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8 Pauli

Die einzige Chiptunes-Party Hamburgs zieht in den Goldenen Salon im Hafenklang. Zum Auftakt gibt’s die Besten der 8-bit-Szene aufs Tablett.

Chiptunes – was in New York, Amsterdam und Berlin schon lange zum guten Ton gehört, steckt im hippen Hamburg noch in den Kinderschuhen. Die Musik erklärt sich von selbst: Chiptunes – Tunes vom Chip, von Soundchips, die man im Gameboy, in Oldschool-PCs oder im Super Nintendo findet. „Jedes Gerät, das einen 8-bit-Chip besitzt, kann im Prinzip Musik machen. Sogar Taschenrechner“, erklärt Robin Stam, Pionier der Hamburger Szene und Veranstalter des 8-Pauli-Events, das am Samstag sein Einjähriges feiert. Den Abend im Goldenen Salon wird Robin alias The Mad Bitter selbst eröffnen. Danach folgt Matthias Witzke alias Die Moderne Welt, bei dem ein echter Commodore 64, ein 8-bit-Computer aus den 1980ern, zum Einsatz kommt. Bei Poly in Frames gibt’s Gameboy-Tunes vom Feinsten. Der wohl bekannteste Act des Abends ist FirestARTer Thomas aus Wuppertal aka Frau Holle – und er bringt seinen „Nerdsynth“ mit, einen Synthesizer in Form eines großen gelben Gameboys. Schon im Alter von elf Jahren hat er die Tracks seiner Lieblingsgames auf Kassette aufgenommen – kein Wunder, dass er heute Soundtüftler par excellence ist. Auf geht’s also, gemeinsam mit Mario und Luigi um Prinzessin Peach kämpfen und das Abenteuer Chiptunes in echter Retro-8-bit-Manier genießen.

Text: Ina Volkmer

 

Beckstraßenfest

Invasion in der kleinen Straße zwischen Karoviertel und Schanze: Das alljährliche Beckstraßenfest ist wieder da – mit Mucke, Verköstigung und Comedy.

Die friedlichste Form der Belagerung zieht wieder in die Sternschanze ein und für kurze Zeit lässt sich die Frage, wem die Stadt gehört, leicht beantworten: Sie gehört den Bewohnern und das dank Straßen- und Stadtteilfesten. Livebands, Kunst, Kultur, Märkte und Imbissstände – Straßenfeste sind der Ausnahmezustand auf Bürgersteigen und Fahrbahnen, gegen den keiner etwas einzuwenden hat. Neben dem Arnoldstraßen- und Dat Uhlenfest lädt im August, genauer gesagt diesen Samstag, also die Beckstraße zum Stelldichein und Hoch-das-Bein. In der kleinen Straße gibt es neben Konzerten von Sarajane, Coca Candy und Lilian Gold und lecker Essen auch noch Comedy und Co. Die Comedians Bo Arminius und Dennis Grund sowie Slam-Poet Jan Wilhelm Schund machen das Fest erst so richtig festiv. Neonorange liefert das Closing DJ-Set. Zeit, das Straßenbild für einen Tag umzukrempeln!

Text: Andra Wöllert

 

Badda Badda

Anyweh di party deh – Das Talawah Soundsystem lädt einmal mehr zur karibischen Dancehall-Madness bei der Badda Badda Party ins Gruenspan.

Wining, Daggering, Dancing – Die selbsternannte baddest Dancehall-Party Hamburgs bläst mal wieder zur Attacke. Mit geschmeidigen Reggae Vibes, sportlichen Dancehall Tunes, fetten Hip-Hop-Beats und natürlich ordentlich Bass laden das Soundsystem Talawah um DJ Jugglah unter dem Motto „High Voltage“ wieder dazu ein, selbstvergessen das Tanzbein zu schwingen oder mindestens im Takt zu nicken. Aber keine Badda Badda ohne standesgemäßen Besuch. Dieses Mal kommt die KOS Crew aus Zürich in der Schweiz und legt hoffentlich viele Dancing Tunes auf. Zu denen zeigt der Jamaikaner und Wahlhamburger Chris Icon, auch mit Crew, nämlich authentische Moves vom karibischen Inselstaat. Übrigens: Ladies haben innerhalb der ersten Stunde freien Eintritt. Und obwohl der Sommer gerade sowieso wieder Einzug in die Hansestadt gehalten hat – mit diesem tropischen Sound spürt selbst der letzte die aufkommende Hitze im Gruenspan.

Text: Kathrin Schwatlo

 

This Red Door

Rot ist hier nicht etwa die Farbe der Gefahr, sondern des Miteinanders. Ein Open-Art-Community-Space nach New Yorker Vorbild macht’s möglich.

