Nina und Laila spielen in der Ponybar ein paar Lieder für Jamiro vor. Wer aufmerksam zuhört, dürfte in sich schnell einen kleinen Jamiro finden.
Wir können Jamiro dankbar sein, dieser vielleicht nicht ganz realen, aber dafür heldenhaften und mit Liebe erdachten Figur aus Kindertagen. Denn hätte sich Jamiro nicht als Adressat zur Verfügung gestellt, wer weiß, wo dann all die leise bestechenden Lieder und Textzeilen gelandet wären, die Nina und Laila derzeit von Ort zu Ort tragen. Die ersten Songskizzen wurden von Nina im letzten Sommer mit Blick auf das New Yorker Treiben aufgezeichnet, wieder zurück in Deutschland traf sie dann auf Laila, die mit klarer Stimme, Geige und anderen Instrumenten das beisteuerte, was den zuvor noch einbeinig schaukelnden Songs fehlte. Und so singen und spielen sie als Poems For Jamiro nun gemeinsam von all diesen Themen zwischen Zurück- und Nachvorneblicken, zwischen Weitermachen und Erinnern. Ihre Songs sind unaufdringlich, schleichen sich erst einmal leise an, aber bauen sich dann – wenn man ihnen zuhört und ihnen Raum gibt – unerwartet groß vor einem auf. Jamiro kann schon ein wenig stolz auf sich sein, ein Mädchenduo zu haben, das ihm solch herzerwärmende Lieder zu Füßen legt.
Text: Miriam Mentz
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können sich externe Inhalte mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
In den 1980ern haben die Rainbirds Musikgeschichte geschrieben. Mit „Yonder“ haben sie diese neu und frischen Mutes aufgerollt.
Fast 30 Jahre ist es her, dass sich die Rainbirds mit ihrem Titel Blueprint einen dauerhaften Platz in den Radioschleifen Europas sicherten. Einige Alben später verlief sich die Band dann Ende der neunziger in den Weiten des Musikkosmos‘. Sängerin Katharina Franck veröffentlichte ihr erstes Soloalbum und ein zweites. Der Club der toten Dichter wurde gegründet und Rilke vertont, bis dann 2013 eines zum anderen kam und der Zeitpunkt für einen Blick zurück auf das, was die Rainbirds einmal waren und wieder sein könnten, gekommen schien. Franck tat sich mit Bela Brauckmann und Gunter Papperitz zusammen und sie machten sich gemeinsam daran, das Gesamtwerk zu sichten und ihm ein neues Gewand zu schneidern. Ein aktuelles. Eines, das dem ganzen ein zeitgemäßes Strahlen verleihen könnte. Auf Yonder haben sie nun all das vereint, was für sie die Rainbirds heute noch sind und präsentieren das Ergebnis bei kleinen, intimen Konzerten. So zum Beispiel am 10. September in der Prinzenbar.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können sich externe Inhalte mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Neue Ufer, alte Frische: Sven Regener, Bernhard Schlink, Eoin Colfer, Amy Tan und Harald Martenstein zu Gast beim Harbour-Front-Literaturfestival.
Das Motto des sechsten Harbour-Front-Literaturfestivals lautet Auf, auf zu neuen Ufern: Ist es an der Elbe etwa nicht schön genug? Doch, na klar, ist ja nur metaphorisch gemeint: Die Laufzeit wurde deutlich um zwei Wochen verlängert, und mit dem HafenCity Salon wird im November eine neue Lesung eingeführt, die mit dem amerikanischen Thrillerautor Don Winslow in der Kühne Logistics University startet – der monatlich stattfindende Salon soll sozusagen als Brückenschlag zur nächsten Harbour Front dienen. Aber erst einmal geht es um die diesjährige, und die hat sich erneut hochkarätige nationale und internationale Gäste eingeladen, so lesen zum Beispiel Sven Regener, Bernhard Schlink, Stewart O‘Nan, Eoin Colfer, Amy Tan und Harald Martenstein neben vielen weiteren Schriftsteller-Stars. Ein plattdeutscher Slam (11. September, Uebel & Gefährlich) steht ebenso auf dem Programm wie ein sicher hochinteressanter Science-Fiction-Abend mit Ex-Spex-Chefredakteur Dietmar Dath und Andreas Eschbach (13. September, St.-Pauli-Kirche). Am 10. September eröffnet Hellmuth Karasek das Festival in der Kühne Logistics University. Gespanntes Lauschen garantiert.
Text: Michael Weiland
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können sich externe Inhalte mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Europäisch-afrikanische Beziehungen anders gesehen: Eine Filmreihe im Metropolis Kino beschäftigt sich mit dem kolonialen Erbe Europas.
