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Denn für sie ist kein Platz in der Herberge

 

Zwei junge Touristen laufen durch Madrid. Sie haben eben ein Hotel gebucht und fragen nun Passanten nach dem Weg zur Unterkunft. Da sie kein Spanisch sprechen, reichen sie den Einheimischen den Zettel mit der Wegbeschreibung und bitten um eine Übersetzung. Die Angesprochenen fangen an zu lesen – doch plötzlich halten sie angewidert inne.

Ein Video der spanischen Initiative FELGTB, die sich für die Belange von Homo-, Bi- und Transsexuellen einsetzt, verbreitet sich in diesen Tagen im Netz. Zu sehen sind spanische Bürger, die eine homophobe Botschaft vorlesen müssen. Denn in der Wegbeschreibung mahnt der Hotelier die beiden Männer, auf keinen Fall in seinem Haus miteinander Sex zu haben oder einander zu küssen. „Sonst schlage ich euch ins Gesicht.“

Die Spanier, die im Film gezeigt werden, sind offenbar sehr schockiert von dem, was sie da lesen. Einige Reaktionen:

„Ihr geht besser in ein anderes Hotel.“

„Geht zur Polizei damit. Sie werden dieses Hotel schließen.“

„Was für ein Arschloch!“

Ein Passant notiert den beiden sogar noch die Telefonnummer der Polizei.

Natürlich ist all dies nicht wirklich so passiert. Die beiden Jungs sind Schauspieler, der homophobe Hotelchef ist erfunden, berichtet Attitude. Fakt ist aber, dass auch in Spanien, wo die Ehe für Homosexuelle inzwischen geöffnet ist, Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung beschimpft und geschlagen werden. 38 Prozent aller spanischen LGBT-Menschen wurden schon einmal Opfer derartiger Attacken, schreibt FELGTB. Nur zehn Prozent davon melden die Vorfälle bei der Polizei. Die Kampagne soll das ändern.

Das Prinzip des Übersetzens von Hassbotschaften wird übrigens immer wieder in solchen Kampagnen angewandt – zum Beispiel in einem Video aus Litauen, in dem Einheimische einem dunkelhäutigen Mann feindselige Facebook-Kommentare übersetzen müssen.

Und in Moskau filmte ein YouTube-Kanal kürzlich die Reaktionen auf zwei händchenhaltende Männer. „Verlasst das Land!“, war noch eine der harmlosesten Reaktionen.

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