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Verteidiger nehmen Zeugin in die Mangel – Das Medienlog vom Donnerstag, 2. Juni 2016

 

Der Mitangeklagte Carsten S. war am Mittwoch Thema im NSU-Prozess: Als Zeugin sagte eine Ermittlerin des Bundeskriminalamts aus, die bei einer Vernehmung des Beschuldigten im Jahr 2012 dabei war. S. hatte bereits zu Prozessbeginn ausgesagt und dabei den ebenfalls angeklagten Ralf Wohlleben bezichtigt, ihn mit dem Kauf der NSU-Mordwaffe beauftragt zu haben – was dieser bestreitet.

Wohllebens Verteidigung „versuchte, die Angaben der Polizistin zu erschüttern, um so Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Kronzeugen Carsten S. zu säen“, berichtet Tim Aßmann vom Bayerischen Rundfunk. Anwalt Olaf Klemke fragte „sehr konfrontativ“, die erfahrene Kriminalistin „wirkte in ihren Antworten nicht immer sehr sicher“.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Am kommenden Dienstag soll der Thüringer Neonazi und frühere V-Mann Tino Brandt erneut im NSU-Prozess aussagen, wie dpa berichtet. In Fragen an ihn dürfte es ebenfalls um Wohlleben und S. gehen. Wohlleben hatte in seiner Aussage im Dezember berichtet, dass Brandt S. das Geld für die Waffe gegeben haben könnte – und nicht er selbst, wie von S. behauptet.

Um Wohlleben selbst geht es demnächst – erneut – vor dem Bundesgerichtshof. Dort soll entschieden werden, ob der Mitangeklagte weiter in Untersuchungshaft bleibt, heißt es bei dpa. Den Entscheid beantragte die Bundesanwaltschaft, die Wohlleben weiter für verdächtig hält und ihn in Haft behalten will. Die Verteidiger des Angeklagten hatten zuvor mehrfach versucht, ihren Mandanten aus dem Gefängnis zu bekommen.

Neue mysteriöse Wendung im Fall des V-Manns Corelli: Nachdem Mitarbeiter des Bundesverfassungsschutzes kürzlich das Mobiltelefon des Informanten wiedergefunden hatten, sind nun offenbar auch die zugehörigen SIM-Karten aufgetaucht, wie es in mehreren Medienberichten heißt. Bundesinnenminister Thomas des Maizière kündigte daraufhin an, den Fall durch Mitarbeiter seiner Behörde untersuchen zu lassen.

Das nächste Medienlog erscheint am Freitag, 3. Juni 2016.