die Vorstellung, man müsse „Wegbereiter der Islamisierung“ wie mich für einen kommenden Prozess vormerken, einen Kriegsverbrecher-Prozess nach dem Vorbild des Nürnberger Prozesses am Ende des Dritten Reiches, teilen die unbekannten Initiatoren übrigens  mit Anders Breivik.

Ups, damit habe ich dann wohl schon wieder einen Anklagepunkt mehr in meiner Akte (s.u.).

Mach ich mir Sorgen? Nein. Jedenfalls nicht um meine persönliche Sicherheit. Ich habe es vergleichsweise leicht damit, denn ich bin für diese Leute zwar ein Volksverräter, aber immerhin ein Herkunfstdeutscher. Ich muss also nicht mit dem Hass umgehen, den allein schon ein Name wie Gülay, Akyün, Kiyak, Mazyek, Öney, Özdemir oder Ozoguz oft mit sich bringt. Ich werde nicht bei der geringsten Aufmüpfigkeit von Dutzenden Leserbriefschreibern symbolisch ausgebürgert und „zurück nach Anatolien“ gewünscht. Ich muss bisher nur präpotente Blogkommentatoren aus der PI-Szene aushalten, die sich in ihrer Dummheit und Verblendung selber demontieren. Also ruhig Blut.

Aber, aber, aber…

Die Radikalisierung, ja die derzeitige geistige Mobilmachung in diesem Milieu, ist allerdings bedenklich. Michael Mannheimer, der Nürnberg 2.0 heftig in seinem Blog bewirbt, schreibt seit Wochen immer wieder in Variationen, es sei ein „Völkermord an den Deutschen“ im Gange, vorbereitet und flankiert durch Leute, wie sie auch auf „Nürnberg 2.0.“ angeprangert werden. Und wenn ein „Völkermord“ verhindert werden kann, wird da nicht Widerstand zur Pflicht? Mit allen Mitteln? So wird der Anti-NS-Mythos „Nürnberg“ in die Selbstermächtigungsphantasien islamhassender Rechtsradikaler eingearbeitet.

Crazy.

Am liebsten würde ich sagen: Das ist so durchgeknallt, das kann doch keiner ernst nehmen. Das ist Realsatire. Seit dem letzten Juli und seit den Enthüllungen über die „NSU“  fällt mir das schwer.

 

Hier die unvollständige Anklage-Akte:

 

Verfassungsschutz nimmt Islamhasser ins Visier

Mit Freude habe ich heute die Meldung gelesen, dass der Verfassungsschutz ernsthaft prüfe, ob und wie die rechtspopulistisch-islamhassende Szene zu beobachten sei. „Beobachten“ ist dabei ein rechtlich eingegrenzter Begriff, der nicht mit dem alltagssprachlichen „im Auge behalten“ verwechselt werden sollte. Einer vom Verfassungsschutz beobachteten Organisation anzugehören, kann unter Umständen rechtliche Konsequenzen haben (zum Beispiel die Verweigerung der Einbürgerung bei Anhängern islamistischer Gruppen).

Ich habe hier vor einigen Monaten gefordert, dass der Verfassungsschutz die Szene um PI und Teile der „Freiheit“ sowie die „Pro“-Bewegungen beobachten soll. Gut, dass das nun vorankommt, obwohl man dem VS ja nach den Enthüllungen über die Nazi-Mordserie (zu Unrecht, jedenfalls in generalisierter Form) nicht mehr über den Weg traut. Ein großes Kompliment gebührt den Kollegen von Berliner Zeitung/ Frankfurter Rundschau für ihre ausgezeichnete Enthüllungsarbeit, die wohl letzte Zweifel bei den Behörden beseitigt haben sollte.

Der Leiter des Hamburger VS, Murck, erläutert heute in der Berliner Zeitung:

Wir dürfen nur nachrichtendienstlich beobachten, wenn es klare Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die demokratische Grundordnung gibt. Diese können von einer Gruppe oder Organisation ausgehen, aber auch von Publikationen, in diesem Fall Websites. Bei Angriffen auf die vom Grundgesetz geschützten Menschenrechte ist der Verfassungsschutz eindeutig zuständig, solche Angriffe finden sich auf islamfeindlichen Seiten häufig. Unsere bisherigen Erkenntnisse zeigen, dass Muslimen häufig die Menschenwürde bestritten wird, man betrachtet sie nicht als gleichwertige Rechtssubjekte. Angriffe auf die in Artikel 4 des Grundgesetzes geschützte Glaubensfreiheit stehen im Zentrum dieser Bestrebungen.

