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„Der letzte Raubzug“

Weißes Gold, so könnte man Elfenbein auch nennen. Zwei Filmemacher aus Deutschland decken die Geschäfte rund um das verbotene Gut auf.

Elfenbein ist das nächste Gold. Während konventionelle Anleger noch in Wälder investieren, spekuliert die Finanzavantgarde längst auf die übernächste Rohstoff-Hausse. Zurzeit steht das Kilo Elfenbein bei 3.000 Dollar. In 20 Jahren, wenn die Elfenbeinmafia die Elefantenbestände minimiert hat, stehen maximale Profite ins Haus. Denn die Tiere könnten wegen der Wilderei bis dahin fast ausgestorben sein. Die schmutzigen Geschäfte, die auch von Europäern betrieben werden, decken Regisseur Jakob Kneser und sein Hamburger Produzent Tristan Chytroschek eindrucksvoll in Der letzte Raubzug auf. Am Mittwoch ist Premiere im Abaton-Kino und die beiden Filmemacher werden als Gäste vor Ort sein.

 

A Projection

Very british, diese schwedische New-Wave-Band. Sie kommt mit ihrem frisch gepressten Debütalbum „Exit“ in den Hafenklang.

Joy Division, ick hör dir trapsen. Oder ist das gar nichts Altes? Das Quintett A Projection kommt aus Stockholm und klingt überhaupt nicht ausschließlich skandinavisch, sondern very british. Mitten in ihren zwanziger Jahren vermissen sie schon jetzt im gleichnamigen Song ihre Young Days, aus denen vermutlich auch all die Slap-Bassläufe und Synth-Melodien stammen. Das Debutalbum Exit prescht energisch, düster und in einer unsagbaren Kälte nach vorne – gar nicht schlimm, dass man diese Klänge irgendwann schon mal gehört hat. Es könnte kühl und wolkenverhangen werden im Mai unten an der Elbe. Und wer sich gerne zurück an die Good Old- oder die Cold War Days der 1980er Jahre erinnern möchte, kann sich im Hafenklang warmpogen.

Text: Jan Frederic Goltz

 

Bright Light Bright Light

David Bowie, Chet Baker oder Ace of Base sind die Inspiration des Musikers Rod Thomas. Wie er sich live anhört, kann man am Dienstag erleben.

Sir Elton John gehört zu seinen größten Fans. Er war von Bright Light Bright Lights Debüt Make Me Believe in Hope so schwer beeindruckt, dass er ihn als Special-Guest mit auf Welttournee nahm und auf dem zweiten Album Life Is Easy den Song I Wish You were Leaving mit ihm aufnahm. Rod Thomas, wie Bright Light Bright Light mit bürgerlichem Namen heißt, nennt selbst so unterschiedliche Künstler wie Kate Bush, David Bowie, Depeche Mode, die Pet Shop Boys, Chet Baker und Ace of Base als Inspirationsquelle für seine Musik. Und tatsächlich wirkt seine Musik wie ein aus all diesen Einflüssen gewebter Klangteppich. Da ist das Keyboard von Ace of Base zu hören, oder die treibenden Beats der Pet Shop Boys und das Träumerische von Kate Busch. Diesen Monat kommt der funkelnde Popstar nach Deutschland und beehrt unsere intime Prinzenbar.

Text: Jakob Luy

 

„Das Zimmermädchen Lynn“

Der deutsche, international ausgezeichnete Film über ein Zimmermädchen, das sich dreist in den Hotelzimmern versteckt, kommt ins Abaton.

Vom Filmfestival in Montreal 2014 brachte Ingo Haeb, Lehrender an der HFBK und auch am Film Fraktus beteiligt, den Internationalen Kritikerpreis mit. Seine Hauptdarstellerin Vicky Krieps wurde als Beste Schauspielerin mit dem Förderpreis Neues deutsches Kino geehrt. Ihr gemeinsames Werk mit den schlichten Bildern, langen Szenen und der entschleunigten Erzählweise erlebt nun seine Hamburg-Premiere im Abaton-Kino: Das Zimmermädchen Lynn liebt das Putzen ebenso sehr wie die schmutzigen Geschichten, die sie immer dann erfährt, wenn sie sich unter den mit weißem Linnen frisch bezogenen Hotelbetten verbirgt.

