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Der rechtsextreme Biedermann – Das Medienlog vom Freitag, 15. Januar 2016

 

Die Befragung des Mitangeklagten Ralf Wohlleben ist nach zwei Tagen abgeschlossen. Die Bundesanwaltschaft verzichtete auf Fragen – seine in weiten Teilen unglaubwürdige Aussage zwingt offenbar nicht, die Anklage zu überdenken. Klar ist nun, dass sich „Wohlleben und zuvor schon Beate Zschäpe womöglich keinen Gefallen mit ihren Aussagen gemacht haben“, kommentiert Per Hinrichs von der Welt. Die Beweisaufnahme habe die Ergebnisse der Ermittler als stichhaltig bestätigt.

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An dem Gerichtstag „gestaltete sich die weitere Befragung jedenfalls zäh“, beobachtet Christoph Lemmer von der dpa. Immer wieder sei dabei der Name Tino Brandt gefallen, „den er womöglich statt seiner für die ’steuernde Zentralfigur‘ hält“. Nach Wohllebens Aussage hatte Uwe Böhnhardt den Thüringer Neonazi und V-Mann als möglichen Geldgeber für eine Pistole benannt, die Wohlleben ihm besorgen sollte. Der Angeklagte bestreitet, das getan zu haben. Weil mit der Waffe neun Menschen erschossen wurden, ist er der Beihilfe zum Mord angeklagt.

Was aber bleibt an Substanz von der Vernehmung? Zumindest der zweite Tag „verging fast ausschließlich mit Antworten, die zur Aufklärung des Sachverhalts so gut wie nichts beitrugen“, heißt es auf Spiegel Online. An den entscheidenden Stellen habe Wohlleben sich auf Erinnerungslücken berufen. In Bezug auf die Mitangeklagten Carsten S. und Holger G. sei sein Gedächtnis hingegen „geradezu exorbitant“ gewesen – die beiden hatten ihn in ihren Aussagen belastet.

Für Tanjev Schultz von der Süddeutschen Zeitung vermittelt Wohlleben das Bild „eines Biedermanns, der von sich selbst sagt, er habe Gewalt stets abgelehnt und auch keine Ahnung von Waffen“. Dabei habe er „beflissen und kooperativ“ gewirkt. Er habe jedoch zahlreiche Widersprüche von sich gegeben. So sei er davon ausgegangen, Böhnhardt habe sich die Waffe für einen möglichen Selbstmord gewünscht. Als Carsten S. ihm jedoch die Waffe zeigte, die er in einem Szeneladen gekauft hatte, unternahm Wohlleben nichts – obwohl er angeblich in Sorge um Böhnhardt war.

Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 18. Januar 2016.