… wie jüngst auf dem Anti-Islam-Blog „Politically Incorrect“. Da wurden Muslime im redaktionellen Teil vor die Wahl gestellt: „Abschwören oder ausreisen.“

Formulierungen dieser Art sind Anhaltspunkte für extremistische Bestrebungen. Um eine Website insgesamt als Beobachtungsobjekt einstufen zu können, bedarf es aber einer Verdichtung solcher Belege. Angriffe auf die Grundrechte sind für uns auch eindeutiger zu belegen als verklausulierte Angriffe auf den Rechtsstaat, wie die genannten Drohungen mit dem Tag X. Zumindest bigott sind auch die verbreiteten Szenarien zu einem angeblich bevorstehenden Bürgerkrieg: Man gibt sich besorgt, dass dieser Krieg bevorstehe, fördert ihn aber faktisch.

Wie das?

Durch Gewaltaufrufe auf einschlägigen Seiten. Berüchtigt ist etwa der Aufruf von Michael Mannheimer an die Deutschen: „Erhebt euch von euren Sofas! Geht auf die Straßen! Greift zu den Waffen, wenn es keine anderen Mittel gibt!“

Eine Meldung aus den letzten Tagen zeigt, dass der Zug in der Szene weiter in Richtung Radikalisierung fährt. Michael Stürzenberger, der ehemalige CSU-Mann, der maßgeblich in der Münchener PI-Gruppe und der bayerischen Sektion der „Freiheit“ aktiv ist, wurde auf dem Bundesparteitag der „Freiheit“  in den Vorstand gewählt. Der Vorsitzende Stadtkewitz hat sich hinter ihn gestellt. Und das, obwohl (oder weil?) Stürzenberger kürzlich mit seinem verfassungsfeindlichen Manifest („Thesenpapier gegen die Islamisierung“) selbst moderatere Teile der Szene verprellt hatte, wie etwa den bayerischen „Freiheits“-Politiker Christian Jung, der gegenüber der FR sagte, Stürzenbergers Aufsatz sei nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Vor allem die Forderung, Muslime, die nicht abschwören, sollten zur Ausreise gezwungen werden, hatte die Freunde Stürzenbergers alarmiert, die zuvor seine jahrelange Hetze unter dem Namen „byzanz“ durchaus goutiert hatten.

Nun also byzanz im Bundesvorstand! Gut so, ein Grund mehr, auch diesen Laden demnächst zu beobachten.

Ich bleibe bei der Einschätzung, die ich hier schon öfter dargelegt habe: Diese Leute haben (derzeit) politisch keine Chance, breitenwirksam zu werden und die grundgesetzlichen Garantien in ihrem Sinn zu verändern.

Aber kann man sich auf Dauer sicher sein, dass das auch so bleibt? Noch glaube ich das. Damit ist die Szene aber nicht ungefährlich, ebenso wie radikale Islamisten, die wir ja auch beobachten, obwohl ihre Chancen, Deutschland zum Scharia-Staat zu machen, gleich null sind.

Denn: Im Debattenmilieu der Islamhetzer werden apokalyptische Ängste geschürt, es wird eine Endkampf-Stimmung verbreitet und es werden die Hemmschwellen gegenüber gruppenbezogenem Hass gesenkt, was auf Einzeltäter oder auch Gruppen wirken kann, die endlich „etwas tun“ wollen gegen die vermeintliche Islamisierung unserer Gesellschaft. Unzweideutig handelt es sich hier um ein Vorfeld der Radikalisierung, wie es auch einschlägige linksextremistische oder islamistische Websites darstellen.

