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Was erlauben Trichet?

 

Es war ja klar, dass für die deutschen Medien die Entscheidung der EZB, Staatsanleihen aufzukaufen, mindestens den Untergang des Abendlands einläutet. Dazu ein paar Gedanken:

1. Korrelation ist nicht gleich Kausalität: Aus der Tatsache, dass Trichet die Entscheidung am gleichen Tag verkündete, an dem auch die Politik ihr Rettungsprogramm auflegte, folgt nicht, dass die Entscheidung auf Druck der Politik erfolgte. Nach meine Informationen – sie mögen falsch sein – hat die EZB aus eigenem Antrieb heraus gehandelt und das halte ich auch für plausibel, denn Trichet war in der ganzen Rettungsdebatte eher Antreiber als Getriebener.

2. Wenn die Sache sterilisiert wird, hat das Programm vielleicht eine allokative, aber keine inflationäre Wirkung. Am Ende ist es ein Aktivtausch: Spanische Anleihen rein in die Bilanz, andere Papiere raus. Vielleicht macht die EZB dabei einen Verlust, aber das ist eben der Preis.

3. Man kann darüber diskutieren, ob bei Vollzuteilung die Sterilisierung gelingt – aber das werden die Zentralbanker schon irgendwie lösen. Jedenfalls handelt es sich von der Intention her nicht um quantitative easing. Es wird kein Geld gedruckt.

4. Es besteht natürlich das Risiko, dass man aus dem Programm nicht mehr raus kommt, weil die Spanier nicht sparen, sondern sich daran gewöhnen, dass die EZB ihre Bondpreise pflegt und damit in der Tat Staatsschulden monetisiert werden. Aber das ist eine politische Frage, die nicht das Programm als solches diskreditiert.

5. Wenn die These stimmt, dass ein Teil der Verwerfungen auf Dysfunktionalitäten am Bondmarkt zurückzuführen ist, dann ist eine staatliche Intervention genau richtig.

6. Man kann darüber streiten, ob diese Intervention von der Finanzpolitik oder von der Geldpolitik kommen muss. Ich denke, dass die Geldpolitiker fürchteten, der Rettungsschirm werden vielleicht nicht rechtzeitig wirken und deshalb mitmischen wollten.

7. Natürlich verändert der Eingriff die Marktpreise – aber hey: Waren die Kurse in den vergangenen Wochen (und mehr noch in all den Jahren, in denen man den Spaniern billiges Geld zur Verfügung stellte) wirklich fundamental gerechtfertigt? The market isn’t always right.

8. Why can’t we have a better press corps?