Ein Gemeinschaftsatelier, nur offener und mit gleichzeitiger Ausstellung. Das war die Idee der New Yorker Jomar Statkun, Jared Friedman und Christopher Stackhouse, die sie mit dem Titel This Red Door in Manhattan 2011 realisiert haben. Nachbarn kamen, Künstler, Touristen, Passanten, ja ganze Familien. Es wurden Ideen ausgetauscht, gemeinsam gegessen oder einfach nur for free das W-Lan genutzt. Dieser Open Space wurde salonfähig und This Red Door ist von Brooklyn über Berlin jetzt nach Hamburg gezogen. Hier haben sich die New Yorker seit Anfang Juli mit dem Westwerk und dem Projekt Universität der Nachbarschaften zusammengetan. Europäische und US-amerikanische Künstler aus den Bereichen der Bildenden Kunst, Musik, Poesie, Film, Theater, Performance und Urban Design wurden eingeladen, sich zu beteiligen – und die Besucher können in den Dialog mit ihnen treten. Aus der Hansestadt selbst nimmt der Fachbereich Urban Design der HafenCity Uni mit seinen Forschungen zu Urbanität teil. Außerdem macht sich der Verein Ort des Gegen mit einer Ausstellung an die Nachlassordnung des komplexen Werks von Künstlerin Annette Wehrmann, die sich selbst in den Hamburger Künstlerräumen bewegt hat. Die rote Tür ist am Samstag ein letztes Mal offen.

Text: Andra Wöllert

 

Tayrona Project

Auch ohne Wörterbuch tanzbar: Im Jolly Jumper gibt es Cumbia, Reggaeton und HipHop à la carte, dazu Ausflüge zu Champeta, Sandungueo und Perreo.

Der Name Tayrona Project ist ja inzwischen nicht mehr so ganz fremd, macht es sich doch regelmäßig an Hamburger Plattentellern zu schaffen. Zumindest die Freunde von Latin Crossover und alle, denen die Clubs der Stadt viel zu House-lastig sind, sollten sich den Abend vormerken. Es gibt Cumbia, Reggaeton und HipHop à la carte, dazu Ausflüge zu Salsa, Merengue, Champeta, Sandungueo, Perreo und dergleichen mehr. Aber keine Sorge, man kann auch ohne Wörterbuch dazu tanzen! Und alle, die Zugucken besser finden als Mitmachen, sind im Jolly Jumper auch nicht verkehrt. Es gibt jede Menge Sofas, um in Ruhe an seinem Drink zu nuckeln, mit dem Kopf zu nicken und mal ganz unschuldig in die Runde zu schauen.

Text: Nik Antoniadis

 

„This is not Greece!“

Mit einer zweitägigen Konferenz beim Kampnagel Sommerfestival will Margarita Tsomou die Schieflage der Berichterstattung untersuchen – und beheben.

Das möchte man beinahe bei jedem zweiten Bericht zum Thema sagen: „This is not Greece!“ Es gibt ganz offensichtlich eine Schieflage in der Berichterstattung: Der Korrespondent der ARD (immerhin ein öffentlich-rechtlicher Sender), der im Fernsehen so wortgewaltig wie in seiner Lieblingskneipe die griechische Regierung zum Teufel wünscht; die üblichen Grantler („Der Grieche muss eben Opfer bringen wie alle anderen auch“); die Freizeitvolkswirte, die die Schuld in der keynesianischen Politik suchen (oder auch die Rettung, wer weiß das schon so genau). Die Schieflage ist so groß, dass sie sogar differenzierte Beiträge einschließt. Erst kürzlich befasste sich ein laaanger Text damit, welche kulturelle Bedeutung das OXI für die griechische Seele hat, wie mit dem „Nein“ an die Eurogruppe das große historische „Nein“ an Benito Mussolini beschworen würde. Gute Idee, aber in Griechenland ließ sich niemand finden, der diese Verbindung zog, nicht in den Cafés, auf der Straße, in den Nachrichten. This is not Greece!, sagt auch die Journalistin Margarita Tsomou, die im Rahmen des Sommerfestivals auf Kampnagel eine zweitägige Konferenz unter diesem Titel organisiert hat, um mit prominenten Gästen über die mediale Repräsentation der Griechenland-Krise und die Produktion von Bildern und Diskursen zu sprechen und natürlich, um ein bisschen Licht ins mediale Dunkel zu bringen.

Text: Nik Antoniadis

 

„Lichtfalle“

Im Zweifel für das Insekt: Eine blaue „Lichtfalle“ wird auf der Elbe ausgesetzt und erkundet, wie Insekten auf den Blue Port reagieren.

