Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Die HRE und die Griechenlandanleihen – ein Skandal?

 

Die FAZ hat heute eine ganze sehr informative Seite über das Verhalten der HRE bei der Umschuldung Griechenlands. Respekt an die Kollegen für das Material, das sie da an Land gezogen haben. Mir geht es um die Bewertung. Handelt es sich hier um einen Skandal, also einen Fall von Missmanagement oder Politikversagen?

Ich denke: Nein!

Zunächst aber zum Fall. Die FMS Wertmanagement hat sich im März 2012 an der Griechenlandumschuldung mit einem Portfolio von 8,2 Milliarden Euro beteiligt. In der Pressemitteilung ist nicht davon die Rede, um welche Anleihen es sich handelt. Es gab damals zwei Kategorien von Anleihen: Nach griechischem und nach internationalem Recht ausgegebene. Die inländischen wurden nach einem langen Gezerre umgetauscht, die ausländischen ausbezahlt.

Die FAZ schreibt nun:

Demnach hätten 2,56 Milliarden Euro an Verlusten für den deutschen Steuerzahler vermieden werden können, wenn die Abwicklungsbank der Hypo Real Estate ihre 3,3 Milliarden Euro griechischer Anleihen nach ausländischem Recht behalten hätte. 

Meines Erachtens ist das die falsche Betrachtungsweise: Am meisten Geld „gespart“ hätte die FMS, wenn sie an dem Schuldenschnitt überhaupt nicht mitgemacht hätte, dann wäre er wahrscheinlich gar nicht zustande gekommen, weil die FMS eine großen Teil der Anleihen hielt und die Mehrheit fraglich gewesen wäre.

Es war aber die Politik der Bundesregierung, diesen Schuldenschnitt herbeizuführen. Wir wollten ihn – und natürlich mussten wir auch die Kosten tragen. Daraus folgt, dass eine Bank im Bundesbesitz sich an der Sache beteiligt. Deutschland arbeitete übrigens auch darauf hin, dass die nach internationalem Recht ausgegebenen Bonds ebenfalls einbezogen werden. Das ist dann nicht gelungen, aber die Regierung hätte diese Forderung nicht aufstellen können, wenn sie selbst sich der Sache entzogen hätte.

Man kann für oder gegen den Schuldenschnitt sein, aber wenn man dafür ist, dann ist das Verhalten der FMS folgerichtig. Es ging nicht um kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern um die Überlegung, dass es im längerfristigen Interesse Deutschlands ist, wenn der Schuldenschnitt mit möglichst breiter Beteiligung durchgeführt wird.

Es geht aber noch weiter. Die FAZ schreibt, dass die Bad Bank Anleihen – vermutlich die nach internationalem Recht ausgegebenen – an Hedgefonds mit 475 Millionen Euro Verlust an der Börse verkauft habe. Für die Fonds war das ein Bombengeschäft, denn am Ende wurden diese Anleihen voll ausbezahlt. Ist das wenigstens ein Skandal?

Wieder denke ich: Nein!

So sind Preise an den Märkten genau das: Marktpreise. Ein Verkauf zu Marktpreisen ist also nie ein Skandal, es sein denn, man glaubt, dass die Märkte nicht funktionieren. Im Rückblick wäre es wohl besser gewesen, die Anleihen zu halten. Aber im Rückblick hätte ich auch vor zehn Jahren die ganze Oderberger Straße in Berlin aufgekauft und wäre heute mehrfacher Millionär. Es war damals eine reale Option, dass Griechenland überhaupt nichts zurückzahlt. Deshalb waren die Preise so niedrig. Wie es ganz am Ende ausgeht, werden wir ohnehin erst noch sehen.