Dem kolonialen Erbe und einer produktiven Auseinandersetzung mit ihm widmet sich eine Reihe, an der neben dem Hamburger Historiker Jürgen Zimmerer (Kein Platz an der Sonne) weitere Protagonisten der aktuellen Bestandsaufnahme kolonialer „Erinnerungsorte“ in Hamburg beteiligt sind. Anschauungsmaterial für die fortdauernde Wirksamkeit kolonialer Traditionen liefern Dokumentarfilme wie Tod und Teufel (11.9.) (Foto), in dem Peter Nestler sich kritisch mit Afrika-Expeditionen seines schwedischen Großvaters befasst, und mehrere jüngere Spielfilme, die veränderte Verhaltensweisen im interkulturellen Dialog nicht nur verlangen, sondern spielerisch durchexerzieren. In Jan Zabeils amüsantem Travelogue Der Fluss war einst ein Mensch (23./25.9.) wird inmitten der botswanischen Okavango-Sümpfe der deutsche Tourist (Alexander Fehling) zum Exot. Die Reihe startet am 9. September mit Peter Krügers Film N – The Madness of Reason und wird im Oktober fortgesetzt.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können sich externe Inhalte mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Das Fest für Cineasten hat ein neues Domizil – und mit „13 Sins“ die Genre-Perle eines Langenhorner Lokalmatadoren im Programm.
Es ist etwas ungewöhnlich, dass ein Regisseur des Fantasy Filmfests ein Zuviel an Special Effects beklagt. Daniel Stamm aber tut dies. „Ich habe immer das Gefühl, am Ende kommen die Leute wegen der echt menschlichen Momente, die sich zwischen zwei Personen abspielen, ins Kino“, hat er in einem Interview erklärt. Seit rund zehn Jahren lebt der 38-jährige Hamburger in Los Angeles, vier Jahre ist es her, dass er mit der Horror-Mockumentary Der letzte Exorzismus dort seinen letzten Spielfilm realisieren konnte. Nun erlebt 13 Sins seine Deutschland-Premiere. Der Psycho-Thriller ist das US-Remake eines thailändischen Schockers, den Stamm zwar um den einen oder anderen drastischen Effekt bereichert. Doch insgesamt darf seine Variante als „menschlicher“ gelten: Ihr Held ist ein schüchterner Familienmensch mit Heiratsplänen. Als ihm überraschend gekündigt wird, verspricht ein ominöser Telefonanruf die Lösung seiner finanziellen Probleme: Elliot (Mark Webber) braucht bloß 13 Aufgaben zu erfüllen, um sich im Verlauf dieses Spiels mehrere Tausend Dollar zu verdienen. Zunächst ist es nur eine Fliege, die er töten muss, doch bald schon warten „Sünden“ härteren Kalibers auf ihn …
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können sich externe Inhalte mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Veg-Gefährte: Ein rollender Imbiss tourt mit pflanzlichem Fastfood durch Hamburg. Mittwochs macht er Halt am Spritzenplatz.
Der Marktplatz spiegelt sich in der Metallverkleidung des Foodtrucks. Der Schriftzug Vincent Vegan und Illustrationen sind aufgedruckt – darunter ein Anzugträger mit Sonnenbrille. Der Agent verkündet via Sprechblase, was es hier zu beißen gibt: „Do good, be cool, eat vegan.“ Ganz schön hip, das Styling des rein pflanzlichen Imbisses auf Rädern. Inhaber Christian Kuper will vegane Klischees vermeiden und setzt weder auf grüne Farbe noch Öko-Romantik, sondern lieber auf futuristische American-Diner-Optik. Fährt die Klappe zum Verkaufstresen hoch, strahlt einem der krass-gelbe Innenraum entgegen.
Christian Kuper (Foto, r.) dealt unter anderem auf Wochenmärkten mit klassischem Fastfood aus tierfreien Zutaten. Dazu gehören Brat- und Currywürstchen aus Seitan, aber auch der Burger The Veganizer mit Seitan-Patty. Mit seinem Foodtruck tourt er seit Sommer 2014 durch Hamburg. Wo er hält, kann man wöchentlich auf der Facebook-Seite checken. Im September ist er immer Mittwochs auf dem Markt in Ottensen und bei jedem Heimspiel des FC St. Paulis (14./23.9.) auf dem Südvorplatz anzutreffen.
Wohin führt ein Übermaß an Liebe? Die Regisseurin Jette Steckel inszeniert Shakespeares Tragödienklassiker im Thalia Theater.
