Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Dax kratzt am Hoch

 

Am heutigen Montag kämpft der DAX, der Index der 30 von der Kapitalisierung des Free Float her schwersten deutschen Aktien, mit der Marke von 8065, seinem bisherigen Rekordschlusskurs. Dieser wurde am 7. März 2000 erreicht, vor mehr als sieben Jahren.

Im Grunde ist das Knacken einer alten Rekordmarke keine Nachricht wert. Denn in der Zwischenzeit sind die Gewinne der Unternehmen geradezu explodiert, nicht nur wegen der zuletzt stark verbesserten Konjunktur, sondern auch weil sich die Einkommensverteilung dramatisch zugunsten der Gewinne verschoben hat, Stichworte „Globalisierung“ und „Schwäche der Gewerkschaften“.

Auch was die Zukunft angeht, sieht es nach wie vor so aus, als ob die Gewinne weiterhin rascher zunehmen werden als die Löhne. Wenn die Konjunktur läuft, die Kapazitäten aber noch nicht voll ausgelastet sind, so wie das zur Zeit der Fall ist, steigt die Produktivität aus zyklischen Gründen zügig an, während die Reallöhne – als konjunkturelle Nachzügler – nur verhalten anziehen. Das gilt nach wie vor, auch wenn man nach dem Abschluss der IG Metall auf den ersten Blick einen anderen Eindruck gewinnen könnte.

Ich empfehle, sich im jüngsten Monatsbericht der Bundesbank einmal die Tabelle X.9 auf Seite 67* anzusehen. Daraus geht hervor, dass die tariflichen Löhne und Gehälter auf Stundenbasis in der Gesamtwirtschaft zuletzt nur um 0,1 Prozent über ihrem Vorjahresstand lagen, also deutlich unter den Absatzpreisen der Unternehmen. Da der Umsatz brummt und die wichtigste Kostenkomponente unter Kontrolle ist, brummt es auch weiterhin bei den Gewinnen.

Auf der Basis der Gewinne der vergangenen vier Quartale beträgt das durchschnittliche Kurs-Gewinnverhältnis des DAX heute nur 14,72. Zum Vergleich: Im März 2000 wurden die Unternehmen mit einem KGV von 37,8 bewertet. Mit anderen Worten, wir sind weit von der Euphorie jener Zeit entfernt. Wenn die Anleger so wild auf Aktien wären, wie sie es damals waren, müsste der DAX bei 20.710 notieren. Dann wäre er wieder rekordverdächtig.

Wird er diesen Wert irgendwann erreichen? Irgendwann schon, aber zur Zeit – und auf Jahre hinaus – sieht es nicht danach aus. Gerade gibt es vielmehr einigen Gegenwind: Die EZB wird die Zinsen wohl weiter erhöhen, auch in anderen Volkswirtschaften treten die Zentralbanken etwas stärker auf die Bremse, und der private Verbrauch, die wichtigste Komponente der inländischen Nachfrage, will immer noch nicht anspringen. Der Rentenmarkt ist dabei von der Rendite her immer attraktiver geworden und ist damit für vorsichtige Leute eine gute Alternative zu Aktien.

Trotzdem: Der Gegenwind ist nicht so stark, dass er den DAX ausbremsen könnte. Die Fundamentalfaktoren sind zu positiv.