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Schulden mit Schulden bekämpfen – geht das denn?

 

Ein häufiger Einwand in den Kommentaren zu meinem letzten Beitrag lautet: Die Schulden des Einen sind das Vermögen des Anderen und insofern lassen sich Schulden nur durch die Eliminierung von Guthaben abbauen. Einen anderen Weg gebe es nicht. Auch keinen Schuldenabbau durch Wachstum. Damit sei die Hoffnung vergeblich, durch wachstumsfördernde kreditfinanzierte Konjunkturprogamme die Haushalte zu konsolidieren.

Schulden und Guthaben sind zwei Seiten einer Medaille – das stimmt natürlich streng genommen. Aber der Clou ist: Es spielt keine Rolle. Der Staat muss seine Schulden nämlich überhaupt nicht abbauen, zumindest nicht wenn man unter abbauen versteht, dass er sie auf Null zurückführen muss. Staaten tun das auch in der Regel nicht. Wenn Anleihen auslaufen, werden sie durch neue ersetzt. Hier als Beispiel die öffentliche Verschuldung der USA seit 1939 in Millionen Dollar:

Chart: US Federal Government Debt

Die Schulden steigen und steigen – und nicht erst seit den dreißiger Jahren, wie in dem Chart abgebildet. Die Staatsschulden nehmen im Trend seit dem Ende des 18. Jahrhundert zu, wie sich hier nachlesen lässt. Mehr als 200 Jahre Schulden. Komisch, dass die USA zur Weltmacht aufsteigen konnten und nicht schon seit 100 Jahre pleite sind. Warum ist das so?  Genau, weil nicht die absolute, sondern die relative Schuldenlast gemessen an der Wirtschaftsleistung entscheidend ist. Und die Wirtschaft ist eben mit den Schulden mit gewachsen.

Wir müssen also keine Schulden tilgen, um die Verschuldung in den Griff zu bekommen, solange wir genug Wachstum erzeugen. Und deshalb müssen auch keine Vermögen dran glauben. Eine andere Frage ist, ob Europa in der Lage ist, soviel Wachstum zu erzeugen. Aber das ist eine andere Frage.

Update: Aus der Grafik lässt sich auch ablesen, dass die Schulden ab den siebziger Jahren schneller steigen. Darum geht es mir hier aber nicht, sondern nur darum, dass sie – ob langsam oder schnell – fast immer steigen. Hier ist noch eine Kurve mit der Schuldenquote in Prozent der Wirtschaftsleistung – und die zeigt eben nicht immerzu nach oben.

Chart: US Federal Debt Ratio