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Shoetingstars

Schuhe an Stromleitungen sind ein Denk-An-Sporn: Wie kommen sie dahin, was sollen sie uns sagen? ZEIT-Leser Klaus Störch aus Hattersheim hielt sie für die Reaktion frustrierter Fans auf das enttäuschende Abschneiden der deutschen Nationalelf bei der Europameisterschaft. Leser Wolfgang K. Albrecht-Schoeck aus Berlin wies darauf hin, man gedenke mit den Schuhpaaren gefallener Soldaten. Der Brauch stamme aus US-amerikanischen Ghettos. ZEIT-Redakteur Wolfgang Lechner freut sich über das Dialogische, das im Forum ZEIT der Leser entsteht.

Im September entdeckte ich High-Heels, die an Kabeln baumeln. Gedenken die Bonner also ihrer Soldatinnen? Wohl kaum. So erging ich mich in diversen Ansichten auf das hochhackige Schuhwerk an der Leine, eher Ansichten eines Clowns, etwa: “Erhängen“ Bonner symbolisch im Pars-pro-toto ihre Ex-Freundinnen oder setzen sie verflossenen Tanten ein Zeichen? Oder doch eher Opfern im Straßenverkehr?

Möglicherweise sind die erhabenen High-Heels aber auch ein emanzipiertes “Auch Frauen wollen hoch hinaus!“ – oder, das ziemliche Gegenteil, wiederum nicht minder beherzt, ein “Da schaut her, auf Knöchelkillern fielen wir fast herab ins finstere Tal.“ Hoher Absatz marsch. Vielleicht auch eine stolze Verheißung neuer Freundschaft? Die Stöckelschuhe, die die amtierende Freundin beim Kennenlernen beim Ball trug? Dies dann ähnlich dem Willkommensgruß an den Nachwuchs durch angeseilte Babysachen an der Hauswand. Vielleicht ist es aber auch einfach „nur“ Kunst? Viele Fragezeichen. Ohne Zweifel sieht es gut aus und sieht sich gut an – besonders, siehe oben, bei schönem Wetter…

Am schönsten wäre es natürlich, wenn sich die, hm, “Aufhänger“ melden würden, wenn auch anonym. Ich stelle mir vor, sie sagten, befragt nach Grund und Motivation, “Och, einfach so“…

Dann kehrte eine Freundin nach einem Jahr zurück aus Guatemala. Dort hängen Schuhe allüberall, ganze Bäume seien voll davon, sagt sie. Das Motiv wusste aber auch sie nicht zu klären.

Sonja Röder, Bonn

 

Was mein Leben reicher macht

Ein sonniger Nachmittag im Garten. Unser Sohn, zweieinhalb Jahre mit Downsyndrom, steht das erste Mal alleine auf und läuft vier Schritte in meine Arme.

Heye Christiansen, Linden, Hessen

 

Zeitsprung

 

Die Welt eines Paares kann komplex sein. Was aber, wenn dann noch drei Kinder dazu kommen? Die Veränderung wirkt sich auf das gesamte Leben aus. Und an Orten wie dem Badezimmer zeigt sie sich am deutlichsten. Das obere Bild entstand 2006 noch in unserem Zwei-Personen-Haushalt, das untere Bild zeigt unser Bad nach der Ankunft von Pauline, Anton und Mona im Jahr 2012.

Die Zunahme von Komplexität ist – so glaube ich doch – das, was man Leben nennt! Manchmal ein Tsunami, manchmal ein buntes Spiel der Dinge.

Herand Müller-Scholtes, Bonn

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich abends mit einem Freund auf ein Bier in die Kneipe gehe und unser mexikanischer Austauschschüler Daniel uns – zwei seriösen Endvierzigern – in gebrochenem Deutsch hinterherruft: »Und macht keine Scheiße!«

Sven Vahlsing, Meppen

 

Liebäugeln: Mein Wort-Schatz

Es gibt viele Wörter für das, was wir mit den Augen tun: sehen, blicken, gucken, glotzen, äugen… Jedes hat seine Bedeutung und beschreibt eine besondere Situation. Am besten gefällt mir das sehnsuchtsvolle Sehen, das Liebäugeln. Wer hat noch nie mit etwas im Schaufenster geliebäugelt? Ob wir uns den Wunsch erfüllen oder nicht, schon das Liebäugeln war Freude. Ich liebäugele mit einer Reise zum Nordkap!

Ursula Gleim, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Nachdem wir unseren Internetanschluss auf WLAN umgestellt hatten, war das Thema »drahtlose Verbindung« allgegenwärtig. Sogar, als Mama eines Tages Spaghetti servieren wollte und die passenden Gerätschaften vermisste. »Die Nudelzange ist wieder mal schnurlos verbunden!«, entfuhr es ihr, und seither können wir dem Verschwinden von Gegenständen eine humorvolle Note abgewinnen.

Gebhard Ruess, Dresden

 

Wallen: Mein Wort-Schatz

Ziemlich überrascht war ich, als mir neulich eine junge Fränkin erzählte: »Einmal im Jahr wallen wir nach Vierzehnheiligen.« Das Verb wallen war mir bisher nur aus Goethes Zauberlehrling geläufig, aber es klingt farbiger als wallfahren.

Hans-Peter Banholzer, Ulm

 

Die Kritzelei der Woche

Ich studiere an der Uni Bonn. In unserem Seminar »Kultur, Identität und Tourismus in Theorie und Praxis« sprachen wir über den Strukturalismus – und zwar so lange, bis es auch wirklich jeder verstanden hatte. Ich bin eher der visuelle Typ: Eine Forschungsreise des berühmten Ethnologen Claude Lévi-Strauss habe ich mir dabei so vorgestellt.

Trang Dang, Köln