Zum zweiten Mal hat das Gericht das zynische Bekennervideo des NSU vorgeführt – für viele Medien dennoch ein Grund, das Machwerk erneut zu beleuchten. „Es ist jedes Mal wieder wie ein Schlag in die Magengrube“, kommentiert Annette Ramelsberger von der Süddeutschen Zeitung. Auffällig war dabei die Reaktion von Beate Zschäpe: Diese habe sich „wie hinter einem Vorhang vor Blicken“ abgeschirmt. Es sei nicht zu erkennen gewesen, wie sie heute zu dem Film steht.
An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.
Die radikale Botschaft ist in einen Zusammenschnitt aus mehreren Folgen der Zeichentrickserie Paulchen Panther eingebettet, auch Fotos der toten Opfer sind enthalten. Der NSU produzierte drei Versionen eines Bekennerfilms, die Trickfilmversion ist die letzte davon. „Auch wenn die Taten des NSU seit drei Jahren bekannt sind, der Schrecken ist jetzt schmerzhaft präsent“, schreibt Frank Jansen vom Tagesspiegel. Er schildert die schockierten Reaktionen von Prozessbesuchern – und das Wegschauen von Zschäpe. Als das Video zum ersten Mal im Gerichtssaal gezeigt wurde, hätte sie sich hingegen noch interessiert gezeigt.
Ein Polizist berichtete dem Gericht von einer Aussage Beate Zschäpes aus dem Jahr 1996 – damals ging es um Uwe Böhnhardt, der eine Puppe mit Judenstern und eine Bombenattrappe an einer Autobahnbrücke angebracht haben sollte. Für die Tat wurde er später verurteilt, dann aus Mangel an Beweisen freigesprochen. „Es war ein deutlicher Hinweis darauf, dass ein Krimineller wie der damals 18-jährige Böhnhardt vor Terroranschlägen nicht zurückschreckte“, befinden wir auf ZEIT ONLINE. Seine Kameraden, darunter Beate Zschäpe, deckten ihn offenbar mit abgesprochenen Aussagen – und schafften es damit, eine besonders hohe Haftstrafe für den Freund abzuwenden.
Die Aussage des Beamten verlief holprig – Jörg Diehl von Spiegel Online spricht von „der bemitleidenswerten Überforderung des Beamten“. Nach 18 Jahren konnte er sich kaum noch an etwas erinnern und glaubte, die Prozessbeteiligten würden ihm dies zum Vorwurf gereichen. Er habe den Verdacht gehabt, „das Gericht wolle ihn zu ganz bestimmten und gewünschten Aussagen bringen“.
Zum Schluss nahm die Bundesanwaltschaft Stellung zu Beweisanträgen der Nebenklage. Oberstaatsanwältin Anette Greger wies einen Antrag zurück, Mitglieder der rechtsradikalen Dortmunder Gruppe Combat 18 als Zeugen zu laden. Dies helfe nicht bei der Aufklärung des angeklagten Sachverhalts. Anders sehen das naturgemäß die Nebenkläger: Demnach habe einer der Zeugen ausgesagt, er könne Angaben zur Herkunft zweier Pistolen des NSU machen, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet.
Nebenklage-Anwält_innen verweisen u. a. auf Unterstützung #NSU durch B&H, zitieren Bekennervideo: „NSU ist ein Netzwerk von Kameraden“.
— NSU Watch (@nsuwatch) 18. November 2014
Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 20. November 2014.