Stand eine der bekanntesten deutschen Rechtsextremistinnen in Verbindung mit dem NSU? Edda Schmidt, Mitglied im Landesvorstand der baden-württembergischen NPD, bestritt am Mittwoch, in der Szene Informationen über das Trio gestreut zu haben. Bei ihrer Vernehmung ging es teils turbulent zu. Der Tag zeigte, wie schwer es ist, Informationen über Kontakte in rechten Kreisen zu gewinnen. „Brauchbare Aussagen dazu zu erhalten, gleicht im Münchner NSU-Prozess immer wieder der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen“, kommentiert Mira Barthelmann vom Bayerischen Rundfunk.
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Schmidt soll einem anderen NSU-Zeugen auf einer Schulungsveranstaltung im Jahr 2000 einen Mann vorgestellt haben, der etwas zum Aufenthaltsort des 1998 untergetauchten Trios aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wusste. Von den dreien will sie jedoch nie etwas gehört haben. Unklar ist allerdings, „ob Schmidt dem Gericht etwas verschweigt – wie die überwiegende Zahl von Zeugen aus der rechten Szene“, merken wir auf ZEIT ONLINE an. Mehrmals beanstandete sie Fragen von Anwälten der Nebenklage – für Zeugen eher ungewöhnlich. Somit zeigte sich, dass Schmidt „auch in juristischen Aspekten versiert“ ist.
„Spätestens da wurde klar, dass sie sehr gut auf den Prozess vorbereitet war“, heißt es in einem Kommentar von Ina Krauß beim BR. Sie sei „sehr bestimmt“ vor Gericht aufgetreten.
Auch beschäftigte sich das Gericht mit einem der Banküberfälle, mit denen der NSU sein Leben im Untergrund finanzierte. Im September 2003 sollen Mundlos und Böhnhardt eine Filiale in Chemnitz überfallen haben. Eine der Zeugen, eine Bankangestellte, schluchzte zu Beginn ihrer Aussage. Der Täter hatte ihr bei dem Raub ins Gesicht geschlagen. Mundlos und Böhnhardt gingen bei den Überfällen „äußerst rabiat vor, waren aber nicht immer besonders erfolgreich“, schreibt Frank Jansen vom Tagesspiegel. Die Zeugin hatte vor den Tätern behauptet, der Tresor lasse sich nicht öffnen, sodass diese mit einigen hundert Euro aus der Schalterkasse flüchten mussten.
Die Tat lasse sich „ziemlich eindeutig dem NSU zurechnen“, analysiert Krauß vom BR. So fanden sich in der Brandruine der letzten Wohnung des NSU-Trios in Zwickau Kappen und Tücher, die die Täter ausweislich des Überwachungsvideos getragen hatten, zudem Turnschuhe, deren Abdruck zu Fußspuren vom Tatort passte.
Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 18. Mai 2015.