Ich bin on-the-record mit einem vorsichtigen endorsement von Axel Weber als Präsident der Europäischen Zentralbank. Nach seiner Entscheidung, gegen den Kauf von Staatsanleihen zu stimmen und seine Kritik am Kurs des EZB-Rats, dem er selbst angehört, auch noch öffentlich zu machen, wird er im Ausland skeptischer beurteilt. Paul Krugman hat im Handelsblatt gegen Weber Stellung bezogen, auch in der EU regt sich offensichtlich Widerstand, wollen ebenfalls die Düsseldorfer Kollegen erfahren haben (leider kein Link).
Ich bin unschlüssig. Ich halte den Kauf von Staatsanleihen in der Situation, in der Europa nun einmal war, für alternativlos und bin der Meinung, Differenzen im Zentralbankrat sollten auch da bleiben. Ich habe Weber in dem Artikel damals unterstützt, weil ich glaube, dass er viel pragmatischer ist, als viele denken, dass er gute Leute zur Bundesbank geholt und sie so nach vorne gebracht hat (wenn die Volkswirte in der Bundesbank nicht gewesen wären, wären wir in dieser Krise völlig untergegangen) und dass er sich allein durch die konservative veröffentlichte Meinung in Deutschland gezwungen sieht, den Falken zu spielen.
Wenn er erst einmal an der Spitze der EZB ist, so dachte ich, dann lernen wir den wahren Weber kennen und dann ist er souverän genug, die Kritik der monetären Taliban in deutschen Universitäten und Redaktionsstuben an sich abprallen zu lassen. Die meisten von ihnen stecken er und seine Leute analytisch locker in die Tasche.
Ich glaube immer noch, dass Weber ein kluger und pragmatischer Ökonom ist. Was ich mich frage ist: Wie souverän ist er wirklich?