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Gustav Seibts Europa

 

Gustav Seibt nimmt sich heute in der Süddeutschen Jürgen Habermas vor. Jeder, der von der Kanzlerin mehr Risikobereitschaft in Sachen Griechenland fordere, solle den bundesrepublikanischen Imperativ „nie wieder Inflation und staatlich verursachter Vermögensverlust“ bedenken, sonst schade er Europa.

Habermas, sagt Seibt also, will die Stabilität opfern, um die Griechen zu retten.

Ich denke, dass Habermas sehr genau weiß, was er tut. Niemand will aus dem Euro eine Inflationsgemeinschaft machen, aber ohne ein Mindestmass an Kooperationsbereitschaft kann eine Währungsunion nicht funktionieren. Und für die muss man werben, der Volkswille ist ja nicht unveränderbar. Die deutsche Inflationspanik ist ein Produkt jahrelanger ideologischer Zufütterung durch Bundesbank und herrschende Lehre. Es geht um Interessen, nicht Ideologien – das sollte ein alter Feuilleton-Hase wie Seibt eigentlich wissen.

Anders gesagt: Wenn die Deutschen nicht bereit sind, sich den Imperativen einer gemeinsamen Währung unterzuordnen (genau so wie die Griechen) und wenn sie vor lauter Inflationsangst und Provinzdenken eine Liquiditätskrise an den Finanzmärkten sich selbst überlassen, dann gibt es eben den Euro nicht mehr.

Das kann man wollen, aber dann muss man es auch so sagen. Und genau weil er das nicht will, kritisiert Habermas die deutsche Haltung.