Ist das noch Ska? Das Hamburger Quintett feiert sein zehnjähriges Bestehen mit neuer Platte und neuem Sound im Logo.
Neue Platte in der Pipeline, neue Website im Aufbau – da versucht jemand noch einmal durchzustarten. Die Hamburger Band Loui Vetton lädt zum Konzert anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens ins Logo, das wiederum in diesem Sommer seinen 40. Geburtstag feiert. Das Quintett, das sich in den letzten Jahren als ausgelassen rockende Ska-Punk-Band einen guten Ruf erspielen konnte und dessen Mitglieder sich ganz nach Ramones-Manier allesamt Vetton mit Nachnamen nennen, bringt im September sein drittes Album heraus. „Ist das noch Ska?“, fragt die Band ironisch auf ihrer Website – und liefert die Antwort natürlich gleich mit: „Nein. Aber das ist schon o.k. so.“ Und recht haben sie. Die neuen Songs klingen vielleicht etwas weniger nach London und Jamaica. Dass sie dafür aber mehr Pop-Elemente eingebracht und am Songwriting gefeilt haben, steht Loui Vetton ganz gut. Und dass sie live nichts anbrennen lassen, dürfte sich am 4. September einmal mehr im Logo zeigen.
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… und das Mädchen: Den Nachklang eines zerstörten Lebens inszeniert Hans-Peter Kurr für das Hamburger Sprechwerk – nichts für schwache Nerven.
Das Motiv „Der Tod und das Mädchen“ taucht in der Kulturgeschichte immer wieder auf. In Form von Kunstliedern, Gedichten, Kompositionen setzen sich Künstler mit dem traurigen Thema eines jungen, gerade erblühten Lebens auseinander, das ein jähes Ende findet. Der chilenische Autor Ariel Dorfman verlieh dem Stoff eine besonders grauenhafte Dimension: Sein Theaterstück Der Tod und das Mädchen erzählt die Geschichte von Paulina Salas, deren bürgerliches Leben von einem schrecklichen Trauma überschattet ist. Als junge Frau wurde sie von Soldaten verschleppt und gefoltert. Auf der Suche nach Erlösung nimmt sie Rache an ihren Peinigern … 1994 verfilmte Roman Polanski das Stück mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle, auf eine Art und Weise, dass einem das Grauen noch Tage später in den Knochen sitzt. Ziemlich harter Tobak, den Hans-Peter Kurr auf die Bühne im Hamburger Sprechwerk bringt. Eindringlich zeigt er eine Realität auf, die leider besteht: Gewisse Dinge, die Menschen anderen Menschen antun, sind so furchtbar, dass sie ein Leben zerstören können, auch wenn dieses weitergeht.
Sechs Freunde aus einem Kaff in Wisconsin treten auf die kleine Bühne der Prinzenbar – das wird eng, und ausgesprochen nett.
Im besten Fall sind Bands mehr als Zweckgemeinschaften, im schlechtesten Metallica oder Dinosaur Jr. – jedenfalls wenn man Harmonie (also, die Fähigkeit, es länger als eine Bandprobe gemeinsam in einem Raum auszuhalten) als irgendeine Art von Maßstab anlegt. Phox haben sicherlich einiges an Zofferei erledigt, aber so ist das eben unter Freunden: Das Sextett kommt aus einem winzigen Kaff in Wisconsin, zerstreute sich in alle Winde, um schließlich wieder zusammenzufinden, um gemeinsam Musik zu machen. Ihr Debütalbum klingt darum nachvollziehbar warm: Phox ist ein leicht sentimentales Amalgam verschiedenster Einflüsse von Weltmusik zu Soul, Folk und Indierock, das manchmal klingt wie Vampire Weekend als Nachtclub-Band. Mit einem Mädchen am Mikrofon. Können manche engen Freundschaften wie ein einziger Insider-Witz klingen, sind Phox einladend freundlich. Einfach mal dazusetzen.
Der Journalist Alexander Krützfeldt alias Anonymus stellt das Deep Web vor – die digitale Unterwelt abseits der Öffentlichkeit.
