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Mit Euro-Anleihen durch die Krise

 

Die Weltwirtschaft wächst zur Zeit mit Raten von weniger als 1½%, gemessen am realen BIP und bewertet zu aktuellen Wechselkursen. Raten von weniger als 2% signalisieren gewöhnlich eine Rezession. So etwas gab es zuletzt 1975. Ein Wendepunkt ist noch nicht in Sicht. Vielmehr deuten alle Frühindikatoren darauf hin, dass sich das Wachstum weiter abschwächen wird.

Dabei erreicht die amerikanische Finanzkrise immer neue erschreckende Dimensionen. Auch die US-Haushalte haben angesichts fallender Hauspreise und Aktienkurse zunehmend Probleme mit ihren Finanzen und müssen den Gürtel enger schnallen. Das erinnert alles sehr an die japanische Krise, die inzwischen fast 20 Jahre lang anhält. Die USA stehen vor einer „balance sheet recession“, die auch mit niedrigen Zinsen und viel Liquidität nicht nachhaltig bekämpft werden kann.

Da der Rest der Welt ebenfalls nur noch sehr langsam wächst, gehen immerhin die Preise für Öl, Metalle und Nahrungsmittel jetzt stark zurück. Aus dem Kaufkraftschock, der die Rezession im Wesentlichen bewirkt hatte, wird eine positive Überraschung. Die Inflationsraten gehen zügig zurück und die Leute haben real wieder mehr Geld in der Tasche. Der Abschwung hat aber so viel Eigendynamik entwickelt, dass er auch dadurch nur schwer zu stoppen sein wird. Auf die Schwellenländer, die in den letzten Jahren zum Motor der globalen Wirtschaft geworden waren, ist inzwischen auch nicht mehr Verlass. Einbrechende Aktienmärkte und Krisen am Immobilienmarkt sind ein Indiz dafür, dass es auch dort zu kostspieligen Fehlinvestitionen gekommen ist, die nun korrigiert werden müssen und nun das Wachstum bremsen.

Was kann der Anleger tun? Grundsätzlich sollte man die Finger von Aktien lassen, solange die Gewinne wegen der schwachen Nachfrage unter Druck bleiben. Wenn überhaupt, dann solche Werte, die von fallenden Rohstoffpreisen profitieren. Da der Dollar wieder abwerten wird, sind amerikanische Exporteure und Multinationals plausible Alternativen. Vor allem aber ist dies eine Zeit für langlaufende Anleihen aus dem Euroraum, einschließlich Pfandbriefe und italienische Staatsanleihen. Wenn es so wird wie in Japan, sollte man sich die Portefeuilles voll stopfen damit. Wie viel bringen die 10-jährigen JGBs (Japanese Government Bonds) heute? 1,5%! Selbst am Bondmarkt kann es also große Kursgewinne geben – vorausgesetzt die Inflation geht dauerhaft stark zurück. Danach sieht es zur Zeit aus.

Ausführliches zur wirtschaftlichen Lage in den USA, Euroland, Japan, China und Russland, sowie den damit verbunden Implikationen für Aktien, Bonds und Wechselkurse in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – September 2008*) (pdf, 239 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)