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Die Mär vom deutschen Exportwahn

 

In der Debatte über die deutschen Exportüberschüsse ist schon fast alles gesagt: Natürlich ist es völlig unsinnig, dauerhaft Exportüberschüsse in der Größenordnung von sieben Prozent und mehr der Wirtschaftsleistung zu fahren – sofern man nicht das Ziel verfolgt, die heimische Wirtschaft zu ruinieren. Das sehen übrigens diejenigen in der Bundesregierung, die sich auskennen, ganz genauso. Manchmal hilft auch ein Schuss Empirie. Hier die deutsche Leistungsbilanz seit 1950:

Grafik: Deutsche Leistungsbilanzsalden seit 1950 (in Prozent des BIP)

Was sehen wir? Die enormen Überschüsse der jüngeren Vergangenheit sind eine Anomalie. Die Republik hat in normalen Zeiten sogar die ursprünglich von der EU geplante Schwelle von vier Prozent fast immer eingehalten. Die Deutschen waren schon immer stark im Export, aber früher waren sie ebenso stark im Import. Hier gab es nach der Jahrtausendwende einen Strukturbruch – ausgelöst durch die Spätfolgen der Wiedervereinigung, die Einführung des Euro und die Agendapolitik.

Keinesfalls aber ist das, was wir derzeit beobachten, das Erfolgsgeheimnis der deutschen Wirtschaft. Dem Export wird heute eine Bedeutung beigemessen, die er nie hatte. Es wäre allen gedient, wenn wir uns auf unsere alten Stärken besinnen würden.

Update: Ein Abbau der Überschüsse – nicht auf Null, was niemand fordert, sondern auf vielleicht drei oder vier Prozent des BIP – würde in erster Linie Deutschland selbst nutzen. Denn ein Exportüberschuss bedeutet Arbeitskraft zu verschenken. Wir verkaufen Autos und erhalten dafür Wertpapiere, die nun leider nicht immer so viel wert sind wie man zunächst denkt.