Es sieht danach aus, als stünden die Aktienmärkte global vor einer längeren Korrektur. Steigende Notenbanksätze sind dabei das geringste Risiko: Die Zügel dürften nur sehr vorsichtig angezogen werden, so dass die Geldpolitik nach wie vor expansiv wirkt. Das größte Risiko für die Konjunktur und damit für die Unternehmensgewinne sind die hohen Rohstoffpreise, vor allem der Ölpreis. Er bewirkt eine massive Umverteilung der Einkommen von den Ölkonsumenten hin zu den Ölproduzenten und dämpft damit die Nachfrage in den meisten OECD-Ländern, aber auch in China und Indien. Dass es im Euroland noch zu einer Krise kommen wird, die mit dem Lehman-Konkurs von September 2008 vergleichbar ist, glaube ich dagegen nicht mehr. Die Regierungen der 17 Euroländer sind entschlossen, alles zu tun, was zu tun ist, auch wenn es viel Geld kostet. Ein anderes, ernsteres Risiko für die Aktienmärkte ist das hohe Kursniveau: Zyklisch bereinigt liegen die Gewinne unter ihrem aktuellen Niveau – so dass die Kurs-/Gewinnverhältnisse höher sind als es den Anschein hat.
Die Rentenmärkte werden fest bleiben, da es trotz der boomenden Rohstoffpreise und der kräftig gestiegenen Verbraucherpreise keinen nennenswerten Anstieg der Inflationserwartungen gibt. Auch eine etwas restriktivere Geldpolitik wird dem Markt nichts anhaben. Die Renditen der Anleihen einiger schwächerer staatlicher Schuldner erscheinen durchaus attraktiv.
Der Ölpreis ist stark gestiegen. Dennoch sprechen strukturelle Gründe dafür, dass er nie mehr auf das 20-Dollarniveau der Jahre 1986 bis 2001 fallen wird, und auch nicht mehr unter 60 oder 70 Dollar. Alle Rohstoffe, die mit Infrastruktur und Unternehmensinvestitionen zu tun haben, werden teuer bleiben. Aber sowohl die Nahrungsmittelpreise als auch der Goldpreis werden wieder deutlich fallen.
Am Devisenmarkt wird es bei den Aufwertungstendenzen von Schweizer Franken, norwegischer und schwedischer Krone sowie vor allem des Yen bleiben. Die Situation der Leistungsbilanzen und der Sicherheitsaspekt bestimmen die Kursentwicklung, nicht so sehr die Zinsen. Der Euro wird lediglich gegenüber Dollar und Pfund weiter aufwerten. Der Rubel hat ein beträchtliches Aufwertungspotential.
Ausführliches zur wirtschaftlichen Lage in den wichtigsten Industrie- und Schwellenländern und den Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Wechselkurse in meinem neusten Investment Outlook:
Wermuth’s Investment Outlook – March 2011*) (pdf, 231 KB)
*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)