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Ist die Terroristen-WG ein Mythos? – Das Medienlog vom Dienstag, 23. Dezember 2014

 

Das Haus in der Frühlingsstraße 26 in Zwickau war die letzte Bleibe des NSU – doch war die Wohnung darin ihr einziger Unterschlupf? Recherchen der Spiegel-Autoren Bertolt Hunger und Christina Elmer legen nahe, dass Beate Zschäpe meist allein dort wohnte, ohne ihre Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. „Nahezu sicher nicht als einziges Domizil“ hätten die drei ihre Wohnung genutzt. Das geht aus den Verbrauchswerten der Wasserzähler hervor, die für drei regelmäßig anwesende Menschen viel zu gering erscheinen.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Weitere Indizien, die stutzig machen: Im ausgebrannten Haus wurde weitaus weniger Bargeld gefunden, als es nach den von Mundlos und Böhnhardt begangenen Raubüberfällen realistisch erschien. Auch veränderte sich nach dem Polizistenmord von Heilbronn das Muster der Anmietung von Leihwagen – dies wirke „wie eine Rückkehr in das alte Berufsverbrecherleben“. Denkbar sei zudem, dass Mundlos und Böhnhardt in Zschäpes Nähe lebten und deswegen häufiger Autos mieteten. Die Rechtsextremen hätten mindestens eine weitere konspirative Wohnung benötigt. Gab es dabei Unterstützer? „Ob es weitere Täter gibt, zählt nach wie vor zu den besonders relevanten, offenen Fragen“, schließen die Autoren.

Ein Bericht im Deutschlandradio von Ulrich Gineiger beleuchtet den Bombenanschlag in der Kölner Keupstraße von 2004. WDR-Journalist Oliver König zeichnet darin nach, wie der Anschlag per Direktive nicht mehr als terroristischer Akt bezeichnet werden durfte. So habe nur kurz nach der Tat ein Polizist die Order gegeben, „den Begriff ‚terroristische Gewaltkriminalität‘ aus allen Protokollen zu streichen“.

Das Opfer, das beim Anschlag in der Kölner Probsteigasse von 2001 schwer verletzt wurde, hat in der Süddeutschen Zeitung erstmals ein Interview gegeben. Auszüge daraus sind in der Onlineausgabe des Kölner Express zu lesen. So äußert sich Mashia M. auch zu möglichen Unterstützern: „Die mussten einen Verbindungsmann haben“, sagt sie im Hinblick auf die mutmaßlichen Täter Mundlos und Böhnhardt.

Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 24. Dezember 2014.