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Auf dem Weg zur Basarökonomie?

 

Die Wachstumszahl fürs erste Quartal war ein ganz schöner Hammer. Mit aufs Jahr hochgerechneten sechs Prozent war es der kräftigste Wachstumsschub in einem Quartal seit 1996! Nicht nur, dass meine Wachstumswette nun recht pessimistisch ausschaut. Viel schlimmer: Es scheint, als könne man sich immer weniger auf die deutschen Quartalsdaten verlassen. Klar zumindest ist, dass das erste Quartal ein Ausreißer nach oben ist – und damit leider die Selbstgefälligkeit der europäischen Politik und Notenbank, abzuwarten bis die Krise sichtbar wird, um weitere drei Monate unterstützt. Warum man sich immer weniger auf die deutschen Quartalsdaten verlassen kann?

Weil die Lagerkomponente immer schwankender wird. Das hat Sylvain Broyer berechnet. Der Konjunkturchef der französischen Investmentbank Natixis stellt folgende These auf: An der Basarökonomie des Hans-Werner Sinns ist was dran! Deutschland wird immer mehr zum Umschlagplatz der Weltwirtschaft. Seit 2003 haben die starken Schwankungen angefangen. Inzwischen beeinflusst die Lagerhaltung die deutschen Quartals-BIP-Zahlen drei- bis viermal so stark wie in Amerika oder Japan.

Wachstumsbeitrag der Lagerhaltung

Aus Sicht von Broyer spricht mehr dafür, dass es sich um einen realen und nicht einen rein statistischen Effekt handelt. Weil die deutsche Wirtschaft viel Produktion ins Ausland verlagert habe, komme es zu hohen Importen, die, nach etwas Veredlung, gleich wieder re-exportiert werden. Deshalb bestimme der Auftragseingang aus dem Ausland maßgeblich die Lagerhaltungskomponente des deutschen BIP. Über die wahre Wachstumskraft des Inlandes sage das Quartals-BIP immer weniger aus.

Glücklicherweise ist der verzerrende Effekt auf beiden Seiten. Zurzeit unterstützt er dummerweise die zu optimistische Europäische Zentralbank und die trägen Euro-Finanzminister. Aber gut möglich, dass die Zahlen fürs zweite Quartal ganz schön fies ausschauen werden. Broyer schätzt, wie die DekaBank, dass die Wirtschaft in Q2 um 0,6 Prozent schrumpft, nachdem sie in Q1 um 1,5 Prozent gewachsen ist.

Was heißt das alles für meine Wachstumswette? Reine Wachstumsarithmetik führt dazu, dass selbst wenn Deutschland jetzt drei Quartale in Folge stagnieren wird, wir beim Jahreswachstum 2008 auf 2,1 Prozent kommen werden. Das ist der Grund, warum alle Volkswirte so rasch ihre Prognosen nach oben geschraubt haben. Da ich keine Bank bin, warte ich ab und verliere meine Wette lieber mit Pauken und Trompeten, als jetzt zu zucken.

Wäre zu schön, um wahr zu sein, dass bis 2009 neue Jobs entstehen und ordentlich investiert wird. Die Zahlen sehe ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!