Die Zeugin Antje B. sagte am Donnerstag im NSU-Prozess aus. Sie gilt als eine weitere Verbindung zwischen dem NSU und der militanten Neonazi-Gruppe Blood & Honour, soll geplant haben, Beate Zschäpe ihren Pass zu geben und kannte weitere Unterstützer. In ihrer Aussage verharmloste B. das rechtsextreme Netzwerk als Gruppe von Musikfans. Beschwichtigende Äußerungen von Szenenangehörigen sind im Prozess zwar häufig zu hören. „Doch was die Prozessparteien an diesem Donnerstag an Dreistigkeit erleben, dürfte so schnell nicht zu überbieten sein“, findet Frank Jansen vom Tagesspiegel.
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B. gründete die Division von Blood & Honour in Sachsen mit mehreren Szenemitgliedern. Bei ihrer Aussage hielt sie „den Tonfall naiver Mütterlichkeit lange durch“ – doch bei Fragen nach ihren Kontakten ertappte Richter Manfred Götzl sie bei einer Lüge: B. machte „einen schweren Fehler und gerät aus dem Tritt“. Sie bestritt, den Mitangeklagten André E. zu kennen, obwohl sie genau dies im Jahr 2012 bei der Polizei zugegeben hatte. Ihr Kommentar dazu: „Scheiße.“
„Hat sie Angst, zu viel über die damalige Szene auszuplaudern?“, fragt Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online. Die Gründung von Blood & Honour verbrämte sie als Zusammenschluss von Musikliebhabern – auch das gilt nach Einschätzung der Prozessbeobachter als Relativierung.
Wir auf ZEIT ONLINE beobachten „ein Spiel des Lavierens, des Verschweigens, des Beschönigens“. Nur zögernd habe B. eingeräumt, dass es eben nicht nur um Lieder und Konzerte ging, sondern dass die Mitglieder auch rechte Ansichten vertreten hätten. Ihr selbst sei es indes um hohe Werte wie Treue und Ehrlichkeit gegangen. Wie viele andere Teile ihrer Aussage erscheint auch dies „höchst zweifelhaft“.
Ein Blood-&-Honour-Mitglied, der Zeuge Thomas S., beschwerte sich nach einem von der Organisation veranstalteten Konzert, dass 20.000 Mark aus der Abendkasse gefehlt hätten, berichtete B. Jan W., ein weiterer mutmaßlicher Unterstützer, habe das als Unsinn bezeichnet. Mit dieser Angabe lieferte B. „möglicherweise einen wichtigen Hinweis auf die Finanzierung des untergetauchten Terrortrios“, schreibt Tim Aßmann vom Bayerischen Rundfunk.
Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 24. November 2014.