Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Holger G., der naive NSU-Unterstützer – Das Medienlog vom Donnerstag, 10. Mai 2018

 

Ein weiteres Plädoyer im NSU-Prozess ist abgeschlossen: Die Anwälte von Holger G. haben am Mittwoch ihren Schlussvortrag gehalten. Sie sprachen sich für eine Haftstrafe von unter zwei Jahren aus, teilten jedoch mit, ihr Mandant sei bereit, im Gefängnis für seine Taten zu büßen. Er soll den NSU laut Anklage mit Personaldokumenten unterstützt haben. Die Bundesanwaltschaft fordert fünf Jahre Haft.

„Aus Sicht des Prozessbeobachters ein durchaus klug konzipiertes Plädoyer, das einerseits nicht mit Kritik an der Bundesanwaltschaft spart, und andererseits die eigene Strategie nicht verhehlt“, kommentiert Eckhart Querner vom Bayerischen Rundfunk. Zur Forderung über ein mildes Urteil statt Freispruch schreibt er: „Das ist mal was Neues im NSU-Prozess.“

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Nach Darstellung der Verteidiger wusste G. nicht um die Morde und Anschläge des NSU-Trios, sondern vermutete lediglich, dass sie mit Überfällen ihren Lebensunterhalt finanzierten. Daher habe er sich nicht der Unterstützung einer terroristischen, sondern einer kriminellen Vereinigung schuldig gemacht. „Kann ein Mann, der wie die Drei aus der rechtsextremen Szene in Jena kam, so naiv sein?“, fragt Frank Jansen vom Tagesspiegel.

„Im Zweifel weiß nur G. selbst, womit er gerechnet hat. Und im Zweifel ist für den Angeklagten zu sprechen“, heißt es bei uns auf ZEIT ONLINE. Allerdings schlug das Plädoyer demnach zum Schluss „in eine sonderbare Büßertaktik um“, als die Anwälte betonten, G. sei mehr als gewillt, für seine Taten ins Gefängnis zu gehen. „Ob G. tatsächlich unbedingt ins Gefängnis will, das ist so unbewiesen wie seine Kenntnisse von den Taten des NSU.“

Über den Prozesstag berichtet auch die Süddeutsche Zeitung.

Das nächste Medienlog erscheint am Freitag, 11. Mai 2018.