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Herbst der Entscheidungen

 

Es ist die Aufgabe der Presse in einer Demokratie, die Regierung zu überwachen, einzuordnen und zu kritisieren. Woran aber die Qualität politischer Arbeit messen? Wie die Begeisterung über den Herbst der Entscheidungen zeigt, ist ein prozeduraler Ansatz weit verbreitet. Gut ist, wenn viel entschieden, wenn etwas bewegt, wenn also durchregiert wird.

Das Problem dieser Betrachtungsweise ist, dass sie Gefahr läuft das Wesentliche zu vernachlässigen. Veränderung ist ja kein Wert an sich – eine Reform kann die Verhältnisse verbessern, aber auch verschlechtern. Hitler beispielsweise hat ziemlich viel reformiert, und ob der von großen Umwälzungen begleitete Übergang von der Antike zum Mittelalter die Menschheit vorangebracht hat, ist durchaus diskutabel.

Die dem massenmedialen Betrieb innewohnende Tendenz, das Reformieren zum Selbstzweck zu erheben, lenkt vom Wesentlichen ab. Der content zählt, nicht die form. Nichtstun ist besser als das Falsche zu tun. Oder anders gesagt: Die zerstrittene Gurkentruppe des Sommers hat eine bessere Politik gemacht, als die geeinte Mannschaft dieses Herbstes.

Außer natürlich, man ist Pharma- oder Atomunternehmer.