Ein angebliches Opfer des NSU-Anschlags in der Kölner Keupstraße namens Meral Keskin war eine Erfindung des Nebenklägers Attila Ö. Das gestand Ö. am Samstag bei einer Befragung durch das Bundeskriminalamt, wie Wiebke Ramm auf Spiegel Online berichtet. Weitere Angaben machte er laut seinem Anwalt nicht. Ob auch der Opferbeistand des Phantom-Opfers, Ralph Willms, befragt wurde, teilte dessen Anwalt nicht mit. Willms hatte öffentlich mitgeteilt, Ö. eine Provision für das Mandat gezahlt zu haben.
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Den NSU-Prozess als Ganzes wird die Affäre um das erfundene Opfer nicht beschädigen, teilte das Oberlandesgericht München mit, wie Karin Truscheit in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Sie werde keine „revisionsrechtlichen Auswirkungen“ haben. Willms hat nach eigenen Angaben Strafanzeige gegen Ö. gestellt. Die Anzeige sei allerdings noch nicht eingegangen, teilte die Staatsanwaltschaft in Köln mit.
In der vergangenen Woche, als Richter Manfred Götzl Anwalt Willms eindringlich nach dem Aufenthaltsort seiner scheinbaren Mandantin fragte, gingen Details praktisch unter: Über 14 Anträge aus dem Verfahren, vor allem von Nebenklageanwälten, beschied das Gericht. Alle wurden abgelehnt. Damit teilten die Richter der Hauptangeklagten Beate Zschäpe „verklausuliert mit, dass sie mit einem harten Urteil rechnen muss“, wie es in einer Analyse der Nachrichtenagentur dpa heißt.
Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 7. Oktober 2015.