Die Versuche der klassischen Neonazis, sich an diese Szene und ihren Massenappeal anzuhängen sind offensichtlich. Seit etwa anderthalb Jahren bekomme ich regelmäßig Mails des NPD-Strategen Jürgen Werner Gansel, der „Moslem-Feindschaft und Islam-Kritik als politische Türöffner“ benutzen möchte. Er träumt davon, auf einer Welle der Islam-Kritik die Nazi-Ideologie mehrheitsfähig zu machen. Da wird sogar der Antisemitismus zurückgestellt, der hierzulande aus historischen Gründen nicht mehr für diese Funktion infrage kommt. Der Moslem ist als Ersatz-Feindbild zur Hand. Einen Stürzenberger kann Gansel kaum noch überbieten in seiner Radikalität. Die Pro-Israel-Bekenntnisse haben die Funktion, diese Übereinstimmung der Rechtspopulisten mit den Rechtsradikalen zu überspielen.

Gut zu wissen, dass die Behörden da ein Auge drauf haben.

 

Neue islamistische Gewalt gegen Christen und Jeziden im Irak

Aus dem irakischen Norden, der bisher ein sicherer Hafen für die bedrängten Christen im Irak zu sein schien, erreichen mich beunruhigende Berichte. Der Autor, der mir persönlich bekannt ist, will aus Gründen der persönlichen Sicherheit nicht genannt werden. Die erwähnten Ereignisse wurden auch von der Gesellschaft für bedrohte Völker berichtet. In deutschen Medien fanden sie bisher kaum Erwähnung (hier ein Bericht des Guardian). Im folgenden dokumentiere ich den Text meines Bekannten:

Christians and Yezidis in Kurdistan Region (KR) in Iraq were stunned on Friday 2 Dec 2011, by attacks on their businesses, religious and social institutions.

The attacks began by an apparently small demonstration by young men who, incited by a Mosque Imam, soon turned violent and went on the rampage destroying and burning cosmetic and make-up shops, hotels, alcohol shops belonging to Christian and Yezidi owners downtown the city of Zakho on the Iraqi Turkish borders.

The demonstration soon swelled into a huge angry crowd that headed to the Christian Quarter in the town destroying alcohol shops and other properties belonging to Christians under the watching eyes of hundreds of angry and defiant onlookers.

Once perhaps the only safe haven for the Christian community and other ethnic minorities in Iraq in the aftermath of the last regime change, Kurdistan Region (KR) was swept away by the tides of violence against this indigenous community in Iraq.

There were similar attacks in the city of Duhok the centre of Duhok Governorate, Sumeil the site of the 1933 massacre of Christians, the Christian village of Sheuz about 10km to the north west of Duhok, and other villages in what seemed to be coordinated and well-planned attacks.

Following many years of relatively peaceful coexistence in KR, the ethnic minorities in the region are once again caught in between political bickering and a growing extremist theocratic ideology as has always been the case throughout its history in Mesopotamia.

It was shocking to see footage of films and pictures run on the local TV stations showing young men causing havoc with no one to keep them at bay.
The recent and unprecedented sudden upsurge in violence against Christians and Yezidis in (KR) has sent the shivers down the spine of the members of these communities.

More shocking and surprising still was the ease and freedom with which the attacks were carried out – questioning the future of the values of a fledgling democracy, tolerance and coexistence in the region.

The village of Sheuz was attacked by some 400 men in private cars who destroyed and set to fire alcohol warehouses belonging to Christians in the village.
“After destroying and burning the stores, attackers loaded their cars with undamaged containers of alcohol and drove away”, said an eye-witness.

For such attacks to happen in KR raises the questions as to who is behind mobilizing and inciting such big multitudes of young men and what is really happening behind doors and how are the defenseless and peaceful ethnic communities in the region to face such situations.

The prospect of the total disappearance of this already endangered ethnic community along with other non-Muslim ethnic communities such as Yezidis and Sabaites, from the social fabric of the Iraqi society seems to be looming large.

It was not clear why it took the local authorities quite some time to bring the situation under control.

During President Barzani’s visit to the town, and in a defiant gesture, leaflets were given out to people in Zakho threatening, “ if you ever reopen, we will kill you and let your defenders come to your rescue”. Others, meanwhile, attacked other Christian villages in the village of Derabun.

„We hereby caution all alcohol-shop owners that anyone who re-opens will have only to blame themselves, for this action will be coupled with death.“

Strict security measures were later taken to protect Christians in Kurdistan ahead of Christmas celebrations.

