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Wir brauchen keinen Wettbewerb (im Gesundheitswesen)

 

Mikro ist eigentlich nicht meine Baustelle, aber was da in Sachen Gesundheitsreform so diskutiert wird, ist schon sehr interessant. Da hat also Herr Rösler von der FDP, indem er den Kassen die Möglichkeit eingeräumt hat, Zusatzbeiträge zu erheben, den Wettbewerb angeblich erhöht. Zum Wohle des Versicherten, denn Wettbewerb ist natürlich immer gut.

Schauen wir uns das doch einmal genauer an. Wettbewerb, so definiert es das Gabler-Wirtschaftslexikon:

1) Hat eine Verteilungsfunktion im Sinne einer funktionellen Einkommensverteilung nach der Marktleistung.
Spielt in diesem Fall keine Rolle, es geht nicht um Einkommensverteilung.

(2)Fördert die Konsumentensouveränität im Sinne einer Steuerung der Zusammensetzung des Warenangebots gemäß den Käuferpräferenzen.
Fällt auch weit gehend aus, denn die Leistungen der GKV sind zu mehr als 90 Prozent festgelegt.

(3) Sorgt für eine optimale Faktorallokation im Sinne einer Lenkung der Produktionsfaktoren in ihre produktivsten Einsatzmöglichkeiten.
Wie gesagt, Leistungen sind festgelegt.

(4) Sorgt für Anpassungsflexibilität im Sinne einer laufenden flexiblen Anpassung von Produkten und Produktionskapazitäten an sich ständig ändernde Daten.
S.o.

(5) Fördert technischen Fortschritt in Form neuer Produkte oder Produktionsmethoden.
Naja, vielleicht haben sie bei der AOK bessere Computer zur Verwaltung der Patientendaten als bei der DAK, ansonsten: siehe oben.

(6) Sorgt für die Eliminierung Leistungsschwacher aus dem Markt im Sinne der Auslese- bzw. Selektionsfunktion
Ebenfalls nur bei der Verwaltung ein Thema.

Wozu also wird der Zusatzbeitrag führen? Kassen mit schlechtem Risikoprofil werden Kunden verlieren, weil sie Beiträge erhöhen. Irgendwann sind die schlechten Risiken alle bei den anderen Kassen und das Spiel beginnt von vorne. In einem solidarisch finanzierten Gesundheitswesen kann es per definitionem keinen Leistungswettbewerb geben: Ob eine Kasse oder 1000: Egal.

Wer echten Wettbewerb will, der muss das System privatisieren und entsolidarisieren – und kann sich dann mit adverse selection und den anderen Nettigkeiten aus der Versicherungsökonomie herumschlagen und es sich zugute halten, eine der größten Errungenschaften des 20. Jahrhunderts zerstört zu haben. Gesundheitsreform ist wichtig, hat aber nichts mit Wettbewerb zu tun.

Liebe FDP: Such Dir doch ein anderes Spielzeug!