Stellen wir uns vor, Sie sind Julien Assange, der Gründer von Wikileaks. Das Szenario: Sie wohnen im schönen Galgarien. Plötzlich haben Sie die Möglichkeit, eine geheime Information über Ihre Regierung zu erfahren. Sie liegt hier und nur Sie haben Zugriff: Der galgarische Präsident Hernadad möchte dem Nachbarstaat Galgariens, Gobastan, den Krieg erklären.
Beurteilen Sie auf Grundlage des Kategorischen Imperativs: Ist es gut, die Nachricht zu veröffentlichen? Begründen Sie Ihre Entscheidung.
Nachtrag: In unserer Facebook-Reihe „Das philosophische Frühstück“ finden Sie eine zu einer ähnlichen Situation eine weitreichende Debatte, die wir mit großem Interesse verfolgt haben.
Ich, der Autor dieser Zeilen, verspreche Ihnen einen Link, unter dem Sie ein komplettes Konzert von Wolfgang Petry kostenfrei und legal in CD-Qualität herunterladen könnt. Versprochen!
Hier ist er:
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Hoppla. Da habe ich den Mund wohl etwas zu voll genommen. Tatsächlich wusste ich ja schon von Anfang an, dass das nicht geht. Von wegen: zum Herunterladen, bei Youtube! Aber das ist ja nicht schlimm. Denn Freude habe ich mit Sicherheit erzeugt, Ihre Vorfreude nämlich und die Freude derjenigen, die den Film über Duisburger Punker gut finden. Und an alle Wolfgang-Petry-Fans, bei denen ich nun wirklich Leid hervorgerufen haben sollte: Beweisen Sie erst einmal, dass Ihr Leid größer ist als die Freude, die ich mit dem gebrochenen Versprechen erzeugt habe.„
Erörtern Sie: Ist der Bruch des Versprechens wie oben in Ordnung? Dass der Bruch Leid erzeugt, ist zumindest schwer nachzuweisen.
Bewältigen Sie eine mehrschrittige Rechenaufgabe (zum Beispiel einen Dreisatz). Können Sie die Momente, zu denen Sie auf die Ergebnisse des vorherigen Rechenschritts zurückgegriffen haben, in Beziehung zueinander setzen? Erörtern Sie, wie das funktionieren kann. Dazu bietet sich auch folgendes Bild von René Magritte an: La reproduction interdite (Quelle: media.liveauctiongroup.net)
Welche Elemente erkennen Sie in dem Bild?
Interpretiert das Bild. Stellt euch einen Geist nach Descartes vor, der aller seiner Wahrnehmung beraubt ist, aber trotzdem denken kann. Kann er einen zeitlichen Bezug seiner Gedanken herstellen?
Kann ein Etwas sicher von sich sagen „Ich bin ein Ich (im Gegensatz zu nur „Ich bin ein Etwas“), nur weil dieses Etwas denkt? Oder sollte es nicht eher heißen: „Etwas denkt (was auch immer Denken ist)?“
Besorgen Sie sich ein Glas Wasser und einen Strohhalm oder einen ähnlichen Gegenstand, beispielsweise einen Stift. Nehmen Sie nun den Strohhalm in die eine und das Glas in die andere Hand und halten Sie das Glas vor den Strohhalm. Sie werden bemerken, dass sich Ihre Wahrnehmung von dem Strohhalm dort, wo Ihr Blick durch das Wasser verstellt wird, verändert: Anscheinend hat der Strohhalm einen Knick.
Jetzt überlegen Sie: Was folgt aus Ihrer Beobachtung in Hinblick auf unsere Wahrnehmung von dem Strohhalm? Können Sie Ihrer Wahrnehmung trauen?
Erörtern Sie frei, wie sich die Welt einem Säugling darstellen könnte. Gebrauchen Sie dazu den Kommentarbereich. Benennen Sie die Gegenstände, die er kennen kann und woher er sie kennen kann. Hat er ein Zeitgefühl? Kann er rechnen?
Smith, Adam (1723 – 1790) Nationalökonom und Philosoph, Hauptvertreter des Liberalismus. Nach Smith sichern freie Wirtschaft und Markt das Wohl des Volkes.
