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Wollt ihr die totale Blase?

 

Es ist international Konsens, dass Deutschland „mehr“ tun muss, damit die Krise im Euro-Raum überwunden werden kann. Gemeint ist damit in der Regel, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage hierzulande angekurbelt werden soll.

Davon profitieren die Südländer über zwei Kanäle: Erstens erhöhen sich mit steigendem Einkommen die Importmengen und zweitens führt eine höhere Auslastung der Kapazitäten zu steigenden Preise und Kosten. Das hat zur Folge, dass deutsche Unternehmen im Vergleich mit ihren Konkurrenten in Südeuropa tendenziell weniger wettbewerbsfähig werden – und deutsche Produkte durch italienische ersetzt werden. Wir haben es also mit einem Einkommens- und einem Substitutionseffekt zu tun, die beide in die gleiche Richtung weisen.

So weit so gut, denn in der Tat führt kein Weg daran vorbei, dass der Süden billiger wird und auf Konsum verzichtet und der Norden teurer wird und mehr konsumiert. Das zeigt der Blick auf die Alternativen.

  1. Der Süden verzichtet auf die Anpassung und konsumiert munter weiter: Dann sind aber mehr oder weniger dauerhafte Transfers nötig, weil das private Kapital nicht mehr bereit ist, diesen Konsum zu finanzieren.
  2. Der Norden verzichtet auf die Nachfrageausweitung, dann muss das Sozialprodukt insgesamt sinken, weil der Nachfrageausfall im Süden nicht kompensiert wird. Es droht also eine lang anhaltende Konjunkturkrise.
  3. Europa holt sich die fehlende Nachfrage aus dem Rest der Welt durch eine kräftige Ausweitung der Exporte. Dazu muss also ein Leistungsbilanzüberschuss aufgebaut werden. Das wird der Rest der Welt aber nicht akzeptieren.

Das Bruttoinlandsprodukt setzt sich bekanntlich zusammen aus Konsum, Investitionen, Staatsausgaben und dem Saldo aus Exporten und Importen.

Y=C+I+G+X-M

Wenn der Süden C und I nach unten schraubt, muss etwas geschehen, sonst sinkt das Y. Und hier kommt die deutsche Nachfrage ins Spiel.

Die Frage ist nur: Wie viel davon brauchen wir? Die deutsche Konjunktur läuft bereits prächtig. Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Löhne steigen, die Importe legen bereits zu. Und wenn die EZB ihr Mandat ernst nimmt und nicht aus Angst vor deutschen Sensibilitäten zu früh gegensteuert, wird auch die etwas Inflation zulegen. Das geht also bereits in die richtige Richtung und man sollte es auch laufen lassen. Aber aus nationaler Perspektive fällt es auch aus einer keynesianischen Perspektive schwer, jetzt zusätzliche Konjunkturprogramme zu rechtfertigen.

Wenn das stimmt, dann ist die Forderung nach zusätzlichen Konjunkturmaßnahmen letztlich eine Forderung nach einer Überstimulierung der deutschen Wirtschaft. Das kann man wollen oder nicht, aber man sollte sich zumindest bewusst sein, was man da fordert. Eine Überhitzung kann sehr unschöne Folgen haben.

Kantoos hat eine Alternative im Sinn. Denn wenn die Deutschen diese Überhitzung nicht zulassen, erhöht sich der Spielraum für die EZB, die Nachfrage (AD) im Süden zu stimulieren – denn schließlich „verbraucht“ Deutschland einen geringeren Anteil an Inflation und es bleibt mehr für den Rest übrig.

Overall AD needs to be kept constant by the ECB. If Germany does not allow more AD at home, the AD needs to be created elsewhere. (…) It is best to create some extra demand in the south, rather than overheating the German economy.

Das ist natürlich etwas dran – und eine solche Stimulierung der Nachfrage im Süden könnte auch durch weniger strenge Sparauflagen erfolgen. Nur stoßen wir an dieser Stelle auf einen Zielkonflikt: Je stärker die Anpassung im Süden makroökonomisch flankiert wird, desto weniger Anpassung wird es geben. Denn preisliche Wettbewerbsfähigkeit und Nachfrage hängen voneinander ab. Im Extremfall voll ausgelasteter Kapazitäten werden die Löhne natürlich weiter kräftig steigen. Nun kann man seine Hoffnungen darauf setzen, dass die Wettbewerbsfähigkeit über Produktivitätsgewinne gesteigert wird, aber ich glaube, da hofft man lange.

(Ernüchterndes) Fazit: There is no easy way out.