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„Gemischtes Doppel“

Frischer Lesestoff: Annemarie Stoltenberg und Rainer Moritz stellen Neuerscheinungen im Literaturhaus vor.

Ein gutes, wirklich fesselndes Buch in der unvorstellbaren Menge neuer Titel zu finden, ist manchmal keine leichte Aufgabe. Während man sich bei Filmen einfach Trailer anschauen kann, gestaltet sich die Suche nach neuem Lesestoff oft etwas zeitaufwendiger. Vermutlich ist diesem Umstand der Erfolg der Lesereihe Gemischtes Doppel geschuldet. Die Moderatorin der Reihe, Annemarie Stoltenberg, ist dem interessierten Publikum seit Langem bekannt. Als Literaturexpertin auf NDR Kultur und mit zahlreichen Buchvorstellungen sorgt sie dafür, dass spannende Bücher ihre Leser finden. In diesem Jahr sitzt sie erneut in der Jury des Deutschen Buchpreises. Zusammen mit dem Leiter des Literaturhauses, Rainer Moritz, stellt Annemarie Stoltenberg am 29. September 16 literarische Neuerscheinungen (Belletristik und Sachbücher) vor, die man direkt bei der Lesung kaufen kann. Das ist ein nettes Montagabend-Programm.

Text: Natalia Sadovnik

 

Flip Grater

Die Neuseeländerin ist sesshaft geworden, zumindest fürs Erste. In Paris hat sie ihr neues Album „Pigalle“ aufgenommen, das sie nun im Nachtasyl präsentiert.

Das Viertel Pigalle ist weit über die Grenzen Paris‘ hinaus bekannt. Das Moulin Rouge ist hier beheimatet, einst ließen sich dort Pablo Picasso oder Vincent van Gogh nieder, heute lässt kaum eine Touristentour die Straßen zwischen dem 9. und dem 18. Arrondissement aus. Wirklich wunderlich ist es nicht, dass die Neuseeländische Songwriterin Flip Grater ihr neues Album ausgerechnet nach diesem Viertel benannt hat. Lange reiste sie von Ort zu Ort, nun hat sich Grater fürs Erste in Paris niedergelassen und schreibt hier ihre Songs, die noch immer zwischen Sehnsucht und Wehmut wechseln, die sie auf dem neuen Album jedoch auch häufiger dem ein oder anderen Experiment ausgesetzt hat. Wovon Grater auch musikalisch begleitet wird – ob Gitarre, Trompete oder Mandoline zum Einsatz kommen, bleibt es vor allem immer die warme, volle Stimme der Wahlpariserin, die einen in ihren Bann zieht und das Herz auf wundervolle Weise schwer macht – live ganz besonders.

Text: Miriam Mentz

 

„Babettes Fest“

Verlust, aber nicht verloren: Benefizlesung mit Martina Gedeck für den Verein Verwaiste Eltern und Geschwister in den Kammerspielen.

Was, wenn ein Kind stirbt? Für die Eltern und Geschwister bricht eine Welt zusammen. Jedes Jahr endet in Deutschland das Leben von 16.000 bis 20.000 Kindern und Jugendlichen. Der Verein Verwaiste Eltern und Geschwistern Hamburg e.V. hilft den Angehörigen beim Trauern, berät und begleitet behutsam. Zugunsten dieser Einrichtung liest die Schauspielerin Martina Gedeck (weibliche Hauptrolle in Das Leben der Anderen) am 28. September Tania Blixens’ Erzählung Babettes Fest. Es ist die Geschichte einer Starköchin, die ihren Job verliert, in einer kleinen norwegischen Stadt landet und hier unerkannt als Magd arbeitet. Im Haushalt von zwei pietistischen Schwestern lebt sie ein ruhiges und bescheidenes Leben – bis sich eines Tages die Gelegenheit bietet, ihre Kochkunst zu reaktivieren und ein meisterhaftes Dinner für Freunde zu zaubern. Den Soundtrack für dieses lukullische Märchen liefert die Band Little Lucille mit einer Mischung aus Rock-, Pop- und Jazz.

 

Rolando Villazón

Der weltberühmte Opernsänger präsentiert seinen Debüt-Roman namens „Kunststücke“ im Rahmen des Harbourfront-Literaturfestivals.