„Vergiss Romeo und Julia, wann gibt’s Abendbrot? Willst du wirklich tauschen, am Ende waren sie tot?“ Mit einem Kettcar-Songtextzitat das erste Thalia-Stück der neuen Spielzeit einzuleiten, erscheint vielleicht etwas unpassend. Tatsächlich beschreibt es aber ziemlich genau die Krux der großen Shakespeare-Tragödie Romeo und Julia. Es geht darin um Liebe, die so groß ist, dass sie sämtliche Gesetze außer Kraft setzt und deswegen oft nicht lebbar ist. Muss außerhalb von Bühne und Roman das Gefühl, vollkommen in einem anderen Menschen aufzugehen, erst abkühlen, damit man gemeinsam den Alltag leben kann? „Je mehr ich gebe, je mehr auch hab ich“, sagt Julia und spottet damit jeder ökonomischen Vernunft. Entgrenzt und magisch überstrahlt es auch heute noch alles, was „praktisch – quadratisch – gut“ ist. Wie wird die Regisseurin Jette Steckel die Keimzelle aller romantischen Liebesgeschichten in der Gegenwart verorten? Wird man am Ende mit Julia tauschen wollen? Hoffentlich!
Ehre, Scham und Empathie: Vertreterinnen aus Literatur und Wissenschaft erforschen Emotionen bei einer intellektuellen Tour.
Gefühle sind wichtig, gelten in unserer Kultur allerdings als willkürlich und unbeständig. Wo die Empfindungen herkommen und wie sie sich entwickeln, ist noch nicht umfassend erforscht. In der Literatur hingegen sind sie der treibende Faktor – ohne Emotionen gäbe es keine Romane und ohne Mitgefühl mit den Protagonisten würden wir vermutlich gar nicht erst lesen. Darüber diskutieren an drei Soireen im Nochtspeicher jeweils eine Autorin und eine Wissenschaftlerin. Den Start machen die Büchner-Preisträgerin Brigitte Kronauer und Prof. Dr. Ute Frevert, die Direktorin des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, die den Bereich Geschichte der Gefühle leitet. Die Autorin und die Forscherin sinnieren über Ehre, Scham und Empathie aus jeweils literarischer und wissenschaftlicher Sicht. Die Hamburger Schriftstellerin Monique Schwitter (Bild, r.) und die Berliner Kulturjournalistin Katharina Teutsch moderieren den intellektuellen Streifzug.
Die ehemalige Sängerin der Hip-Hop-Crew The Fugees gastiert in der Großen Freiheit 36 – mit einer Vorstrafe wegen Steuerschulden im Gepäck.
Die Freude, Lauryn Hill am 9. September mal wieder in Hamburg auf der Bühne sehen zu dürfen, ist nach der etwas kuriosen Absage von Snoop Dogg im Juli längst der Sorge gewichen, ob das Konzert tatsächlich wie geplant stattfindet. Nach riesigen Erfolgen als Frontfrau der Fugees und ihren Soloalben The Miseducation of Lauryn Hill (1998) beziehungsweise MTV Unplugged 2.0 (2001) drücken Ms. Hill seit einiger Zeit enorme Steuerschulden. Die brachten ihr letztes Jahr nicht nur eine dreimonatige Haftstrafe sowie dreimonatigen Hausarrest ein, sondern „zwangen“ sie auch zu einem neuen Deal mit Sony. Als erstes Resultat veröffentlichte sie 2013 Neurotic Society (Compulsory Mix) – einen sozialkritischen Song, der mit rastlosen Raps und wild umherflirrenden Sounds tatsächlich Lust auf mehr machte. Ähnlich stark in Ausdruck und Wirkung zeigte sich auch der Track Consumerism, den Hill am Vortag ihrer Entlassung aus dem Gefängnis von Danbury im US-Bundesstaat Connecticut veröffentlichte. Was die Grande Dame des Hip-Hop nach all der Zeit noch live auf dem Kasten hat, muss sie hingegen erst noch unter Beweis stellen.
Text: Jan Kahl
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können sich externe Inhalte mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Zwei Schlagzeuger, ein Konzert – keine weiteren Mitmusiker: Der Hafenbahnhof lädt zu einem außerordentlich perkussiven Abend.
Zwei Drummer geben ein gemeinsames Konzert und kommen dabei ohne weitere Instrumente aus – eine seltene Live-Situation und damit schon interessant genug. Wenn man dann noch erfährt, um welche Schlagzeuger es sich dabei handelt, steigt der Reiz umso mehr: Der eine, Dirk-Achim Dhonau (Foto), zählt seit Jahren zum Besten und Originellsten, was sich in Hamburg mit Rhythmus beschäftigt. Er spielt beim Gabriel Coburger Quartett, beim Capri die Rote Quintett und seit einiger Zeit beim Dada-Hip-Hop-Projekt Hallo Werner Clan. Der andere, Nathan Ott, beschloss erst vor wenigen Jahren, die Violine an den Nagel zu hängen und Jazz-Schlagzeug zu studieren. Er wurde mehrfach bei Jugend Musiziert und Jugend Jazzt ausgezeichnet und spielt unter anderem in den Bands Curious Case (u.a. mit der Saxofonistin Anna-Lena Schnabel) und beim Weltmusikensemble Maik Mondial. Der Abend im Hafenbahnhof bietet eine seltene Gelegenheit, zwei mordsinteressante Drummer aus Hamburg im gemeinsamen Spiel zu sehen.