 

„Coup Fatal“

Dandys im Kongo: Die soziale Bewegung der Sapeurs versucht mit Extravaganz der Tristesse im kriegsgebeutelten Land zu entfliehen.

Der Kongo ist eine der schönsten Regionen Afrikas, Vielfalt ist dort nicht das Außergewöhnliche, sie ist Normalität. Doch was bedeutet eine Heimat ihren Menschen, wenn sie 185 Jahre von kolonialistischer Willkür und weitere 40 Jahre von Despotie und Krieg geplagt wurde? Die soziale Bewegung der Sapeurs, La Sape, begegnet dem auf ihre Weise. Mit an den klassischen Dandy angelehnter Extravaganz stehen ihre Repräsentanten für Individualität und den Widerstand gegen die Tristesse.

Der kongolesische Countertenor Serge Kakudji, der belgische Komponist Fabrizio Cassol und Starchoreograf Alain Platel, der zuletzt mit dem mehrfach ausgezeichneten Stück Tauberbach auf Kampnagel zu sehen war, besinnen sich dieser lebensbejahenden Attitüde und kombinieren die Musik des Landes, gespeist aus den Traditionen seiner mehr als 200 Ethnien, mit Arien von Händel und Gluck. Coup Fatal ist eine Pop-Oper voller Spleen, Vitalität und Lebensfreude.

Text: Reimar Biedermann

 

16. Japan-Filmfest

Im Reich der Zeichnungen: Bis zum 31. Mai laufen rund 80 Filme mit Mangas und Animes im Metropolis, Studio und 3001.

Wenn am 27.5. das Japan-Filmfest mit der Manga-Verfilmung Lupin the Third, einem actionreichen Blockbuster um den notorischen Gentleman-Gauner, im Metropolis eröffnet wird, hat das programmatischen Charakter. Denn die Trickfilmkultur steht im Zentrum der diesjährigen Auswahl aktueller japanischer Produktionen. Zu ihnen gehören Amme & Yuki, eine Fortsetzung der Ghost in the Shell-Serie, und The Wind Rises, ein neues Werk von Hayao Miyazaki.

Dessen Ghibli-Studio ist zudem durch Die Legende der Prinzessin Kaguya vertreten, die für einen Oscar nominiert war. Zu den Highlights zählen auch der Klassiker Akira und dessen Realverfilmung The Akira Project. Als Gäste werden der Manga-Künstler Waita Uziga und Sade Sato erwartet, der mit seinem Realfilm Mai-Chan’s Daily Life Uzigas Comic-Heldin aus dem Reich der Zeichnungen in die Wirklichkeit transponiert hat.

 

The Slow Show

Große Gefühle: Die Jungs um Rob Goodwin beweisen in der Prinzenbar einmal mehr, dass ihr Manchester-Sound zum Weinen schön ist.

Sie lieben Kirchen und Kathedralen als Konzertorte. Im vergangenen Jahr beim Reeperbahn Festival durften The Slow Show in der St.-Pauli-Kirche auftreten, eines ihrer wichtigsten Konzerte spielten sie im Vorprogramm von Elbow in der Kathedrale ihrer Heimatstadt Manchester. In diesen hohen Räumen kann sich der Sound der Band besonders gut entfalten, ja geradezu aufschwingen. Hoch genug ist auch die Prinzenbar, zwar weniger sakral, aber dafür familiärer. Obwohl The Slow Show in der nordenglischen Industriestadt zu Hause sind, klingt das Quintett überhaupt nicht nach dem typischen Manchester-Sound, wie ihn etwa die Happy Mondays begründet haben. Die Wurzeln von The Slow Show liegen eher im amerikanischen Blues und Rock. Sie sind näher an Wilco und Bruce Springsteen als an den Smiths. Ein besonderes Merkmal der Band ist der tiefe und warme Bariton von Sänger Rob Goodwin, der Erfolg auf besondere Art definiert: „Erfolg bedeutet für uns, unser Publikum so zu fesseln, dass es ganz still wird und sich in die Musik versenkt. Manchmal fließen sogar Tränen.“

Text: Heinrich Oehmsen

 

FINTango Festival

FINTango verbindet Kultur und Musik, Finnland und Tango und ist damit einzigartig im Land. Zwei Tage macht das Festival Halt in Hamburg.

