Ich muss ein bisschen frotzeln: Ausgerechnet das Institut für Weltwirtschaft in Kiel ist das erste der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute, das sich der Wachstumsprognose dieses Blogs anschließt! Allerdings vier Monate später. Um 2,1 Prozent werde die deutsche Wirtschaft dieses Jahr wachsen, meinen die Experten heute.
Warum mich das frotzeln lässt? Naja, Kiel ist doch die Hochburg der Neoklassik in Deutschland. Kiel ist das Institut, das in den vergangenen beiden Jahren vor allem deshalb von sich Reden machte, weil es Deutschland überhaupt kein Wachstum mehr zugetraut hat. Diesem ach so verkrusteten Land. Ja, noch nicht mal ein Prozent betrage das Wachstumspotenzial, hieß es noch vor kurzem.
Wie bitte schön passt diese Aussage zu der aktuellen Prognose? Natürlich gar nicht. Aber die ganze Zauberei um Wachstumspotenziale ist eh reine Scharlatanerie. Sie besagt gar nichts. Wenn es keine Dynamik gibt, gibt’s auch kein Wachstum, da helfen auch keine Strukturreformen. Deshalb sollten sich die Damen und Herren in Kiel mit der Geldwirtschaft und ihrer Dynamik auseinander setzen statt die Tauschwirtschaft und den Arbeitsmarkt ins Zentrum der Analyse zu stellen.
PS: Ach ja und noch was: Deutschland werde dieses Jahr die Maastrichtkriterien erfüllen. Damit ist Kiel das dritte Institut, das diese Ansicht vertritt. Gestern kam auch das RWI aus der Deckung, nachdem das DIW damit schon seit zwei Monaten am Markt ist.