Das Internet, das wir alle kennen, ist nur ein Bruchteil dessen, was online passiert. Im versteckten Netz, das für normale Benutzer unsichtbar ist, kommt man leicht an Waffen, Drogen, Kinderpornografie oder gefälschte Dokumente. Mithilfe des anonymen Tor-Netzwerks kann man kommunizieren, ohne überwacht zu werden. Im Darknet tummeln sich nicht nur Drogendealer, Agenten und Auftragskiller. Auch Enthüller wie Edward Snowden oder die Dissidenten und Oppositionsaktivisten des Arabischen Frühlings nutzten die Anonymität des Deep Webs zum Schutz vor Überwachung. Anonymus alias Alexander Krützfeldt hat sich auf Kriminal-Reportagen spezialisiert und beschreibt in seinem Buch Deep Web, wie er in die dunkle Unterwelt des Internets abstieg. Eine Lesung für alle, die Musik-Downloads in der rechtlichen Grauzone für die gefährlichste Internetaktivität halten.
Im Bergedorfer BeLaMi steht die letzte Biergarten-Lesung in diesem Jahr an: Die Ehre gebührt Burkhard Spinnen und seinem Werk „Zacharias Katz“.
Im Sommer kann man sich im Biergarten des BeLaMi unter freiem Himmel nicht nur an kühlen Getränken und hausgemachten Speisen erfreuen, sondern auch an vorgelesener Literatur. Einmal wöchentlich von Juli bis September verschlägt es einen Autor mitsamt seinem Werk nach Bergedorf. Am 3. September liest der vielfach ausgezeichnete Autor Burkhard Spinnen, Jahrgang 1956, aus Zacharias Katz. Zacharias Katz ist ein junger Deutschamerikaner, der sich im Sommer 1914 auf einem deutschen Passagierschiff in der Karibik befindet. Geflohen vor sich selbst – vor der eigenen Unbestimmtheit darüber, wer er sein will. Von der Brüchigkeit des Lebens, Identitätsverlust und Selbstzweifel erzählen ihm auch die deutschen Passagiere an Bord. Das Passagierschiff wandelt sich zunächst in ein Flüchtlingsschiff, dann in einen Hilfskreuzer, als der Krieg in Europa ausbricht. Und Zacharias zieht es immer weiter in diesen hinein, aber auch in den Krieg mit sich selbst.
Die Hasenschaukel ist wieder zurück und mit ihr diese Konzertabende, die das Potential haben, noch lange in Erinnerung leise zu summen.
Als die Hasenschaukel bekannt gab, dass sie womöglich schließen würde, weil sich der Betrieb auf Dauer zeitlich und finanziell einfach nicht mehr stemmen ließe, folgten unmittelbar Hilfsangebote von allen Seiten. Künstler boten an Soli-Konzerte zu spielen, drehten Videoaufrufe, um bei der Akquirierung von Spendengeldern zu helfen. So auch Mute Swimmer. Unter anderem deshalb macht es Sinn, dass der Brite, der mittlerweile in Berlin lebt, eines der ersten Konzerte in der wiedereröffneten Live-Bar spielt. Deshalb, aber auch, weil die Musik des Songwriters und die Location zusammenpassen wie Strickmütze auf Eimer oder wie Herz und St. Pauli. Seine eindringlichen, mal romantischen, mal ironischen, aber eigentlich immer auf ergreifendste Weise melancholischen Lieder, wissen den aufmerksamen Zuhörer schnell in seinen Bann zu ziehen. Insbesondere live baut sich so immer wieder eine brodelnde Intimität rund um die Bühne auf. Und wo könnte man einen besseren Ort für solch ein Konzert finden als hier in der Silbersackstraße 17?
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Einen Sommer lang waren die Türen der Hasenschaukel geschlossen. Am 1. September steht nun die Wiedereröffnung einer der wohl schönsten und kleinsten Live-Locations an.
Es war ein Zittern und Bangen. Beinahe schon waren die Schotten dicht gemacht, bevor es dann doch anders kam. Statt dem Ende konnten die Betreiber der Hasenschaukel, dieser plüschig-gemütlichen Livelocation in der Silbersackstraße, schon vor dem Sommer dann doch verkünden, dass sie weitermachen würden. Zuvor kamen Unterstützungsangebote von allen erdenklichen Seiten, von Freunden und ehemaligen Weggefährten, per Crowdfunding wurde in nur wenigen Tagen genügend Geld gesammelt, um die drängendsten Zahlungen, die sich aufgestaut hatten, ausgleichen zu können. Über den Sommer wurde etwas Frischluft geschnappt, die täglichen Abläufe überprüft und verbessert und zum 1. September steht nun die offizielle Wiedereröffnung der neuen, alten Hasenschaukel an. Was genau an diesem Abend passieren wird, unterliegt bisher einer strengen Geheimhaltung. Es heißt, ein guter Freund des Hauses würde spielen. Man könnte an dieser Stelle Mutmaßungen anstellen. Oder sich einfach darüber freuen, dass es sich auf jeden Fall lohnen wird vorbeizuschauen. Wie bisher immer. So good to have you back, du unser rosafarbener Ankerpunkt!
