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Wow, was für ein Wachstum

 

Wirtscahftswachstum in Deutschland

Trotz der letzten Außenhandelszahlen und des Rückgangs der Industrieproduktion im Dezember (im Vormonatsvergleich) sind die Zahlen für das deutsche Bruttoinlandsprodukt für das vierte Quartal besser ausgefallen als erwartet. Danach ist das BIP saisonbereinigt gegenüber dem dritten Quartal real um knapp 0,9 Prozent gestiegen. Gleichzeitig wurden die Ergebnisse für das dritte Quartal deutlich nach oben revidiert, so dass sich der Vorjahresabstand vergrößert hat – er betrug im dritten Quartal 3,1 Prozent und im vierten nicht weniger als 3,7 Prozent. Zuletzt wurden solche Zuwachsraten 1999/2000 erzielt – man könnte es fast einen Boom nennen. Jedenfalls passen die jüngsten Zahlen sehr gut zum starken Rückgang der Arbeitslosigkeit und zum ebenso starken Anstieg der Beschäftigung.

Im übrigen ergeben sich jetzt auch viel höhere Zuwachsraten bei der Produktivität, als ich gedacht hatte. Sie übertraf ihren Wert vom vierten Quartal 2005 um ganze 2,6 Prozent, und nicht nur um 1,9 Prozent, wie es gestern noch schien.

Ob diese Zuwachsraten beibehalten werden können, ist nicht klar. Es gibt aber, wie ich gezeigt hatte, noch beträchtliche Kapazitätsreserven, so dass dies eigentlich möglich sein sollte. Es kommt daher allein darauf an, dass die Nachfrage weiter kräftig expandiert. Von der Weltkonjunktur her gibt es keine Bedenken, auch nicht von den Gewinnen der Unternehmen und ihrer Investitionstätigkeit, glücklicherweise auch nicht mehr vom Wohnungsbau, der endlich in Schwung gekommen ist – das Problem sind und bleiben die Konsumausgaben der Haushalte. Zwar hat sich die Lage am Arbeitsmarkt etwas entspannt, es gibt aber nach wie vor ein Überangebot an Arbeitskräften, so dass die Löhne real nicht steigen und es noch nicht wirklich leicht fällt, einen Job zu finden.

Wenn sie wollten, könnten die Verbraucher ihr Erspartes angreifen, da die Sparquote (am verfügbaren Einkommen) bei 10 Prozent liegt und könnten auf diese Weise mehr ausgeben, als sie verdienen, ohne Gefahr zu laufen, sich zu überschulden. Dass es so kommt, ist in der Tat nicht unplausibel, wenn sich der Eindruck verfestigen sollte, dass die Fortschritte bei der Beschäftigung nicht nur Eintagsfliegen sind. Bevor ich zu euphorisch werde, sollte ich vielleicht abwarten, ob die Anhebung der Mehrwertsteuer nicht doch noch, wie am Markt für Neuwagen, zu einem Käuferstreik führt.

Es würde natürlich helfen, wenn die Lohnsteigerungen wieder höher ausfielen würden als im vergangenen Jahrzehnt. Eine verteilungsneutrale Zuwachsrate berechnet sich folgendermaßen: Zielinflation plus Anstieg der Produktivität plus Veränderung der Terms of Trade, bereinigt um einen Umverteilungsfaktor und unter Berücksichtigung der Lage am Arbeitsmarkt. Das könnte heißen: 1,8 Prozent mal 2 Prozent gleich 3,8 Prozent; die Terms of Trade dürften sich verbessern, da die Rohstoffpreise ihren Höhepunkt vermutlich überschritten haben, so dass von daher etwas mehr zu verteilen wäre, während die Umverteilung seit Jahren ganz zugunsten der Gewinne gegangen ist, was ebenfalls für einen Zuschlag bei den Löhnen spricht.

Allerdings bleibt die Arbeitslosigkeit sehr hoch, so dass die Gewerkschaften nicht überziehen sollten. Vermutlich ist das mit dem „Überziehen“ nur eine theoretische Überlegung – man muss sich in einer starken Verhandlungsposition befinden, bevor man überziehen kann. Davon kann bei den Arbeitnehmern aber keine Rede sein.

Wenn am Ende 4 Prozent heraussprängen, verschöbe sich die Einkommensverteilung vermutlich weiter in Richtung Gewinne, es dürften aber weiterhin neue Arbeitsplätze entstehen und die Verbraucher hätten endlich so viel mehr Geld in der Tasche, dass der Konsum anspringen könnte und der Aufschwung dadurch eine breitere Basis bekäme, also nachhaltiger würde. Eine einmalige Chance!

ZEW Konjunkturerwartungen und Indusrtieproduktion

Eben kamen auch die ZEW-Zahlen für den Februar heraus. Der Indikator, der die Konjunkturerwartungen anzeigt, ist von -3,6 im Januar auf nun mehr 2,9 gestiegen. Auch der Wert für die Lagebeurteilung hat sich leicht um 0,3 auf 70,9 erhöht. Den Unternehmen geht es weiterhin sehr gut und ihre Stimmung hat sich wieder gebessert – sie haben die Mehrwertsteuer offenbar abgehakt, oder sind dabei, das zu tun.