Lichtenberg verfasst im Beginn des Aufsatzes „Vermischte Gedanken über die aerostatischen Maschinen“ eine eindrucksvolle Aufzählung der Erfindungen und naturwissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit, gleich zu Beginn des Textes.
Bildinterpretation zur Frage Zweck, Nutzen und Auswirkungen der Technik: Wirkt der Zug noch fragil oder zerteilt er schon die Landschaft? Gemälde in sehr hoher Auflösung.
Wer eine Philosophieklausur schreibt, muss wissen, was die Aufgabenstellungen bedeuten. Die sogenannten Operatoren bestimmen, was der Prüfling tun soll und sind hier aufgeführt.
Polemische Betrachtung der historischen Zusammenhänge und der Rolle der Aufklärung heute. Sie reißt die Frage an: Ist der Mensch eigentlich vernünftig genug für Aufklärung?
Als die Industrialisierung die Wirtschafts- und Warenwelt Mitte des 19. Jahrhunderts revolutioniert, zahlen etliche Arbeiter dafür den Preis: Unter miserablen Bedingungen verrichten sie ihr oft gefährliches Werk, und werden dafür kläglich entlohnt. Auch Kinder und Frauen werden gebraucht. Wer in dieser Zeit zur unteren Arbeiterschicht gehört, den erwartet ein kurzes Leben. Friedrich Engels hält vor diesem Hintergrund den Kommunismus für unausweichlich. In seinen „Grundsätzen des Kommunismus“ kritisiert er die den Arbeitern gegenüber gleichgültige Industrie. Er schreibt: „daß […] die große Industrie selbst entweder ganz aufgegeben werden muß […] oder daß sie eine ganz neue Organisation durchaus notwendig macht“.
Im nun folgenden Video wird Ihnen die von diesem Motiv getragene Hymne der Arbeiterbewegung vorgestellt: „Brüder zur Sonne zur Freiheit“. Sehen Sie sich das Video an.
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Aufgabe: Erörtern Sie, im Stillen für sich oder im Kommentarbereich, ob Sie daran glauben, die in den beiden Beispielen angekündigten gesellschaftlichen Entwicklungen würden so eintreten müssen. Nennen Sie für Ihre Antwort mindestens zwei gute Gründe.
Anschließend bedenken Sie das Problem allgemein: Ist die durch den Kommunismus skizzierte Gesellschaft denn überhaupt wünschenswert? Unter welchen Bedingungen kann überhaupt etwas darüber gesagt werden, was das Beste für eine Gesellschaft ist?
Sprechen Menschen in zutreffenden Begriffen über die Welt?
Da Sie sich nun auf das Thema eingestimmt haben, setzen wir unsere Überlegungen anhand einer weiteren Beobachtung fort. Gehen wir einmal davon aus, dass viele Menschen der Verheißung von Marx und Engels glaubten, der Klassenkampf sei unausweichlich und die proletarische Revolution werde die Bedingungen der kapitalistischen Produktion überholen. Die Grundlage, auf der Marx und Engels ihre Behauptung anstellen konnten, lässt sich in Kurzform folgendermaßen darstellen:
„Das kapitalistische System fördert Arbeitsbedingungen, unter denen die Arbeiter nicht in der Lage sind ein menschliches Leben zu führen. Das Heer der Arbeiter, das nun einmal aus Menschen besteht, besorgt daher eines Tages die Abschaffung dieses Systems, um zu einem besseren Leben zu finden.“
Viele Menschen legten in die kommunistische Vision ihre Hoffnungen. Der getroffenen Aussage hätten sie zugestimmt und sie vermutlich als eine Wahrheit bezeichnet, die systemisch und ungeachtet der politischen Ausrichtung des Theoretikers gültig ist. Erinnern wir uns aber an Nietzsche und seine Theorie der Wahrheit zurück: Demnach bestimmt die Sprache, was als Wissen gelten kann und was nicht. Versuchen zwei Menschen in unterschiedlichen Sprachen miteinander über eine Sache zu sprechen, kann es passieren, dass sie aneinander vorbeireden. Selbst dann, wenn beide eine Sprache teilen, kann es immer noch sein, dass sie über die Begriffen, die sie verwenden, unterschiedlicher Auffassung sind. Sie würden vielleicht meinen, sie verstünden einander, doch das wäre ein Trugschluss. Sprechen Menschen dann überhaupt in zutreffenden Begriffen über die Welt?
