Klarer konnte Jean-Claude Trichet nicht sprechen. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird den Leitzins im März ein weiteres Mal auf dann 3,75 Prozent erhöhen. Der Chef der EZB nahm das Codewort „strong vigilance“, hohe Wachsamkeit , in den Mund und beendete damit alle Spekulationen der vergangenen Tage. Die EZB könne abwarten, bis sie ausreichend Daten für das erste Quartal habe, bevor sie sich auf eine weitere Zinserhöhung festlege, hieß es hoffnungsvoll in der Gerüchteküche. Nichts da! Dass es sinnvoll wäre, zumindest noch einen Monat länger zu warten, steht außer Frage. Noch kann niemand aufrichtig abschätzen, wie stark der Mehrwertsteuerschock die Wirtschaft in Deutschland und Euroland belastet. Das Chart zeigt ziemlich drastisch, dass unterhalb der optimistischen Stimmung in Deutschland die Konsumenten ganz heftig reagieren. Einen so starken Einbruch bei den Auto-Zulassungen hat es in Deutschland noch nie gegeben.
Mit ihrer heutige Pressekonferenz bleibt sich die EZB treu. Im Zweifel restriktiv, lautet ihr Motto. Damit unterscheidet sie sich grundlegend von der amerikanischen Notenbank Fed, die Geldpolitik eher unter Risikoaspekten betreibt und im Zweifel expansiv agiert. Tritt das Risiko, in unserem Fall eine kräftige Abschwächung des Wachstums nicht ein, bliebe genügend Zeit, die Zinsen später anzuheben. Aber die EZB sorgt sich um künftige Inflation, sagt sie, da das Wachstum derzeit besser als erwartet ausschaue.
Wirklich?
In Wirklichkeit sorgt sich die EZB um zu geringe Inflation. Wenn der Ölpreis nicht wieder über 80 Dollar je Fass klettert, wird die Notenbank nämlich ab April oder Mai das Problem haben, dass die Inflation in Euroland deutlich unter zwei Prozent liegen wird. Dann der Öffentlichkeit klar zu machen, dass weitere Zinsschritte notwendig sind, ist schwierig. Und bei den Wachstumsindikatoren gab es im Januar sehr gemischte Signale, die eher auf der enttäuschenden Seite gelegen habe.
Was man nicht alles sagt, um die Zinsen erhöhen zu können, um sich treu zu bleiben.