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„The Landing“: Jeder braucht einen Feind

Gute Kurzfilme überraschen, sei es durch ihre Story oder Umsetzung. Im Fall von letzterem ist The Landing von Josh Tanner fast schon klassisch: Ein Landhaus im Mittleren Westen der USA der Sechziger Jahre, eine Scheune und Getreidefelder bis zum Horizont, alles wunderbar in Szene gesetzt und gefilmt. Doch es ist die Story, die den Zuschauer so unerwartet trifft wie der mysteriöse Flugobjekt, das eines Abends in den Feldern abstürzt und den alleinerziehenden Farmer und seinen jungen Sohn überrascht.

Trotz seiner knapp 17 Minuten beweist The Landing ein nahezu perfektes Erzähltempo. Angefangen von der behutsamen Einführung der beiden Hauptcharaktere und ihrer angespannten Beziehung entwickelt sich der Kurzfilm zu einem packenden Thriller, der die Zuschauer bewusst lange auf die Folter spannt und am Ende mit einer gänzlich unerwarteten Wendung um die Ecke kommt. Jedes weitere Wort würde in einem Spoiler enden, es sei deshalb nur so viel verraten: Nicht alles, was vom Himmel fällt, ist auch dein Feind.

 

Kurzfilm: „Double Trouble“

Die gute alte Zeitmaschine. Macht immer nur Probleme. In Double Trouble von Andreas Climent und André Hedetoft möchte der Protagonist eigentlich nur die Zeit zurückdrehen, um seine Schüchternheit gegenüber der hübschen Frau im Café zu überwinden. Doch die mysteriöse Uhr hat eine Kehrseite: Immer wenn die Zeit zurückgestellt wird, erscheinen neuee Doppelgänger aus dem Paralleluniversum. Und die sind alles andere als freundlich.

 

Kurzfilm: „Time Trap“

Als vergangene Woche der natürlich irrsinnig nichtssagende und trotzdem irrsinnig erfolgreiche Trailer zum kommenden Star-Wars-Film im Netz aufschlug, wurde einmal mehr deutlich: Science-Fiction ist serious business. Jedenfalls in Hollywood.

Immerhin in der Kurzfilm-Szene ist man sich nicht zu schade, quatschig zu sein. Time Trap von Michael Shanks zum Beispiel nimmt sich wahrlich nicht zu ernst und ist deshalb sehenswert. Es geht um ein Raumschiff, das aussieht wie ein Backstein-Gemäuer aus den Fünfzigern, einen Astronauten namens Fripp mit Blechhelm (und Blinkelichtern!) und ein kurioses Gerät, das die Vergangenheit sichtbar macht. Achja, und um ein Bauteil, dass es offenbar nicht im Baumarkt gibt.

(via)

 

Elektriker im Loop: „Circuit“

Die Beschreibung unter Circuit sagt eigentlich alles: „Ein Elektriker gerät in eine Situation in der ein Elektriker in eine Situation gerät.“ Der Kurzfilm von Schauspieler Robert Gwisdek, der nebenbei als Käptn Peng clevere Hip Hop Musik macht und dieses Jahr seinen ersten Roman veröffentlicht hat, behandelt das klassische Loop-Problem: Geht man vorne in die Tür rein, kommt man hinten wieder rein. Aber wie kommt man raus?

Auf fast 15 Minuten ausgedehnt hat das Konzept hier durchaus seine Längen und hätte auch gerne fünf Minuten kürzer sein dürfen, es wird aber durch die Flüche des armen Elektrikers und einige experimentelle Szenen immer wieder geschickt aufgefangen.

In einem Interview verrät Gwisdek übrigens, was das größte Problem bei den Dreharbeiten war: Es waren die verflixten Schwingtüren, die nie in der Mitte des Rahmens stehen bleiben wollte. Ja, auch solche Probleme muss man als Künstler erst einmal lösen.