However, an aura of anxiety and fear haunts the minds and hearts of the non-Muslim ethnic communities living in the region.

It remains to be seen for how long can these communities survive and go on about their ordinary lives under government protection.

The Christian community political parties and organizations have been demanding an autonomous region in (KR) whose draft constitution (article 35) has provided for the creation of such an autonomous region, as well as a governorate in areas of the Plain of Nineveh where there is a majority of non-Muslim ethnic communities.

The question is if such demands will ever be realized on the ground before the last Christian leaves Iraq in the foreseeable future.

 

Freiheit für den ägyptischen Blogger Maikel Nabil!

 

Frohe Weihnacht!

Allen Mitbloggern ein gesegnetes Weihnachtsfest!

 

Ey, isch bin so sauer

Keine Ahnung, wo diese Frau herkommt, aber sie ist ein verdammtes Genie. Jilet Ayse ist sauer:

P.S. Nur so viel konnte ich finden:
Idil Baydar, geb. 1975 in Berlin, türkischer Herkunft, arbeitet seit 1998, nach zahlreichen Auslandaufenthalten in den USA und England als freischaffende Schauspielerin und Sängerin. In Berlin war Baydar u.a. im Maxim Gorki Theater mit „Koppstoff“, in den Sophiensälen mit „Perfektes Leben“ und im Prater/Volksbühne mit der Produktion „Hüttenkäse“ zu sehen.

 

Brutale Gewalt gegen Demonstranten in Kairo

Kristin Jankowski, freie Mitarbeiterin des Goethe-Instituts in Kairo, schickt mir soeben folgenden Bericht von den Ausschreitungen in der ägyptischen Hauptstadt:

Die Blutspur zieht sich über den Tahrir-Platz. Es ist das Blut eines Demonstranten, der bei den gewalttätigen Ausschreitungen mit den ägyptischen Sicherheitskräften ums Leben kam. Am vergangen Freitagmorgen wurde ein Sitzstreik vor dem Parlament von der Polizei brutal aufgelöst. Seitdem zeigt das ägyptische Regime, wie es mit denjenigen umgeht, die eine zivile Regierung und Freiheit in ihrem eigenen Land fordern.
Es wird mit Schlagstöcken auf wehrlose Frauen eingeschlagen, es wird mit Stiefeln auf Demonstranten eingetreten, die bereits verletzt am Boden liegen. Es werden Straßenkinder festgenommen und geschlagen. Es wird scharf geschossen. Es sind Bilder, die nicht nur Gänsehaut und Schauer erregen. Es sind Bilder, die Tränen in die Augen treiben.

In diesem Video sieht man die ungeheure Brutalität der Sicherheitskräfte.

Am vergangen Freitag standen Männer in ziviler Kleidung und Soldaten auf dem Dach des Parlaments. Sie hatten mit Steinen und Glas auf die Demonstranten geworfen, die unter ihnen auf der Straße standen. Auf Fotos ist zu sehen, wie diese Männer lachen und johlen, während sie wehrlose Menschen verletzten und töten. Die Demonstranten trugen Helme, schützten sich mit herbei getragenden Gegenständen, die sie vor ihre Körper hielten. Es flogen sogar Molotov-Cocktails von den Dächern. Die Demonstranten, meist junge Männer oder sogar Kinder, warfen zurück, versuchten das Parlament anzuzünden. Auf der Straße tobte die Wut gegen die Militärregierung, die seit dem Rücktritt von Hosni Mubarak am 11. Februar 2011 die Macht über das Land am Nil besitzt.

„Ich wurde festgenommen, als die Polizei heute morgen den Sitzstreik auflöste“, sagte eine junge Demonstrantin am Nachmittag. Ihre schwarze Wimperntusche war verschmiert, ihre Augen weit aufgerissen. „Sie haben mich immer wieder in den Bauch und in den Unterleib geschlagen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich schwanger bin. Ich hatte gehofft, dass sie aufhören werden.“ Sie schnappte nach Luft. „Aber dann haben sie weiter auf mich eingedroschen. Immer mehr in den Unterleib. Sie haben mich schwer beschimpft. Schlampe, haben sie zu mir gesagt.“

Sie lächelte:„ Aber es geht mir gut. Ich stehe ja wieder hier.“ Dann verschwand sie in der Menschenmenge.

