Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich die Inflation innerhalb des nächsten Jahres beschleunigen wird. Das gilt nicht nur für Deutschland und Euroland, sondern auch global. Es gibt einen gewaltigen Überschuss an ungenutzten Kapazitäten, und die Lohninflation bewegt sich in Richtung Null. Die Banken in den entwickelten Volkswirtschaften sind voll damit ausgelastet, ihre Aktiva – also auch ihre Kredite – abzubauen; einen neuen schuldengetriebenen Boom können sie noch nicht wieder finanzieren. Wenn man sich die Erzeugerpreise und die Importpreise ansieht, wird klar, dass in der Pipeline noch eine Menge an Deflation steckt.
Die Wirtschaftspolitik wird angesichts günstiger Inflationsaussichten und stark steigender Arbeitslosigkeit bei ihrer sehr expansiven Linie bleiben, und sie kann sich das zur Zeit auch leisten. Explodierende staatliche Defizite beeinträchtigen die Rentenmärkte, vor allem in den USA, aber insgesamt überwiegen die positiven Effekte niedriger Inflation. Deflationsrisiken bestehen trotz der Stabilisierung der Wirtschaft nach wie vor. Ich bin zunehmend davon überzeugt, dass die EZB die Zinsen bis zum Frühjahr auf 0,25 Prozent senken wird. Das bedeutet Negativzinsen auf die Einlagenfazilität, wie in Schweden.
All das sind gute Nachrichten für die Rentenmärkte. Unternehmensanleihen und Anleihen von Schwellenländern, die Renner der Saison, bieten weiterhin attraktive Renditen.
Die Aktienmärkte dürften fest bleiben, so lange die positiven Wirtschaftsnachrichten überwiegen, vermutlich also noch für den Rest des Jahres. Die überbordende Liquidität ist ein zusätzlicher positiver Faktor. Die Risiken sind aber nach wie vor ungewöhnlich groß. Nicht nur das, gemessen an den Kurs-Gewinnverhältnissen und den Risikoprämien sind Aktien weltweit inzwischen auch wieder recht teuer.
Der Dollar schwächelt, obwohl sich das amerikanische Leistungsbilanzdefizit dramatisch verringert hat und die Nachrichten aus der Wirtschaft immer besser werden. Vermutlich drückt das Überangebot staatlicher Papiere auf’s Gemüt der internationalen Anleger. Was sollen sie mit all den Dollars anfangen?
Ausführliches zu den Aussichten für Aktien und Anleihen in die wichtigsten Industrie- und Schwellenländern in meinem neusten Investment Outlook:
Wermuth’s Investment Outlook – August 2009*) (pdf, 214 KB)
*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)