Zum Schluss geht es überraschend schnell: Nach einer erneuten kurzen Beweisaufnahme steht der NSU-Prozess kurz vor dem Urteil. Für den kommenden Dienstag sind die letzten Worte der Angeklagten geplant, Mitte Juli sollte das Verfahren zum Abschluss kommen. Bis auf den Mitangeklagten André E. wollen alle die Gelegenheit zu einer Stellungnahme nutzen – einschließlich Beate Zschäpe.
„Dieser Prozess bleibt auch in seiner Finalphase voller Überraschungen“, kommentieren Annette Ramelsberger und Wiebke Ramm von der Süddeutschen Zeitung. Denn zuvor war völlig unklar, wie es im Verfahren weitergehen wird. Für Konfliktstoff hatte die Vernehmung eines Brandgutachters gesorgt, der auf Antrag von Zschäpes Altanwälten geladen worden war.
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Der Sachverständige des bayerischen Landeskriminalamts gab Einschätzungen zum Brand des Hauses in der Zwickauer Frühlingsstraße ab, den Zschäpe am 4. November 2011 entfacht hatte, bevor sie ihre Flucht antrat. Die Verteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm wollten mit seinen Angaben nachweisen, dass die Angeklagte durch die Brandstiftung keine Menschen in Gefahr gebracht hat. Doch der Gutachter kam zum gegenteiligen Ergebnis: Das Feuer hatte demnach das Potenzial, das Haus mit sämtlichen Wohnungen in Flammen aufgehen zu lassen.
„Seine Aussage ist ein Eigentor für Zschäpes Altverteidiger. Eines, dass sie sich hätten sparen können an einem Tag, an dem der Senat auf einmal zeigte, was er vorhat: Dieses Mammutverfahren endlich zu Ende zu bringen“, merkt Julia Jüttner auf Spiegel Online an. Von einem Eigentor spricht auch Christoph Arnowski vom Bayerischen Rundfunk. „Heer und seine Kollegin Sturm stehen inzwischen allein auf weiter Flur“, während sich Anwalt Stahl offensichtlich von den beiden entfernt habe. Er habe „völliges Desinteresse an der Strategie seiner Kollegen“ bewiesen.
„Für die Anklage wirkt die Ladung des Sachverständigen wie ein Geschenk – wenn es denn nach fünf Jahren Prozess überhaupt noch mehr Belege gebraucht hätte“, heißt es auch bei uns auf ZEIT ONLINE. Für die Verteidiger hingegen waren die Angaben demnach „ein Rückschlag“. Frank Jansen spricht den Anwälten im Tagesspiegel „einen Teilerfolg“ zu.
Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 28. Juni 2018.