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Verbraucher haben im Dezember doch noch zugeschlagen

 

Einzelhandel insgesamt Vormonat

Am heutigen Mittwoch hat die Bundesbank die Ergebnisse für die Einzelhandelsumsätze im Dezember veröffentlicht. Wie zu erwarten war, ist es doch noch zu einem starken Anstieg gekommen, und zwar real gerechnet zum stärksten Anstieg von einem Monat zum anderen in den letzten 15 Jahren. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, wenn die Verbraucher nicht auf die kommende Mehrwertsteuererhöhung, also auf ein deutliches Preissignal, reagiert hätten, hätte ich meinen Beruf an den Nagel hängen können. So aber lässt sich Beruhigenderweise feststellen, dass das Herzstück der Volkswirtschaftslehre, die Preistheorie, nichts von ihrer Erklärungskraft verloren hat.

Einzelhandel ohne KFZ und Tankstellen

Von November auf Dezember nahmen die Umsätze im Einzelhandel ohne Kraftfahrzeuge und Tankstellen saisonbereinigt um 2,6 Prozent zu und übertrafen ihren Vorjahreswert damit um 2,5 Prozent. Erstaunlich war dabei, dass die nominalen Umsätze im Vormonatsvergleich nur um 2,3 Prozent gestiegen waren, dass also die Preise von einem Monat auf den nächsten um 0,3 Prozent gesunken waren – nichts zu sehen von vorgezogenen Preisanhebungen im Vorfeld der Steuererhöhung. Der Wettbewerb im Einzelhandel ist offenbar gnadenlos. Dass das schon länger gilt, sieht man auch, wenn man sich die Dezemberzahlen im Vorjahresvergleich ansieht: plus 2,9 Prozent nominal, plus 2,5 Prozent real, Inflation in diesem Bereich also nur 0,4 Prozent.

Beim Einzelhandel insgesamt, also einschließlich Kraftfahrzeuge und Tankstellenumsätze, ergibt sich real im Dezember eine Zuwachsrate gegenüber Dezember 2005 von nicht weniger als 7,1 Prozent. Trotz der des viel teureren Benzins betrug die Inflationsrate in dieser breiteren Abgrenzung nur 0,7 Prozent, was ebenfalls nicht nennenswert verschieden von Null ist.

Einzelhandelsumsätze insgesamt

Der Umsatz im Einzelhandel insgesamt übertraf im vierten Quartal seinen Vorjahreswert preisbereinigt um 3,6 Prozent. So etwas haben wir seit ewigen Zeiten nicht mehr erlebt. Wir hatten uns seit langem daran gewöhnt, dass der Einzelhandel real so bei plus 0,5 Prozent pro Jahr vor sich hindümpelte.

Vielleicht kommt es ja wieder zu solch niedrigen Werten, wenn die steuerlichen Sondereffekte erst mal abgehakt sind. Sonst könnte man ja zur Belebung des Konsums und der Binnennachfrage, die wir uns ja alle seit langem wünschen, jedes Jahr die Mehrwertsteuer anheben. Vielleicht geht es aber auch so, durch die Kombination von Beschäftigungswachstum (1,2 Prozent), höheren Reallohnsteigerungen (2 Prozent im Jahr 2007?) und weniger Pessimismus bei den Verbrauchern.

Da gibt es aber noch die Hypothese, dass Zweierlei zusammen kommt, was in der Vergangenheit der Konjunktur auf die Beine geholfen hat – dass wir uns in der zweiten Hälfte eines Jahrzehnts befinden, und dass wir von einer großen Koalition regiert werden. Sie glauben mir nicht? Sehen Sie sich die Zahlen an! Der altphilologisch Gebildete würde an dieser Stelle allerdings einwenden, dass post hoc nicht ergo propter hoc sei.