Da kommt zusammen, was zusammengehört: Finnlad und Tango. Oder doch nicht? Die zunächst skurril wirkende Mischung von FINTango klappt wunderbar – so gut, dass das einzige finnische Tango- und Kulturfestival in Deutschland im dritten Jahr mit ihrem Programm auf Tour durch die Republik geht. In Hamburg dauert das Fest zwei Tage – mit Tanzkurs, Filmvorführungen, Konzert und Ball am Sonntag im Kölibri. Am Montag geht’s weiter mit Tanz, Folklore und Konzerten am Musik Pavillon im Planten un Blomen. Finnischer Tangotanz soll laut Veranstalter übrigens leicht zu erlernen sein. Und wer das Tangobein nicht schwingen mag oder mal eine Pause braucht, der kann lernen, wie man finnisches Brot und Torten backt. Der Eintritt ist übrigens frei. Gespendet werden darf aber gerne.

Text: Andra Wöllert

FINtango Trailer 2015 from FINtango on Vimeo.

 

The Flash Music Festival

Ambitionierter Electro, fein kuratiert: Das Festival lockt feierwütige Glückskinder ins Uebel & Gefährlich – Oxia kommt, Jennifer Cardini auch.

Wer sich am Sonntag von guter elektronischer Musik flashen lassen möchte, hat im Uebel und Gefährlich die beste Gelegenheit dazu. Das Flash Music Festival versucht Glückskindern internationale Namen, tolle Newcomer und verschiedensten Stile der elektronischen Musik zwischen Techno und House zu servieren. Mit einer Party in einem von Hamburgs wichtigsten Clubs für elektronische Musik und diesem Line-up dürfte das gelingen. Oxia aka Olivier Raymond aus Grenoble führt eben dieses mit groovigem House an. Genauso housig wird’s mit Jennifer Cardini (Foto), die ihre Base in Paris und Köln hat. Aus Hamburg findet man unter anderem Chris Kistenmacher hinter den Plattentellern, der des öfteren Electro-Partys im Fundbureau oder Waagenbau beschallt. Wer sonst noch dabei ist, um euch zum Tanzen zu bringen, hört ihr ja spätestens am Wochenende. Die Liste ist noch nicht zu Ende: Rey & Kjavik, Ugur Project u.v.m. legen auf, Fairmont spielt live. Und dann wäre da noch der mysteriöse Secret Guest…

 

„The Hip Hop Lounge“

Beats im Körper spüren: Das Hamburger Kollektiv City-DJs macht das im Moondoo möglich. Und das für einen guten Zweck.

Um mit ordentlich Bass um die Ohren in den Pfingstsonntag zu tanzen, führt kein Weg an der Hip Hop Lounge im Moondoo vorbei. Das Hamburger Kollektiv City-DJs um DJ Numah-One, Dam-On, Chico G und Co. spielt Hip-Hop pur auf zwei Floors. New School oben, Old School unten. Und als wären die insgesamt sechs Jungs nicht schon genug, haben die City-DJs außerdem Sam-One und I$I aus Osnabrück eingeladen. Das Event findet übrigens im Rahmen des Clubkinder Festivals am Pfingstwochenende statt. Zehn Clubs schließen sich dabei zusammen und sammeln Spenden für zehn Flüchtlingskinder. Beats und Drinks dienen also einem wunderbaren Zweck. Da bleibt hoffentlich kein Ausgehfummel trocken.

Text: Andra Wöllert