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Beklemmende Protokolle – Das Medienlog vom Freitag, 2. Januar 2015

 

Zum zweiten Mal versuchen die Süddeutsche Zeitung und der Bayerische Rundfunk, das komplizierte Geschehen im Münchner NSU-Prozess anschaulich und begreifbar zu machen: Wie im Vorjahr haben Reporter beider Medien auch 2014 jeden Tag Protokolle aus der Verhandlung geschrieben – das Ergebnis ist ein knapp zweistündiger Film, in dem vier Schauspieler ausgewählte Passagen aus den Mitschriften lesen. Die Schlüsselstellen sind in einer Multimedia-Reportage zusammengefasst.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Ende 2013 schilderte die Mutter von Uwe Böhnhardt, wie sie durch einen Anruf von Beate Zschäpe vom Tod ihres Sohnes erfuhr, im Juni zeigte sich das Opfer des ersten Bombenanschlags von Köln selbstbewusst, im Juli wollte Zschäpe ihre Anwälte loswerden. Die teils beklemmenden Medienprotokolle greifen entscheidende Momente wie diese aus 172 Prozesstagen auf – eine offizielle Mitschrift vom Gericht gibt es indes nicht. Der Jahresrückblick stelle dabei gerade einmal fünf Prozent der mitgeschriebenen Passagen dar, schätzt Autorin Annette Ramelsberger in einem Making-of.

Die Dialoge aus dem Video erscheinen heute zudem gedruckt im Magazin der Süddeutschen, illustriert durch Zeichnungen des britischen Künstlers George Butler.

In einem Rückblick für die Thüringer Allgemeine vergleicht Autor Martin Debes den Prozess mit einem Schauspiel in drei Akten: Erst sei es um die zehn Morde des NSU gegangen, im Anschluss um die Helfer des Trios, nun beginne mit der Aufarbeitung des Nagelbombenanschlags von Köln der dritte Akt. Die Abklärung mutmaßlicher Unterstützer des NSU habe sich, etwa wegen zahlreicher angeblicher Erinnerungslücken, langatmig gestaltet: „Es ging nur mühsam voran.“ Zudem habe der Vorsitzende Richter Manfred Götzl „oft nur noch genervt“ gewirkt.

Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 5. Januar 2015.