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Wie schlimm ist das Ende?

 

Es gibt in Deutschland eine große Sehnsucht – ich weiß nicht, wo sie herkommt, vielleicht hat das der Idealismus verbockt – nach Endgültigkeit. Nach dem großen Crash, dem reinigenden Gewitter, dem Neuanfang.

Wolfgang Münchau dazu:

Wer heute das Ende des Schreckens fordert, unterschlägt wie seine ideologischen Blutsbrüder aus den dreißiger Jahren die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Kosten eines solchen Gewaltaktes. In der Ermittlung der vermeintlichen Kosten der Rettungsprogramme oder einer Fiskalunion zählt hingegen jede Erbse, die meisten doppelt und dreifach.

In der Tat: Das Ende wird schrecklich, wenn es denn kommen sollte. Es wird Chaos geben in Europa und Elend und man wird einen Schuldigen suchen und Deutschland wird es sein. Dann wird es noch mehr Chaos geben. Man kommt in den Euro leicht hinein, aber man kommt nur schwer wieder heraus. Das war ja auch im Sinne der Gründerväter, die im Sinne der funktionalistischen Integrationstheorie mit der Währung das Fundament für einen Staat legen wollten.

Man sollte meine gestrige positive Analyse über den drohenden Zusammenbruch der Währungsunion also nicht mit einer normativen verwechseln. Der  Zerfall des Euro-Raums beweist nicht, dass die Rettungsgegner recht hatten und man den Dingen seinen Lauf hätte lassen sollen. Im Gegenteil: Der Stammtisch – und das ist metaphorisch zu verstehen –  ist Teil des Problems, weil er ein entschlosseneres Vorgehen, das vielleicht Erfolg gehabt hätte, verhindert hat. Ich bin gespannt, wie sich alle jene, die jetzt leichtfertig das Ende der Retterei fordern aus der Affäre ziehen, wenn ihr Wunsch Wirklichkeit wird mit allen Konsequenzen. Aber ihnen wird schon etwas einfallen.

Es gibt eine schöne Stelle in Dantons Tod:

Geht einmal euren Phrasen nach bis zu dem Punkt, wo sie verkörpert werden. – Blickt um euch, das alles habt ihr gesprochen; es ist eine mimische Übersetzung eurer Worte. Diese Elenden, ihre Henker und die Guillotine sind eure lebendig gewordnen Reden.

Ich legen sie jedem ans Herz, der sich in der Öffentlichkeit äußert.