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Die geheimen Nazi-Codes der Beate Zschäpe – das Medienlog vom Montag, 17. Juni 2013

 

Die Berichterstattung zum NSU-Prozess drehte sich unter anderem um den Brief, den die Angeklagte Beate Zschäpe einem rechtsextremen Häftling schrieb und der von den Behörden abgefangen wurde. (Vergleich Medienlog vom 13. Juni 2013) Zschäpe schreibt darin unter anderem über ihre Haftzeit und ihre Gedanken.

An jedem Werktag fassen wir im NSU-Prozess-Blog die wichtigsten Medienberichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

In der Süddeutschen Zeitung bezeichnen Annette Ramelsberger und Tanjev Schultz den Brief als „politisch und juristisch hochrelevant.“ Außerdem sei der Brief problematisch für die Verteidigung. „Ihre Anwälte könnten den Plan verfolgt haben, sie als Frau darzustellen, die sich längst von der rechten Szene gelöst hat“, schreiben die Autoren. Ihnen zufolge dürften die Verteidiger auch kein Interesse daran haben, dass ein solcher Brief in der Öffentlichkeit diskutiert wird: Gegenüber der SZ wollten sich Zschäpes Anwälte nicht zu dem Brief äußern.

„Versteckter „18 Grad“- Nazicode im Zschäpe-Brief“, titelt die Welt und hebt damit eine Anmerkung des Nebenkläger-Anwalts Sebastian Scharmer hervor. Dieser vermutet, dass die Angeklagte in dem Schreiben politische Codes versteckt hat. Zschäpe schreibt demnach, dass man bei „18 Grad nicht frieren soll“, was laut Scharmer an dieser Stelle keinen Sinn ergebe. In der rechten Szene wird die Zahl 18 als Synonym für die Initialen Adolf Hitlers verwendet, die Ziffern stehen für den ersten und den achten Buchstaben des Alphabets.

Die türkische Zeitung Zaman berichtet ebenfalls unter diesem Aspekt über den Brief und fragt, ob Zschäpe mit der Erwähnung der Zahl eine Nachricht übermitteln wollte.

Ebenfalls in der Welt beschäftigen sich die Autoren Manuel Bewarder und Martin Lutz mit der Suche nach weiteren NSU-Taten. Die könnte demnach noch 20 Jahre in Anspruch nehmen. Laut der Zeitung überprüft das BKA bislang 4.000 ungeklärte Tötungsdelikte und mehr als 100.000 ungeklärte Sprengstoffdelikte seit den 90er Jahren.

Englischsprachige Onlinemedien veröffentlichten erneut keine Berichte über den Prozess.

Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, den 18. Juni.