Das war ja zu erwarten. Die französische Finanzministerin kritisiert die deutschen Exportüberschüsse und wir schlagen zurück.
Leider nicht sehr überzeugend. Rainer Brüderle in der FAZ: „Die gute Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen ist weder ein deutsches noch ein französisches Problem. Sie ist vielmehr Grundlage für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand in Deutschland wie auch in Europa“.
Marc Beise in der Süddeutschen: „Wer vorankommen will, sollte man meinen, orientiere sich am Beispiel der Erfolgreichen und versuche nicht, diese auf sein eigenes schwächeres Niveau herunterziehen. Das fehlende Selbstbewusstsein selbst der französischen Regierung ist bemerkenswert. Ministerin Lagarde könnte einen flammenden Appell an ihre Landsleute richten: Franzosen, macht es den Deutschen nach!“
Das Problem ist nur: Was passiert denn, wenn die anderen es den Deutschen nachmachen? Wenn ganz Europa das tut, stehlen wir Nachfrage bei den Amerikanern und den Asiaten. Die werden sich freuen und ein paar Handelsschranken errichten.
Aber warum soll nicht der Rest der Welt am deutschen Wesen genesen. Nehmen wir also an, alle Staaten senken ihre Lohnstückkosten um – sagen wir – zehn Prozent. Was passiert dann? Wenn wir nicht unseren Außenhandelsüberschuss mit dem Mars erhöhen können, dann passiert gar nichts, außer vielleicht einer Deflation.
Natürlich kommt der französische Vorstoß nicht von ungefähr. Frau Lagarde will ein paar Leitplanken einziehen, jetzt wo über die Zukunft Europas verhandelt wird. Und natürlich geht es ihr zuallererst um Frankreich.
Aber die Ungleichgewichte in der Währungsunion sind real – und sie müssen angegangen werden. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle, aber eben auch die Löhne. Es geht nicht einmal darum, dass wir zu viel exportieren. Es geht darum, dass wir dauerhaft und im großen Stil viel mehr exportieren als wir importieren. Der schwäbische Mittelständler soll weiter seine Maschinen in aller Welt verkaufen – aber er soll auch Löhne bezahlen, die es seinen Arbeitern erlauben, sich mit französischem Käse einzudecken.
Mit den zuletzt verhandelten Abschlüssen im öffentlichen Dienst und in der Metallindustrie jedenfalls wird sich überhaupt nichts ändern. Und wer Madame Lagarde schlagen will, braucht bessere Argumente.