(via Twitter, weiß aber nicht mehr wer)

 

Eskapismus im Weltraum: „Wanderers“

Raumfahrt ist zurzeit wieder schwer angesagt. Der arme Philae schlummert gerade friedlich auf Tschurjumow-Gerassimenko weil die Landung auf dem Kometen etwas zu heftig war. Aber dafür hat die Muttersonde Rosetta das kleine Labor noch im Blick. Ansonsten ist der deutsche Astronaut Alexander Gerst vor kurzem wieder gesund von der Internationalen Raumstation ISS zurückgekehrt, und mit ihm jede Menge Bilder, die er auf Twitter und in den sozialen Netzwerken geteilt hat. Der Beruf des Astronauten, er wandelt sich. Und ist vielleicht deshalb interessanter denn je.

Aber was kommt in der Raumfahrt noch in den kommenden Jahren? Eine bemannte Mission zum Mars, das steht noch, man verzeihe die Floskel, in den Sternen. Aber man wird ja träumen dürfen. Das hat der schwedische Animationsfilmer Erik Wernquist für seinen Kurzfilm Wanderers auch getan: Es ist eine dreiminütige Reise zu fernen Planeten, untermalt von der Stimme Carl Sagans, dem legendären amerikanischen Astronomen.

Für die Bilder hat Wernquist tatsächliche Aufnahmen der Nasa und Esa verwendet und diese anschließend mit Animationen und Effekten versehen, mit Astronauten, Raumschiffen und einem Space-Elevator. Vor allem aber ist Wanderers kleine Ode an die Raumfahrt, das Universum und den wenigen Traum vom Leben auf anderen Planeten.

 

Berlin im Kurzfilmrausch: 30 Jahre Interfilm

© Interfilm
© Interfilm

Interfilm, das Internationale Kurzfilmfestival Berlin, geht in diesen Tagen in die 30. Runde. Vom 11. bis zum 16. November gibt es an verschiedenen Orten in der Hauptstadt Kurzfilme in mehreren Wettbewerben zu genießen.

Da Interfilm seit einigen Jahren stets ein Auge auf das Online-Publikum hat – etwas, das man auch im Jahr 2014 nicht von allen Filmfestivals sagen kann – und zudem ein sehr nettes Blog betreibt, gibt es einige der teilnehmenden Filme auch im Netz. Und zwar auf den Seiten des Tagesspiegels, beim rbb und bei Radio Eins.

Noch nicht genug? Einsendungen des Film Award EUROPE: UNLIMITED, der am 13. und 14. November verliehen wird, gibt es ebenfalls online. In dessen Programm geht es um Kurzfilme, die sich mit Europa, seinen Grenzen, Vorurteilen und Identität beschäftigen. Darunter ist auch der Beitrag Auf dem Land, den wir hier bereits vorgestellt haben.

Und wer es doch eher klassisch mag, bekommt ausnahmsweise auch an dieser Stelle einen Tipp: In der Nacht von Freitag auf Samstag zeigt der rbb in seiner Langen Nacht der kurzen Filme ebenfalls eine Auswahl von aktuellen und älteren Kurzfilmen – ab 0:30 Uhr im Fernsehen.

 

Kurzfilm: „Chillr“

Tinder, Grindr, Cuddlr: Wie viele Apps für die verschiedensten Arten zwischenmenschlicher Beziehungen brauchen wir eigentlich noch? Die Wisch-und-Weg-Kultur der Smartphone-Generation scheint bisweilen groteske Züge anzunehmen. Doch wo ein Hype ist, sind auch die Parodien nicht weit. Und somit wären wir bei: Chillr! Der App für die richtig coolen Typen. Also die richtig coolen, oder in ihren eigenen Worten: „The world’s largest mobile network of rad pals who are hella down to hang“.

(via)

 

Leben mit Untertiteln: „Odile et Michel“

Untertitel, man muss sie lieben, man kann sie hassen. Zum einen möchte man ja nicht gute Kurzfilme verpassen, nur weil sie etwa auf Dänisch sind. Zum anderen stören die klobigen Textbalken auch immer etwas das Vergnügen. Der französische Kurzfilm Odile et Michel von Danny Sangra greift dieses Phänomen auf, und zwar auf eine Art und Weise, die nicht nur überraschend, sondern auch ziemlich clever ist.