Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im September eingebrochen, er sinkt deutlich um 1,6 Punkte gegenüber dem Wert vom August. Die Frage ist, ob der Ifo-Index tatsächlich ein Frühindikator für die Konjunktur ist. Wenn jedermann schon wusste, dass der September erneut rückläufig sein würde, ist er natürlich kein nützlicher Frühindikator. Zwei andere Indikatoren hatten uns schon klar gemacht, wie sich die Konjunkturaussichten verändern würden: die starke Aufwertung des Euro und die ziemlich ernste Finanzkrise im Gefolge der Probleme an den amerikanischen Märkten für Hypotheken und strukturierte Produkte. Überraschend war am Index nur das Ausmaß des Rückgangs. Niemand möchte bisher so recht wahrhaben, dass der Konjunkturhöhepunkt schon hinter uns liegt, und dass es jetzt angesichts der neuen Rahmenbedingungen ziemlich schnell abkühlen könnte.
Der Ifo-Index scheint in den letzten Jahren allerdings einen einigermaßen verlässlichen Vorlauf vor dem DAX zu haben, wie sich der folgenden Graphik entnehmen lässt. Die Anleger sollten sich demnach nicht nur wegen des nahenden Winters warm anziehen.
Gerade hat der Internationale Währungsfonds in seinem Global Financial Stability Report vorhergesagt, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft infolge der Kreditausfälle und Liquiditätsprobleme abschwächen wird. Es ist allerdings noch sehr robust. Erinnern wir uns, dass die letzte Prognose des IWF vom Juli noch eine Zuwachsrate von 5,2 Prozent ggVj für dieses und nächstes Jahr vorsah. Bekanntlich kommt es zu den wirklich ernsten Krisen immer dann, wenn alles wunderbar läuft, die Inflation unter Kontrolle ist, die öffentlichen Finanzen gesund sind, und Unternehmensgewinne und Wachstum hoch – so wie zuletzt. Verstärkt wird der Optimismus noch durch ein zunehmendes Vertrauen in die Fähigkeit der Notenbanken, Rezessionen durch frühzeitiges Gegensteuern zu verhindern. Weil die Risiken offenbar nicht nur gering sondern auch beherrschbar sind, gab es einen starken Anreiz, auf Pump Immobilien, Aktien und teure Konsumgüter zu kaufen. Das erinnert alles sehr an die Situation in Japan gegen Ende der achtziger Jahre, oder natürlich an die USA vor der Weltwirtschaftskrise. So wie der Anstieg der Preise für Immobilien und Aktien durch Kredite lange in stratosphärische Höhen katapultiert wurde, kommt es ganz schlimm, wenn diese plötzlich versiegen.
Weil Deutschland nicht bekannt ist für übermäßiges Schuldenmachen und kreative Finanzprodukte, befindet wir uns natürlich nicht im Zentrum des Sturms, aber eine im Außenhandel und Kapitalverkehr so eng mit den internationalen Märkten verflochtene Wirtschaft bleibt nicht unberührt von den Turbulenzen in den USA oder in Großbritannien – siehe IKB und SachsenLB. Auch bei uns ist es schwerer geworden, Kredite zu bekommen.
Wegen der stabilen gesamtwirtschaftlichen Lage, also der geringen Anzahl besorgniserregender Ungleichgewichte im Euroraum, sind Deutschland und Euroland insgesamt zu einer Art sicherem Hafen für Kapitalanleger geworden – was wesentlich zur gegenwärtigen Stärke des Euro beigetragen hat. Aus tugendhaftem Verhalten ergeben sich so ungewollt dann doch Probleme.
Wenn der IWF recht hat mit seiner Beobachtung, dass „der Anpassungsprozess noch nicht beendet ist, die Vermittlung zwischen Sparern und Schuldner nicht mehr funktioniert, und sich die finanziellen Rahmenbedingungen weiter verschlechtern, wodurch sich wiederum ernste negative Effekte im globalen Finanzsystem und der realen Sphäre ergeben“, wird der Ifo-Index noch weiter fallen. Er ist weiterhin auf einem außerordentlich hohen Niveau und kann daher noch tief fallen. Hoffen wir, dass die Eurozone sowie die dynamischen Emerging Markets, die laut IWF inzwischen, in Kaufkraftparitäten gerechnet, auf 50 Prozent des Weltsozialprodukts kommen, die Sache abmildern.