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Keine Erinnerung trotz Beweisen – Das Medienlog vom Donnerstag, 26. Februar 2015

 

Der Zeuge Gunter F. und sein Zwillingsbruder Achim wurden in der rechten Szene „die Geklonten“ genannt, weil sich beide angeblich sehr ähnlich sehen. Eine wichtige Rolle im NSU-Komplex nehmen die Geschwister jedoch auch wegen mindestens einer Unterstützungsleistung ein: Gunter F. soll Uwe Böhnhardt seinen Personalausweis und seine Geburtsurkunde überlassen haben. Am Mittwoch sagte der Chemnitzer in München aus. Doch Erinnerungen wollte der Zeuge daran nicht mehr haben. Damit reihte er sich „ein bei denjenigen, die angeblich nichts oder nicht viel wussten und auch nichts wissen wollten“, kommentiert Tim Aßmann vom Bayerischen Rundfunk.

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F. war Ende der neunziger Jahre Teil einer Chemnitzer Skinheadvereinigung namens 88er. Er gab zu, das gerade geflüchtete Trio aus Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe kurz nach deren Flucht aus Jena nach Chemnitz 1998 getroffen zu haben. Nach dem Grund für deren Untertauchen will er sich jedoch nicht erkundigt haben. Ebenfalls wenige Informationen lieferte der zweite Zeuge des Tages, von dem mehrere Kilogramm Sprengstoff über einen Mittelsmann an Uwe Mundlos gelangt sein sollen.

Zudem fuhren Gunter und Achim F. die drei zu einer Bekannten, die sie schließlich in einem Unterschlupf einquartierte. „Die Hilfsbereitschaft von Gunther F. nahm erstaunliche Züge an“, bemerkt Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online. Der Zeuge habe in mehreren Punkten wenig glaubhaft gewirkt. Dazu zählt auch, dass er mit einem Zettel nichts anfangen konnte, den er laut Anklage an das Trio weitergegeben hatte. Darauf waren Informationen über ihn aufgelistet, mit denen Böhnhardt F.s Personalien bedenkenlos verwenden konnte.

Ein weiteres Detail, mit dem der Zeuge seine Glaubwürdigkeit demontierte: Er hatte bei der Polizei behauptet, zwei seiner Freunde nicht zu kennen. Vor Gericht änderte er seine Aussage – und behauptete, er kenne lediglich nicht ihre vollen Namen. „Angesicht der Intensität der Freundschaft ist das wenig glaubhaft“, befindet Tanjev Schultz von der Süddeutschen Zeitung.

Das nächste Medienlog erscheint am Freitag, 27. Februar 2015.