Sophia, der Todund ich heißt das Werk und weil Thees Uhlmann, der als Sänger ans Drei-Minuten-Format gewöhnt ist, die Strecke von 300 Seiten immer noch für absurd hält, hat er sich fürs Schreiben so seine Strategien ausgedacht. Keine Ortsnamen, keine Handys, kein Internet. Viele Gedanken, aber nur die dollsten nutzen. Anders als in der Musik, berichtet der Frontmann von Tomte, konnte er hier den wahrscheinlich längsten Monolog über Erdbeermarmelade führen und besondere Freude hat ihm das Schreiben von Frauencharakteren gemacht: „Eine wunderbare Erfahrung.“ Wichtig sind ihm auch Vorbilder, andere Autoren, allen voran Sven Regener, über den er mal den Satz gesagt hat: „Jeder will Sven Regener sein, ich natürlich auch!“ Stolz ist Thees Uhlmann auf seinen Roman, vom Erfolg meint er, dass er eine Sache sein sollte, gerade wenn man etwas mit Kunst macht, die passiert, während man das tut, was man liebt. Alles andere geht meistens schief. Thees Uhlmann präsentiert in der Laeiszhalle seinen Roman im Rahmen von Der Norden liest.
Soundcloud-Profile sagen eine ganze Menge über Musiker aus – so auch die Seite von Neonlight aus Leipzig, den Headlinern der Drum-&-Bass-Nacht im Hafenklang. Die außergewöhnlichen Kompositionen werden durch die Bank weg als „freakin awesome“ und „insane“ beschrieben, als „holy shit“, eben einfach „brilliant“. Auch auf dem größten Drum-&-Bass-Festival Let It Roll sollen sie ein richtiges Brett geliefert haben. Wir können diese Begeisterungsstürme deshalb nur allzu gut verstehen und wollen am liebsten ganz laut aufdrehen – bis Neonlights Bässe unsere Herzen vibrieren lassen. Und wenn ihr dann noch nicht genug Beats in eurem Kreislaufsystem habt, heizen euch unsere Local Heroes Syncopix, Brazed, DJ Fu & Eightball ein – bis die Sonne wieder aufgeht.
Text: Ina Volkmer
https://youtu.be/a_sjFNCgmKU
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Heute startet im Gruenspan einer der größten Soulweekender Europas – zum neunten Mal. Das diesjährige Line-up bietet unter anderem mit Keith Money, Laurent Rèus, Pat Bleasdale, Adam Maxwell oder Arron Azza aus unter anderem Österreich und Großbritannien eine internationale Auswahl an Top-DJs aus den Bereichen Northern Soul, Modern Soul, R ’n‘ B und Crossover. Verstärkung erhalten sie durch Acts aus dem ganzen Bundesgebiet. Aber nicht nur der Gruespan wird soulful in Beschlag genommen: Wer tagsüber vom 9. bis 11. Oktober weiterfeiern möchte, schaut im feinen Plattenladen Selekta Studio 1 in der Bernhard-Nocht-Straße auf St. Pauli vorbei. Dort legen von 14 bis 20 Uhr DJs auf. Sonntag geht’s dann zum Soul-Schippern auf die MS Hedi und wer abends immer noch kann, feiert bei der Aftershow-Party in der Komet Musikbar. Hier lohnt es sich, seine Seele für ein Wochenende zu verkaufen!
Text: Ole Masch
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Als im Januar 2015 der Buchladen Männerschwarm in der Langen Reihe schließen musste, hatte Hamburg nicht nur einen weiteren der raren inhabergeführten Buchläden verloren, sondern auch eine Institution der queeren Kultur. Das Geschäft war 1981 als Projekt der Schwulenbewegung am Neuen Pferdemarkt eröffnet worden. 1992 wurde der Männerschwarm-Verlag gegründet – ausdrücklich kein „Zielgruppenverlag“. Das Motto Aus der Nische für alle steht seitdem sowohl für den Verlag als auch für seine Veranstaltungen. Nach Schließung des Buchladens finden nun die Lesungen an anderen Orten statt. In der neuen Reihe Literatur im Peerstall stellt Männerschwarm seit September an jedem 9. des Monats das Werk eines homosexuellen Schriftstellers vor. Die Veranstaltung am 9. Oktober ist Walter Foelske gewidmet, einem nicht sehr bekannten, aber einem der bedeutendsten deutschen schwulen Autoren.
Auf dem Foto, das Kampnagel zur Ankündigung des Künstlers verwendet, trägt der korpulente Nozinja ein Feinripphemd. Unter der Brust wurden mehrere bunte Stoffbahnen an die Nachtwäsche genäht, abgeschlossen von einer in Falten gelegten grünen Rüsche. Am Oberarm sind bunte Federn befestigt, die nach oben zeigen. Auf dem Kopf thront so etwas wie eine Stammeskrone. Das Outfit beschreibt im Grunde auch die Musik des südafrikanischen Partykrachers am besten: Es wird schnell, afrikanisch und elektronisch. Übersetzt: Shangaan Electro. Die Mischung aus Highspeed-Rhythmen und souligen Vocals verließ schnell die Straßen Sowetos und inspirierte Musiker überall auf der Welt: Ricardo Villalobos, Actress oder Caribou haben Nozinjas Tracks geremixt. Live wird der Paradiesvogel von TänzerInnen der Szene begleitet. So macht Musik Spaß. Das Spektakel kann steigen.
