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To bail out or not to bail out

 

Weissgarnix reitet eine wortgewandte Attacke gegen unsere lieben Finanzmarktakteure, die sich partout nicht an den Kosten einer Krise beteiligen wollen und die Insolvenzpläne der Kanzlerin deshalb kritisieren.

Wenn das Grundprinzip des Kapitalismus – keine Rendite ohne Risiko, jeder haftet für seine Entscheidungen – hier ganz offenbar nicht akzeptiert wird, warum lassen wir es nicht ganz bleiben mit der Marktwirtschaft, fragt er.

I beg to disagree. Die Argumentation erscheint mir in erster Linie moralischer Natur: Eine Norm bezieht seine Geltungskraft aus ihrer universellen Anwendung. Wenn dieses Prinzip nicht durchgehalten werden kann, dann weg mit der Norm. Hier der Kapitalismus.

Doch den zeichnet meines Erachtens nicht seine moralische Überlegenheit aus, sondern seine Fähigkeit, Güter zu produzieren. Und zwar eine ganze Menge und ziemlich effizient. Er muss sich also nicht moralisch legitimieren, sondern technisch.

Jede Argumentation pro Gläubigerbeteiligung (und die Probleme des Timing und der mangelhaften beziehungsweise unnötig harten Ausführung, die ja im Zentrum der Kritik stehen, lasse ich jetzt einmal außen vor) muss also über die Anreize kommen, über Marktdisziplin und so weiter, die Finanzmärkte als fünfte Gewalt, die die staatlichen Exzesse eindämmen. Tietmeyer eben, wie Lübberding gezeigt hat. Man kann das tun, aber dann werden die Dinge schon komplizierter.

Und ins Allgemeine gewendet: Wenn Moraldefizite der Preis sind für Wohlstandsgewinne – so sei es. Lieber too big to fail als arm, lieber der totale bail-out als die Steinzeit. Das jemand den ganzen Kram ordentlich verteilen muss: Sowieso klar.