„Kommt doch runter“, rief ein junger Demonstrant den Männern auf dem Dach zu. Und winkte. „Kommt runter, damit wir euch endlich töten können.“ Er war aufgebracht, winkte ständig mit den Händen. Er nahm einen Stein und versuchte auf das Dach zu zielen. Aber es war zu hoch.

Immer wieder brachen einige Demonstranten zusammen, die von den Steinen oder von dem Glas getroffen wurden, die von oben runterflogen.
In Eile und Panik wurden sie davon getragen und zu dem Lazarett getragen, das sich in der Seitenstraße befand.
Auf den Wolldecken lagen meist Männer mit schweren Kopfverletzungen. Blutend. Weinend. Zitternd. Und schimpfend.

In den Abendstunden versammelten sich immer mehr Menschen auf dem Tahrir-Platz. Es roch nach Feuer. Das Parlament liegt nur einige hundert Meter entfernt. Eine Menschenmasse stand neugierig vor den Ausschreitungen. Sie applaudierten, wenn wieder neue Molotov-Cocktails auf die Sicherheitskräfte geworfen wurde. Das Hass gegen das Regime schien ungehalten zu sein.

„Ich bin am Samstagmittag schon wieder festgenommen worden“, sagte die selbe junge Frau, die am Freitag von den Sicherheitskräften verprügelt wurde. „Sie sind mir hinterher gelaufen. Irgendwann haben sie mich geschnappt. Sie haben mich auf den Boden geworfen“, erzählte sie weiter. Ihr rechter Arm war in einem weißen Verband eingewickelt. Sie humpelte. „Sie haben mir die Kleidung vom Körper gerissen. Ich war nackt. Und dann haben sie mich überall begrapscht und mich geschlagen.“
Es war am späten Samstagabend, als sie von dem Übergriff sprach. „Sie haben mich immer wieder gefragt, warum ich nicht weinen würde. Ich habe diese Hunde einfach nur beschimpft.“

Sie setzte sich auf eine der Verkehrsinseln und zündete sich eine Zigarette an. Auf dem Boden lagen Steine, Glassplitter. Einige Demonstranten hatten eine Barrikade in der Strasse gebaut, die zum Parlament führt. Vor ihnen standen große Betonklötze, die am Morgen herbeitransportiert wurden. Dahinter standen die Sicherheitskräfte.
Sogar Lichter hatten die Demonstranten herbeigebracht, um sie später an den Ampeln zu befestigen.
„Schaut“, rief ein ältere Mann. „Da kommen wieder Molotov-Cocktails.“ Er zeigte auf eine Gruppe von jungen Männern, die sich durch die Menge drängelten. „Die werden sie jetzt gleich über die Mauer auf die Polizei werfen“, sagte er johlend. Und klatschte in die Hände.

Seit den letzten Tagen häufen sich die Bilder von Schwerverletzten. Blutende Schädel, geschwollene Augen. Schussverletzungen. Tote.
Insgesamt hat es mehrere Hunderte Verletzte gegeben. Das ägyptische Gesundheitsministerium behauptet, es hätten bis jetzt 12 Menschen ihr Leben verloren.

In den Morgenstunden des vergangen Montags hatten ägyptische Sicherheitskräfte brutal den Tahrir-Platz geräumt. Es war gegen halb vier Uhr morgens, als sie kamen. Es wurde wieder geschossen. Trotzdem versammelten sich am Montag wieder tausende Menschen in Kairos Stadtmitte. Am Dienstag morgen stürmten die ägyptischen Sicherheitskräfte erneut auf den Tahrir-Platz. Rund zwei Stunden lang waren Schüsse zu hören.

„Sie haben den Bruder meines Freundes getötet“, erzählt ein junger Demonstrant weinend. „Er war so mutig. Sie haben ihm einfach in den Nacken geschossen.“

Die ägyptische Zeitung „Al Shorouk“ zitierte am Montag den General Abdel Moneim Kato. Er sagte, die Demonstranten sollten in „Hitlers Ofen geworfen werden.“