The Donald ist Präsident und die Finanzmärkte scheint das nicht sonderlich zu stören. Nach einem kurzen Einbruch haben sie sich am Dienstag wieder stabilisiert. Aber was bedeutet der Wahlsieg des Immobilienmilliardärs für die Wirtschaft?
Im Vorfeld der Wahl wurden einige Prognosen veröffentlicht, die einen deutlichen wirtschaftlichen Einbruch vorhersagten. Es lohnt sich, sich die Methode dieser Prognosen noch einmal anzuschauen. Das Beratungsinstitut Oxford Economics etwa führt mögliche negative Effekte auf eine erhöhte Unsicherheit zurück, die sich auf die Investitionstätigkeit auswirke. Zudem gehen die Experten davon aus, dass Trump seine Steuersenkungen durch Ausgabenkürzungen gegenfinanziert, was die gesamtwirtschaftliche Nachfrage reduziert, da die Steuersenkungen vor allem Gutverdienern zugutekämen, die einen großen Teil des Geldes sparen. Strafzölle und Maßnahmen gegen die Zuwanderung wiederum würden die langfristigen Wachstumskräfte der Wirtschaft schwächen.
Die Ratingagentur Moody’s argumentiert, dass die Steuergeschenke über zusätzliche Kredite finanziert werden. Dies wirke sich aber unter dem Strich negativ auf die Konjunktur aus, da die volkswirtschaftlichen Kapazitäten schon weit gehend ausgelastet seien. In einer solchen Situation führten höhere Defizite zu mehr Inflation und höheren Zinsen, was die private Investitionstätigkeit bremse. Zudem sei damit zu rechnen, dass China und Mexiko auf die Strafzölle mit Gegenmaßnahmen reagiere, was die Exportfirmen belaste, die ohnehin unter einem wegen der steigenden Zinsen aufwertendem Dollar zu leiden hätten.
Warum beschreibe ich das so ausführlich? Weil man auch zu einer völlig anderen Schlussfolgerung kommen kann.
Nehmen wir beispielsweise mit Tyler Cowen an, Trump begnügt sich mit einigen symbolischen Gesten an seine Anhänger. Er könnte mit dem Bau der Mauer an der Grenze zu Mexiko beginnen (wissend, dass sie nie vollendet werden wird) und auf die Deportation illegaler Immigranten verzichten. Dann würden die Zusatzausgaben erst einmal die Konjunktur stützen, ohne dass unmittelbar eine Arbeitskräfteknappheit droht. Nehmen wir weiter an, dass Trump auch für Geringverdiener die Steuern etwas senkt und zugleich die Ausgaben für die Infrastruktur – ein weiteres Wahlversprechen – ausweitet. Dann könnte sich daraus ein positiver Fiskalimpuls ergeben, ohne dass Zinsen und Inflation gleich in die Höhe schießen.
Nehmen wir weiter an, dass Trump beim Thema Handel sich zwar hart gibt, es aber bei Klagen innerhalb der Welthandelsorganisation und einigen kosmetischen Maßnahmen belässt und sich den institutionellen Grundlagen der Weltwirtschaftsordnung – G20, IWF, Weltbank – verpflichtet fühlt. Das ist nicht vollkommen unrealistisch, schließlich ist das Thema kompliziert und für viele Wähler schwer zu durchschauen. Und nehmen wir schließlich an, dass Trump wie angekündigt die Regulierung für die Banken lockert und es auch mit dem Umweltschutz nicht so genau nimmt.
Dann wären wir sehr schnell in einem Szenario, in dem seine Wahl einen positiven Effekt für die Wirtschaft bedeuten würde. So verstehe ich auch folgenden Kommentar der Deutschen Bank:
Ich will damit nicht sagen, dass die gestrige Wahl deshalb ein Glücksfall für die Welt ist. Ich halte Trump aus einer geopolitischen und ökologischen Perspektive für hochgefährlich und möglicherweise wird der Planet seine Präsidentschaft nicht verkraften.
Aber rein konjunkturell betrachtet könnte es nach oben gehen.