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Die Zeit für den Dollar ist gekommen

 

Ich bin kurz davor Dollar zu kaufen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Die Zeit für den Dollar ist gekommen. Es ist einfach das Bauchgefühl eines langjährigen, langfristigen und fundamentalen Investors.

Klar, die Zeitungen sind voll von grauenhaften Szenarien für den Dollar. Die Ablösung als Leitwährung der Welt stehe kurz, der Abstieg habe gerade erst begonnen sagen sie, die Experten. Und immer mehr Spekulanten glauben es inzwischen.

Blenden wir zurück ins Jahr 2000. Damals galt das sklerotische Euroland als Auslaufmodell, die junge Gemeinschaftswährung Euro als Weichwährung. Es war im Frühjahr 2000, als ich die letzten Dollarbestände gegeben habe. Der Kurs: Rund 0,85 Dollar je Euro. Damals gab es auch Horrorszenarien, allerdings für den Euro, und noch viel schlimmere Jubelszenarien für den Dollar. Wahnsinnswachstum, Produktivität en masse und das unschlagbare flexible Wirtschaftsmodell sowieso. Ich habe nicht an das Schlechtmachen Eurolands geglaubt und ein Kurs von 0,85 Dollar je Euro kam mir angesichts des schon damals beträchtlichen Leistungsbilanzdefizits und natürlich wegen der Kaufkraftparität absurd vor.

Dollar/Euro, täglich, 071115

Genauso absurd wie heute wieder. Die Kaufkraftparität liegt irgendwo zwischen 1,08 und 1,20 Dollar je Euro. Aber der Kurs notiert knapp unter 1,50 Dollar je Euro. Eine krasse Überbewertung des Euro ergibt sich daraus. Als Dieter Wermuth und ich nach Weihnachten die Wetten für das Jahr 2007 erarbeiteten, gab Dieter frech 1,45 Dollar je Euro als Zielkurs für 2007 aus. Ich hätte mich das nicht getraut und bin stolz, dass HERDENTRIEB mal wieder eine Wette gewonnen hat (die Analysten lagen im Schnitt bei 1,30 bis 1,35 Dollar).

Aber ebbe langts. Das ist meine neue Wette. Eine Wette, die ich im Gegensatz zur letzten Dax-Wette nicht punktgenau abschließe. Sehr gut möglich, dass wir in den nächsten Tagen und Wochen neue Höchststände sehen werden. Ich möchte mich in drei Jahren von den Lesern des Blogs richten lassen. Fangen wir an Dollar zu kaufen!

Was sind schon drei oder fünf Cent gegenüber 60 Cents? Auch im März 2000 war ich zu früh, hätte noch mal ein paar Monate durchhalten sollen – bis zur zweiten Hälfte September. Damals kam es nämlich zur ersten und einzigen konzertierten Intervention zu Gunsten des Euro. Ich erinnere mich genau. Es war ein Freitag, ich turnte in Amsterdam rum, weil gerade die Fusion der Börsen Paris, Amsterdam und Brüssel zu Euronext feierlich begangen wurde. Da ereilte mich der Anruf eines Kollegen der Börsen-Zeitung, der mit mir den Kommentar durchsprechen wollte. Die Amis haben mitgemacht, aber nur wenige Minuten später zu Protokoll gegeben, dass sie an ihrer Politik des starken Dollar festhielten (sagen sie heute immer noch, was beweist, wie schwachsinnig all diese Codes sind). Auf jeden Fall gab es kurzfristig mehr Hohn als Spott für diese kleine Intervention. Die Märkte viel zu mächtig, als dass sie sich von den Notenbanken zähmen ließen. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt: Der Euro tauchte danach noch einmal kurz ab, die EZB intervenierte noch einmal allein, als der Markt sehr dünne war – danach drehte der Trend. Er drehte nachhaltig. Von 82 Cent gings hinauf bis 1,47. Not bad für lediglich sieben Jahre.

Gibt es neben den fundamentalen Gründen noch was, was mich wetten lässt? Klar. Die EZB ist fast wieder so weit zu intervenieren. Präsident Trichet hat schon wieder das Wort brutal ausgepackt. Und jeder halbwegs gebildete Volkswirt weiß, dass Euroland über 1,50 Dollar je Euro gepaart mit einer rezessiven USA nicht überleben kann. Aber auch Amerika kann nicht mit einem immer weiter fallenden Dollar leben. Irgendwann würde das die Renditen bei den langlaufenden T-Bonds nach oben schießen lassen. Dann würde Amerikas Wirtschaft endgültig implodieren. Das darf im Kapitalismus, in der Schuldenwirtschaft niemals passieren.

Deshalb werden entweder die Spekulanten einlenken und den Höhenflug beenden, oder wahrscheinlicher: Die Notenbanken werden konzertiert intervenieren.

Übrigens: Auch die EZB allein kann den Höhenflug stoppen. Ganz einfach, auch wenn Kollege Braunberger in der FAZ fast schon täglich das Gegenteil behauptet. Die EZB schafft Euro aus dem Nichts, Euro, die sie auf den Markt werfen kann und im Gegenzug Devisenreserven aufhäuft – wie die People’s Bank of China.

Topp die Wette gilt: In drei Jahren werden die Dollarkäufe ein gutes Geschäft sein.