Text: Miriam Mentz
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Hier treffen Miniatur-Glasharfe, Gitarre und gesungene Geschichten aufeinander. Meret Becker tourt mit ihrem neuen Bühnenprogramm „Deins and Done“.
Meret Becker ist eine Frau wie ein – da muss einem erst mal ein geeigneter Vergleich einfallen. Ein Vergleich, der eine ganze Bandbreite Gegensätze ineinander vereint und sich anscheinend in allen Kategorien gut macht. Denn Meret Becker ist zunächst einmal Schauspielerin. Viele kennen sie vermutlich als Schwester von Ben Becker, bald wird sie als neue Ermittlerin im Berliner Tatort zu sehen sein. Zudem ist sie Musikerin, tourt mit verträumter – mal gehauchter, mal geschriener – Lyrik durch Deutschland, spielte schon in Australien, Norwegen oder Paris. Sang mit Bühnenpartnern wie Max Raabe oder Nina Hagen. Nun tourt sie wieder einmal mit einem neuen Bühnenprogramm, das sich konzeptionell mit der Liebe beschäftigt. Auch mit der erfüllten, aber hauptsächlich mit der gescheiterten. Zusammen mit Buddy Sacher präsentiert sie Deins and Done mal laut, mal leise, mit mechanischen und elektronischen Instrumenten und so manch einem Exoten wie der singenden Säge.
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Das Savoy Kino zeigt John Carpenters meisterhaftes 1982er-Remake des Horror-Sci-Fi-Klassikers „Das Ding aus der anderen Welt“ in der Originalversion.
Zwischen 1975 und 1985 hatte der US-Regisseur John Carpenter einen echten Lauf. In nur zehn Jahren hat der Mann ein halbes Dutzend Horror-Klassiker erschaffen, die allesamt Maßstäbe gesetzt haben und zum Teil bis heute unerreicht geblieben sind: Assault on Precinct 13 (Anschlag bei Nacht), Halloween, The Fog (Nebel des Grauens), Escape from New York (Die Klapperschlange), Christine – und natürlich nicht zu vergessen sein mehr als gelungenes Remake des 1951-B-Movies The Thing From Another World von Christian Nyby, in dem sich ein Forscherteam (in der Hauptrolle: der damals noch großartige Kurt Russell) im ewigen Eis der Antarktis mit einer bedrohlichen außerirdischen Lebensform konfrontiert sieht. Der Film war kommerziell zwar ein ziemlicher Flop. Aber was sagt das schon über ihn aus? Eines der letzten Meisterwerke Carpenters zeigt das Savoy Kino am 2. September in der Originalversion.
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Mit der der „Dichterliga“ gibt „Kampf der Künste“ der Hamburger Poetry-Slam-Szene einmal monatlich ein Zuhause – nämlich im Molotow.
Die vielleicht schönste Stadt Deutschlands hat etwas Neues zu bieten. Keine Musical-Seilbahn – die ist erst mal vom Tisch – nein, sondern die Dichterliga. Damit bietet Kampf der Künste eine Poetry-Slam-Reihe für Lokalhelden und Fischköpfe, die etwas zu sagen haben. Wer dabei auf das Siegertreppchen kommt, sammelt Punkte für die Gesamtwertung und darf sich am Ende der Saison nicht nur über den Sieg der Dichterschlacht freuen, sondern auch über einen Startplatz beim spektakulären Kampf der Künste-Saisonfinale. Wie Hamburg seinen Hafen, braucht die Dichterliga natürlich einen angemessenen Veranstaltungsort, und welcher wäre dafür besser geeignet als das Molotow (derzeit im Exil). Jeden ersten Dienstag im Monat werden hier Heimatkunde, Poesie und Geschichten zum Besten gegeben. Einlass ist immer ab 20 Uhr, bevor eine halbe Stunde später die Wortgefechte starten.