Eigentlich kennt man ihn ja von großen Opernbühnen. Und wenn er nicht gerade singt, versprüht er in TV-Shows seine offensiv gute Laune: Rolando Villazón ist überall ein gern gesehener Gast, immer mit Schalk im Nacken und einen Spruch auf den Lippen. Nun hat der weltbekannte Tenor und Kulturbotschafter Mexikos (der sich laut eigener Aussage schon als 10-jähriger Junge am Schreiben versuchen wollte) ein Buch herausgebracht, in dem es um einen armen, unglücklichen Clown geht, der ein Buch über einen anderen, allerdings erfolgreichen und glücklichen Clown schreibt. Kunststücke ist der Titel von Villazóns bei Rowohlt erschienenem Debüt-Roman, aus dem er am 1. Oktober im Rahmen des Harbourfront-Literaturfestivals in der ihm wohl bekannten Laeiszhalle lesen wird. Den Besucher erwarten laut Ankündigung „Poesie, Humor und philosophischer Witz, eine Welt der unbegrenzten Möglichkeiten voller Zauber und Magie“.

 

Literatur-Quickie

Kurz und bündig: Tobias Sommer, Simone Buchholz, Andreas Behm, Sabrina Schlauer und Karen Köhler laden zu ihren  15-minütigen Lesungen.

Prosa im Kurzformat: Bei den Literatur-Quickies, die der Hamburger Autor und Schriftsteller Gunter Gerlach seit vielen Jahren mit bewundernswertem Durchhaltevermögen veranstaltet, liegt in der Kürze die Würze. Mehrere Autoren treten an, um jeweils eine Viertelstunde zu lesen – keine Minute mehr. Das zwingt die Autoren zum sorgfältigen Editieren ihrer Texte und zu einem halbwegs unterhaltendem Vortrag. Am 28. September ist es mal wieder soweit: Den nächsten Literatur-Quickie bestreiten Tobias Sommer, Simone Buchholz, Andreas Behm, Sabrina Schlauer und Karen Köhler. Letztere hat kürzlich ihren neuen Roman namens  Wir haben Raketen geangelt veröffentlicht, aus dem sie an diesem Abend vorlesen wird. Vielversprechend ist auch der Titel des jüngsten Werks von Sabrina Schauer. Es heißt Löffelweise Alltagsscheiße und enthält unter anderem eine Bedienungsanleitung für sich selbst. Das klingt nach Spaß – wenn auch etwas bitterem.

 

FEM Live Sessions

Deutsch-brasilianisches Treffen der musikalischen Art: Sängerin Maria Gadú und Singer/Songwriter Ingo Pohlmann teilen sich die Bühne des Mojo Clubs.

Zum sechsten Mal findet dieses Jahr in Köln das Festival FEM statt, ein musikalisches Zusammentreffen von deutschen und brasilianischen Künstlern. Und weil die Idee zu schön ist, um lediglich der Domstadt vorbehalten zu bleiben, gehen die FEM Live Sessions zur selben Zeit auf Tour: In Hamburg werden sich der Singer-Songwriter Ingo Pohlmann und die brasilianische Sängerin Maria Gadú die Bühne des Mojo Clubs teilen. Die 27-Jährige ist eine der wichtigsten Vertreterinnen der Música Popular Brasileira, ihre Mischung aus Samba, Funk und afrikanischen Rhythmen hat sie in ihrer Heimat zum Star gemacht. Ingo Pohlmann trägt seine freundlichen Gitarrensongs mit leiser Melancholie zum Abend bei. Nachdem die letzte Begegnung der beiden Länder auf dem Fußballplatz eine eher unausgeglichene Nummer war, verspricht diese Live-Session nichts als Harmonie.

Text: Thorsten Moor

 

Freundlich + Kompetent

Das (vorläufige) Ende einer Szene-Bar mit Zukunft: Das Freundlich + Kompetent gibt seine Abschlussparty. Julian Jasper und Julius Horn erklären, wie es dazu kam.

SZENE HAMBURG: Am 30. September habt ihr zum letzten Mal geöffnet. Wie kommt’s?

Julian: Unser Mietvertrag ist ausgelaufen und wird leider nicht verlängert. Hier sollen jetzt Wohnungen entstehen.

Was waren eure Highlights in den letzten sieben Jahren?

Julius: Zum Beispiel das allererste Konzert der Hamburger Hip-Hop-Band Eljot Quent oder die spontanen Sessions mit den Jungs von Liedfett.

Was plant ihr für den letzten Abend?