Text: Andra Wöllert
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Wenn Paul und Carsten ’ne geile Party feiern, lauten die Kommentare im passenden Facebook-Event: „Holt die Partypistolen raus!“ „Es schreit nach Eskalation.“ Das mag daran liegen, dass schon weit über 1.000 Leute zugesagt haben oder das Paul und Carsten nicht einfach nur Paul und Carsten sind. Hinter den Allerweltsnamen stecken nämlich zwei besondere Herren: Paul Pötsch, seines Zeichens Mitglied der Band Trümmer und Carsten ‚Mampf‘ Meyer, besser bekannt als Erobique, schmeißen ihre Plattensammlungen zusammen und laden in den Pudel. Und da kommen nicht nur Unmengen edler Platten zusammen, sondern viele Freunde des Hamburger Nachtlebens. Solltet ihr also damit leben können, euch im Pudel zu stapeln, führt der Weg an diesem Donnerstagabend ins kleine Haus am Hafen. Es loht sich auch bei Engtanz – sehr!
Text: Andra Wöllert
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Das Sprechwerk kehrt zurück zu seinen Wurzeln: zum Sprechtheater. Die neue Reihe Wortgefechte zeigt dialogstarke Schauspielstücke, die aktuelle Gesellschaftsthemen aufgreifen. Mit der Eigenproduktion Antarktis geht es jetzt in die zweite Runde. Und zwar mit einem digitalen Tool zur Optimierung des Alltages:
Werner, ehemaliger Antarktisforscher, ist allein. Seine Ehe ist schon lange vorbei und plötzlich spielen auch Verstand und Körper nicht mehr mit. Seine Tochter Ina muss jetzt ihren Vater pflegen, wobei ihr eigenes Leben zu kurz kommt. Ein Onlineprojekt scheint die Lösung zu sein: Daytrack, ein kollektives Gedächtnis, sammelt Inas Bewegungen und ihren Konsum, um den Alltag zu perfektionieren. Doch ist Lebensoptimierung wirklich ein Fortschritt im menschlichen Sein?
Man kann sich natürlich fragen, was es eigentlich soll, dass die Nasa solche Anstrengungen unternimmt, um einen einzelnen Astronauten vom Mars zu holen: den versehentlich totgeglaubten Mark Watney (Matt Damon), der nach einem gigantischen Sandsturm von der restlichen Crew auf dem roten Planeten zurückgelassen wird. Doch was der mittlerweile fast 80-jährige Ridley Scott (Blade Runner, Alien) aus Der Marsianer macht, ist eine großartige Kombination aus MacGyver-Getüftel und Discomusik, gigantischen Landschaften und trockenem Humor.
Während Watney mehr als 50 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, Kartoffeln anbaut und den versandeten Pathfinder ausgräbt, wird in Texas händeringend ein Rettungsszenario nach dem anderen durchgespielt. Geschrieben hat den so unaufgeregten wie ausgeklügelten Überlebenskampf der Software-Entwickler Andy Weir, der keinen Verlag fand und 2011 begann, Kapitel für Kapitel auf seiner Website zu posten. Neben den großen Häusern zeigt das Savoy Kino den Film (The Martian) im Original.
Text: Sabine Danek
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Wie das Auge vibriert und von diesen Farbflächen getroffen wird, spürt sofort, wer die Günther-Förg-Schau in den Deichtorhallen betritt. Förg, der 2013 überraschend starb, habe die Ausstellung aber nicht selbst eingerichtet. Wie stehe es also um Autorschaft? Die monochromen Farbflächen leben bei genauer Betrachtung, Pinselstriche werden sichtbar. Förg, der zu Lebzeiten mit Assistenten arbeitete, war diese Lebendigkeit seiner Farbflächen wichtig. Er überwachte seine Maler streng, malte aber nicht selbst – und dennoch wurde die Vibration der Farbe sein Markenzeichen. Seine Farbfelder sollten den Raum rhythmisieren und ihm eine Melodie geben, eine Art Farbchoreografie.
Die Hamburger Schau war daher von langer Hand geplant. Förg muss aufgefallen sein, was die Deichtorhallen mit ihrer Dachstahlkonstruktion seinen Farbtafeln boten: Eine Kathedrale der Kunst, in der seine Farbwände magisch werden konnten. Förg wird beim Durchwandern des Farblabyrinths dennoch lebendig. Und am Ende serviert sie eine postmoderne Einsicht: Farbe transzendiert irgendwann Autorschaft. Materialität selbst wird zum Ereignis. Die Ausstellung nicht in Fragen der Urheberschaft, sondern in Kategorien der Ästhetik zu begreifen, lohnt sich – eine Führung am Donnerstag gibt weitere Hintergründe!
Anfang Oktober steigt das Comicfestival Hamburg. Dreh- und Angelpunkt der fünf Tage ist das Kölibri auf St. Pauli. Hier präsentieren Zeichner, Verlage und Kollektive ihre Werke auf einer Mini-Messe. Gleich ums Eck, im Comicladen Strips & Stories in der Seilerstraße, finden Lesungen statt. Das restliche Programm ist international und prall gefüllt: In der Zentralbibliothek am Hühnerposten zeigt die Ausstellung Comic Transfer die Ergebnisse eines künstlerischen Austauschs zwischen acht Ländern Europas und dem Nahen Osten. Die Vernissage findet am 7. Oktober ab 18 Uhr statt.
In der Markthalle sind die Zeichnungen des argentinischen Künstlers Berliac und der lateinamerikanischen Independent-Comicszene zu sehen. Auch Arbeiten aus Hamburg erhalten eine Plattform: Die Zeichnerin Carolin Löbbert erzählt in Ice Ice Baby zusammen mit dem Autor Marcus Lucas die bewegende Geschichte von musikalischen One-Hit-Wondern. Und am Samstag findet ein Comic-Zeichenbattle im Molotow statt mit anschließender Party.