Ziehen wir für unsere Erwägung noch eine weitere Theorie hinzu: Die der Wittgensteinschen Sprachspiele (im Nietzsche-Dossier unten angerissen). Wenn verschiedene Menschen die Dinge mit verschiedenen Ideen und Begriffen belegen: Wer glaubt dann noch an eine komplexe marxistische Verheißung, noch dazu an eine, die für die Lebensbedingungen aller Menschen gültig sein soll?
Entscheidend ist an dieser Stelle nicht so sehr die Frage nach dem Kommunismus oder dem Kapitalismus, sondern die Frage danach, auf welche Wahrheit sich Engels und Marx in ihrer Prognose berufen. Sowohl Nietzsche als auch Wittgenstein hätte ihnen die Gültigkeit ihrer Prognose absprechen müssen: Nichts als verschiedene Sprachnutzungen, hätte Nietzsche gesagt. Nichts als verschiedene Eindrücke, die wir mit den Begriffen in den verschiedenen Sprachspielen verbinden: Wittgenstein. Man gelangt, wenn man sich an die beiden Denker hält, zu einem beunruhigenden Schluss: Es gibt keine eindeutige, wirkliche Wahrheit mehr, über die wir sprechen könnten. Von Kultur zu Kultur, von Zeitalter zu Zeitalter, und von gemachter Erfahrung zu gemachter Erfahrung: Wir erzählen einander mehr oder weniger genaue Geschichten, können aber nie sicher sein, dass unser Zuhörer wirklich versteht, die wir meinen.
Können wir uns mittels der Sprache sinnvoll über Dinge austauschen?
Natürlich gibt es Dinge in der Welt, die nun einmal so sind, wie sie sind, aber können wir uns darüber sinnvoll austauschen? Nein, sagt Lyotard in Das postmoderne Wissen, weil wir sie in verschiedenen Sprachen beschreiben. Oder weil für uns die Begriffe selbst in nur einer einzigen Sprache, in der wir über sie sprechen, noch so verschiedene Bedeutungen haben, dass ohnehin viele an Verschiedenes denken, während wir meinen, über dasselbe zu sprechen. Anders formuliert: Orientieren wir uns an Lyotard, müssen wir uns von der Idee verabschieden, Wahrheiten überhaupt noch beschreiben zu können. An die Stelle des klaren Wissens treten ungezählt viele Wahrheiten, die gleichberechtigt nebeneinander existieren.
Lyotard leitete aus dieser Beobachtung den Begriff der Postmoderne ab. Vielleicht bestätigt es seine Theorie, dass seitdem eine Vielzahl anderer Verständnisse desselben Begriffs auftauchten.
Aufgabe zum freien Philosophieren: Unsinniger Text oder nicht? Die Ärzte geben mit Sohn der Leere viele Rätsel auf. Interpretieren Sie den Song http://www.youtube.com/watch?v=9tg5Gx6_-OU. Diskutieren Sie mit anderen Lesern, ob vielleicht eine Bedeutung erschlossen werden kann, die zum Thema passt.
Weitere Materialien zu Lyotard und zum Postmodernismus:
100 Sekunden Wissen (SRF) zum 30. Jubiläum der Schrift von Lyotard. (Quelle: www.srf.ch)
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Auszug aus The Postmodern Condition als Hörtext. (Quelle: YouTube)
Sternstunde Philosophie zu Strömungen in der Postmoderne (Quelle: www.srf.ch)
Linda Hutcheons Artikel Historiographic Metafiction (Quelle: ieas.unideb.hu)
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„Hab‘ ein letztes Mal Vertrauen“: Die Frage, ob es überhaupt gesellschaftliche Utopien geben kann, haben auch die Toten Hosen einmal thematisiert. Hier ist auch das Video mit seinen einzelnen Elementen sehenswert.
Jean François Lyotard: Biografische Daten
Jean François Lyotard (1924 – 1998), französischer Literaturtheoretiker, Philosoph und Begründer des Begriffs von der Postmoderne.