Julian: Der Abschied soll mit wundervollen Live Acts, tollen DJs, lachenden Gesichtern und viel Schnaps gefeiert werden. Wir starten bereits um 12 Uhr und ziehen dann voll durch. Außerdem werden Bands spielen, die uns über Jahre begleitet haben. Mehr wird nicht verraten.

Und danach?

Julius: Wir befinden uns in finalen Mietvertragsverhandlungen für eine Location in Barmbek-Süd. Bei der Closing-Party in der Gertigstraße können wir hoffentlich den neuen Standort verkünden. Vor Dezember werden wir aber sicher nicht eröffnen.

Interview: Ole Masch

 

Hamburg ist Slamburg

MC Pospiech und MC Uebel laden mal wieder zum Offenen Poetry Slam in den Nochtspeicher. Musikalische Untermalung gibt es von DJ Blume.

Jawohl, Hamburg ist Slamburg – und das kann man wohl laut sagen. Oder gibt es etwa eine Stadt in der Republik, die noch mehr regelmäßig stattfindende Slams vorweisen kann? Hier in der Hansestadt kommt man jedenfalls aus dem Slammen gar nicht mehr heraus. Hartmut Pospiech und Tina Uebel sind seit Jahren in der Szene aktiv. Ihre 1997 ins Leben gerufene Slamburg bezeichnen sie liebevoll als „Paris–Dakar unter den Literaturlesungen“. Seitdem haben die beiden schon so manchen Slammer die Bühne betreten sehen. Am 30. September ist es mal wieder soweit: MC Pospiech und MC Uebel laden einmal mehr zum Offenen Poetry Slam in den Nochtspeicher. Wer sich traut und eine Geschichte auf Lager hat, deren Erzählung nicht länger als fünf Minuten dauert, möge sich auf der Homepage anmelden. Für musikalische Auflockerung und Überbrückung sorgt DJ Blume.

Text: Miriam Metz

 

Avi Buffalo

Das kalifornische Quartett trägt den liebevollen Gitarren-Indie ihres neuen Albums „At Best Cuckold“ live im Kleinen Donner vor.

Das Aufnahmestudio Tiny Telephone in San Francisco wurde von Death-Cab-For-Cutie-Gitarrist Chris Walla mal als „fünftes Gruppenmitglied“ bezeichnet, so sehr prägte es den Sound seiner Band. Dass Avi Buffalo hier ihr zweites Album, At Best 
Cuckold, fertiggestellt haben, passt ganz gut ins Bild: Die Platte des kalifornischen Quartetts klingt nach ebenjenem liebevollen Gitarren-Indie, der hier bevorzugt eingespielt wird, Echos von Nada Surf und The Long Winters hallen hier wohl ebenfalls noch in den Wänden. Dazu eine Prise Shins, und man kann förmlich hören, wie Garden-State-Regisseur und Soundtrack-Kompilierer Zach Braff an die Studiotür klopft. Oder auch wer anders: Chris Walla ist ja gerade bei Death Cab For Cutie ausgestiegen, der Platz des vierten Bandmitglieds wäre demnach jetzt frei.

Text: Michael Weiland

 

Besonderslecker

Ein Tag für Menschen, die gerne essen, Gin aus Hamburg oder Schweizer Makrönchen lieben und ein Faible für bedruckte Tischdecken und illustrierte Kochbücher haben.

Alles für den Gaumen und die Küche hält der Markt Besonderslecker bereit, der alljährlich im Museum der Arbeit stattfindet. Nicht lang schnacken – lieber zeigen, was hier am 28. September abgeht: 80 Aussteller buhlen um die Gunst der Besucher. Kulinarisch durchquert man hier Schritt für Schritt die Republik, mit Abstechern ins Ausland. Wurst und Schinken von der Insel Rügen, Gebäck aus Frankreich, Makrönchen aus der Schweiz, Hamburger Craftbier und Gin, Fruchtliköre aus Köln, Espresso, der eigentlich ein Rooibostee ist und aus dem südafrikanischen Wupperthal stammt, Kürbis, Chili, Ingwer, Öle, Wildschweinsalami … Die leckeren Dinge können dann mithilfe neuer Designgüter für die Küche (Schneidebretter, bunte Weingläser, bedruckte Tischdecken, handgewebte Geschirrtücher, illustrierte Kochbücher und bemaltes Porzellan) verarbeitet und/oder hübsch angerichtet werden.