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Wenn die Löhne zu stark steigen, müssen die Zinsen erhöht werden

 

Liebes Kapital,

Du hast heute Abend, morgen in der FTD nachzulesen, mal wieder eine solch simple Frage gestellt, dass es mich einfach juckt, zu antworten. Ob ich einer Deiner keynesianischen Freunde bin, mit dem Du gerne die EZB-PK beobachtet hättest, weiß ich nicht. Und ich muss gestehen, mich hat an den Äußerungen von Jean-Claude nix gestört. Wenn er etwas anderes gesagt hätte auf die vielen Nachfragen zur Inflation, dann wäre ich hellhörig geworden. Aber das war doch der übliche Buba-Trash.

Ich halte die Aufregung der Analysten und auch Deine für vollkommen übertrieben. Trichet trägt das Erbe der Bundesbank weiter und das lautet nun mal hinter jedem Kieselstein Inflation zu vermuten und immer vigilant zu sein – zumindest im öffentlichen Diskurs. In Wirklichkeit, so schätzt Du es ja auch ein, tut sich gar nichts, das ist alles nur für die Galerie, bestehend aus so schrägen Ökonomen wie die der FAZ oder des Handelsblatts. Trichet wurde immer schriller, je nachhakender die Fragen zur Inflation wurden. Das ist typisch Trichet. Ich habe mich auf seine Anfangsstatements bezogen, die völlig cool waren und habe getitelt „Trichet hat noch keine Angst vor Inflation“.

Aber das war es ja nicht, was die Kolumne wissen wollte. Du wolltest wissen, ab welcher Inflationsrate die Notenbank anfangen müsste, die Zinsen zu erhöhen? Meine Antwort: Es kommt darauf an, was die Inflation treibt. Sind es die Lohnerhöhungen, dann ist Alarm angesagt. Sind es dagegen administrierte Preise, also Tabaksteuererhöhung oder Mehrwertsteuererhöhungen, sind es Öl und Gas, dann kann die Notenbank ruhig bleiben. Denn beide Kategorien Preiserhöhungen machen die Menschen ärmer, schränken also ihr Inflationspotenzial ein. Anders ausgedrückt: Sowohl die Erhöhung administrierter Preise als auch die von Rohstoffpreisen wirkt deflationär, raubt Kaufkraft. Deshalb lohnt der Blick auf die um administrierte Preiserhöhungen bereinigte Kernrate der Inflation. Solange hier nix geht, können Notenbanker, die nur der Inflationsbekämpfung verpflichtet sind, ruhig schlafen.

Deshalb geht es nicht um die Frage fünf oder 15 Prozent, sonder darum, woher die Inflation resultiert. Wenn die Kernrate um administrierte Preise bereinigt deutlich über zwei Prozent liegt, müssen die Zinsen erhöht werden.

So long,
Dein Robert Heusinger