Blau, blau, blau glüht der Hafen, alle Jahre wieder illuminiert von Michael Batz, dem „Philosophen des Lichts“. Sein Blue Port ist fester Bestandteil des aggressiven Hamburger Stadtmarketings, und dafür rückt er Hafen und HafenCity alljährlich mit einem 40-köpfigen Team, mit 40 Kilometern Kabel und 12.000 Lichtquellen zu Leibe, um die meist blauen Leuchtstoffröhren an Gebäuden, Kaimauern, Kränen, Pontons, Barkassen und allem anderen, was einigermaßen viel Effekt verspricht, anzubringen. Da weder Verstand noch guter Geschmack das bisher verhindern konnten, begegnet man dem Spektakel jetzt mit kunstvoller Wissenschaft und untersucht, ob Batz’ Blue Port die Cruise Days in einen gigantischen Insektenfriedhof verwandelt. Die Künstlerin Nana Petzet und der Artenschutzbiologe Bernd Reuter haben dafür eine ebenso eindrückliche wie kuriose und poetische Installation geschaffen – einen quasi Kunst-Rabbatz mit „Versuchs-Batz“ als Lichtfalle, montiert auf das ehemalige Feuerlöschboot Repsold. Spezialisten für nacht-aktive Insekten werden deren Anflug kartieren und anschließend zwei Tage lang an den Magellan-Terrassen weitere Daten erheben. Wir sind gespannt auf diese aktionsreiche Installationsaktion, die gerade rechtzeitig vor den nächsten Cruise Days im September stattfindet. Die Falle wird am 7.8. eröffnet auf der Aussichtplattform Park Fiction eröffnet.

Text: Sabine Danek

 

„Rock.Paper.Scissors“

Verlieren lohnt sich: Alle spielen um den Eintritt. Wer gewinnt, zahlt den halben Preis, aber wer verliert, bekommt trotzdem eine fette Party im Mojo.

Stein schlägt Schere schlägt Papier schlägt Stein. Die Regeln dürften bekannt sein. Bei der Rock.Paper.Scissors-Party kommen sie bereits an der Clubtür zum Einsatz. Alle Partygäste spielen am Eingang gegen die „Fighter“ eine Runde Schere, Stein, Papier um den Eintrittspreis. Bei einem Sieg kostet dieser 5 Euro, Verlierer zahlen 10. Was als Party für Freunde vor vier Jahren im Terrace Hill begann, startet jetzt bereits zum vierten Mal und ist im Mojo offen für alle. Dafür, dass sich der Abend auch bei einer Niederlage lohnt, sorgt das hervorragende Programm. Das kürzlich gegründete Tech-House Duo Bringit & Zinski, bestehend aus dem DJ und Producer Bringit und dem Jazzpianisten Dominik Dawidzinski aka Zinski, wird tanzbare Sounds mit unverwechselbaren Pianoklängen vereinen. Das neue Projekt zeigt, wie gut man tanzen kann zu Livemusik gepaart mit elektronischen Beats. Außerdem dabei ist der Niederländer Mâhfoud, der unter anderem auf dem Hamburger Diynamic Label releast und im letzten Jahr mit seiner The Real Thing-EP von sich reden machte. Da verliert man doch gerne. Ach übrigens: „Brunnen“ spielen nur Amateure!

Text: Ole Masch

 

„Mis-Shapes“

Indie-Sause mit dem altbekannten Motto „Schwul.lesbisch.scheißegal“: Wenn das Molotow seine Sommerpause beendet, geht in Hamburg die Sonne auf.

Was gäbe es Schöneres, als seine Sommerpause auf drei Floors zu beenden? Und das dazu noch mitten im Sommer! Der ist zwar bisher noch etwas schmal ausgefallen, aber vielleicht ändert sich das, wenn die poly-sexuelle Indie-Party Mis-Shapes unter dem altbekannten Motto Schwul.lebisch.scheißegal zum Tanz ins Molotow lädt. Den Club bespielen Martha Hari & Tanz.Indie.Nacht mit Indie, Pop und Elektro. Im entspannten Molotow-Backyard, der anstelle der SkyBar als dritter Floor geöffnet wird, heißt die Losung Beats, Bass & Beach Tunes, ausgegeben von Johannes D. Täufer, der die Badegäste am Clubstrand in Tropical Disco, Chillwave und Deep House taucht. Im Karatekeller geht es derweil etwas zünftiger zu, wenn Das_K von Special Needs das Haus rockt. Ein runder Abend!

Text: Ole Masch

 

Mungal Patasar and Pantar

Indien und die Karibik sind eine ganz wunderbare musikalische Einheit. Glaubt ihr nicht? Dann hört euch diese Band live an.

Und da denkt sich unsereins, die Karibik könnte nicht weiter weg sein von Indien und doch hat die indische Diaspora auch dort ihre Spuren hinterlassen. Mal ganz von der spicy Küche abgesehen, wurde auch viel Kultur übermittelt. Und ob ihr es glaubt oder nicht, das hört man bis heute in der urbanen Popmusik. Soca ist Anfang der 1970er in Trinidad und Tobago aus Calypso, Soul, Funk und, ja, indischen Instrumenten wie Dholak, Tabla und Dhantal entstanden. Besonders indisch wird’s dann bei der Unterart Chutney Soca und selbst traditionelle Musik aus dem südasiatischen Land wird von der Gemeinschaft weiter mit karibischen Klängen vermengt. Allen voran machen das Mungal Patasar und Pantar. Der Starvirtuose und seine neunköpfige Band spielen seit 1994 diese einzigartige Symbiose zweier Musikkulturen. Und wenn Steel Drum auf Tabla trifft, dann heißen die Songs auch schon mal Ol‘ Lady und Dreadlocks. Live zu hören auf der MS Stubnitz.

Text: Andra Wöllert